Die wunderbare Welt der Gaps

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Die wunderbare Welt der Gaps

 
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Die wunderbare Welt der Gaps

von Jochen Steffens

Der Markt ist schon ein wenig "aus der Fassung". Schauen Sie sich die Häufigkeit der Gaps (Definition Gap: siehe Textende) allein im Dax an.
Das ist heute nun schon das vierte Gap seit neun Tagen. Irgendetwas passiert dort. Also aus gegebenen Anlass eine kleine Abhandlung zu
Gaps:

Es gibt drei idealtypische Gaps: Als erstes ist das "Ausbruchsgap" zu nennen. Dieses entwickelt sich gerne, wenn nach einem langen Aufwärtstrend zum Beispiel der Aufwärtstrend gebrochen wird oder wenn nach deutlichen Kursverlusten (Sell off) der Markt dreht. Es kann also ein Anzeichen für einen Trendumkehr sein. Es signalisiert aber grundsätzlich den Beginn einer neuen Bewegung.

Das zweite Gap ist das "Fortsetzungsgap". Dieses entwickelt sich idealtypischerweise in der Mitte eines Trends. Zwar ist dieses Gap etwas seltener, hat aber eine wichtige Funktion: Es zeigt an, wo das Kursziel der aktuellen Bewegung zu finden ist. Da diese Gaps, wie gesagt, in der Mitte einer Bewegung auftreten, muss man nur noch die Bewegung hin zum Gap "messen" und sie auf das Gap addieren, um zu wissen, wo das (vorläufige) Ende der aktuellen Bewegung liegen wird.

Wenn der Trend dann weitergelaufen ist und in der Nähe des Kursziels noch ein Gap generiert wird, nennt man dieses Gap das "Erschöpfungsgap". Das bedeutet, nach langen Trends kann ein Gap anzeigen, dass das Ende eines Trends bevorsteht. Der Trend hat sich mit diesem Gap sozusagen "erschöpft". Oft werden damit Übertreibungen angezeigt.

Wenn Sie nun das Ausbruchsgap und Erschöpfungsgap zusammennehmen, erkennen Sie, dass eine Trendumkehr gerne von zwei Gaps umrahmt ist.

Zunächst ein Erschöpfungsgap, das signalisiert, dass ein Trend erschöpft ist und sein Ende findet. Dann wird ein Hoch/Tief gebildet und danach signalisiert ein Ausbruchsgap, dass eine neue Bewegung in die andere Richtung startet.

Diese Formation, die dadurch entsteht nennt man auch Insel Gap (Island Gap). Wenn eine Kursbewegung von zwei Kurslücken eingerahmt ist, dann sieht der Kursverlauf zwischen den Gaps auf einem Chart wie eine Insel aus. Eine Insel, die durch die Kurslücken keinen Kontakt zu den anderen Kursverläufen hat. Diese Formation tritt (leider) sehr selten auf, ist aber ein sehr verlässliches Anzeichen einer Trendumkehr.

Der Dax versuchte übrigens heute so eine Formation auszubilden, leider nicht ganz idealtypisch. Denn das Anfangs-Gap heute war etwas "mager"
und wurde auch schnell wieder durch Kursverluste im Dax geschlossen.
Doch auch so kann diese Formation als Indikator für steigende Kurse genutzt werden.

Gaps können Ihnen demnach nützliche Anzeiger sein, in welcher Phase sich ein Trend gerade befindet.

Definition Gaps: Da einige von Ihnen noch einmal nachgefragt haben, was Gaps genau sind, noch einmal die Erklärung:

Eine Gap, also eine Kurslücke, bildet sich in der Zeit, in der nicht gehandelt wird. Um solche Gaps zu finden, sollten Sie nicht Liniencharts benutzen, da diese jeden Kurs mit dem nächsten einfach verbinden. Nutzen Sie hierzu besser Candlestick- oder Barcharts. Dort erkennen Sie das Phänomen besser.

Es tritt auf, wenn der erste Kurs des neuen Handelstages signifikant über oder unter dem Höchst- beziehungsweise Tiefstkurs des Vortages liegt. Ein Beispiel: Der Dax schließt um 17.30 Uhr bei 3800 Punkten.
Dann wird über Nacht Bin Laden gefasst oder der Ölpreis fällt in sich zusammenfällt, weil in den USA in einem vergessenen Öldepot noch einige Milliarden Barrel Rohöl gefunden wurden. Am nächsten Morgen startet der Dax bei 4000 Punkten. Dann entsteht auf einem Bar- oder Candelstickchart eine Lücke, die 200 Punkte umfasst.

Sie sehen dann eine weiße Fläche im Kursverlauf. Deswegen ist es auch wichtig, dass der neue Kurs des neuen Tages über dem Tageshoch oder unter dem Tagestief des vorherigen Tages liegt. Sonst ist bei diesen Chartarten keine Lücke zwischen den Kerzen/Bars zu erkennen.

Kurz gefasst: Ein Gap signalisiert, dass etwas Entscheidendes in der handelsfreien Zeit geschehen ist. Gaps werden gerade in Amerika eine besondere Bedeutung beigemessen. Hier gibt es viele Trader, die (eigentlich fälschlicherweise) davon ausgehen, dass jedes Gap geschlossen wird. Geschlossen bedeutet, dass irgendwann der Kurs noch einmal das Startniveau des Gaps (in diesem Falle die 3800 Punkte) erreichen wird.

Gerade im kurzfristigen Bereich traden viele Trader darauf, dass sobald irgendwann später eine Bewegung den Kurs wieder in Richtung des Gaps bringt, das Gap auch geschlossen wird. In den USA ist das meines Erachtens zu einer Manie verkommen, die tatsächlich dazu führt, dass eine Vielzahl der Gaps, besonders im Nasdaq, geschlossen wurden.

Kurz zum Markt: Nachdem der Ölpreis deutlich runter gekommen war und der Euro auch unter seiner Widerstandszone bei ca. 1,29 Dollar Schwäche zeigte, generierten die amerikanische Indizes an wichtigen Trendlinien erneut deutliche Umkehrsignale. Diejenigen unter Ihnen mich schon länger lesen, kennen diese Traderregel: Den ersten Bodenversuch vorbei gehen lassen (das waren die Umkehrsignale der letzten Woche) und den zweiten Bodenbildungsversuch traden.


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