Das Jahr 2005 dürfte ein gutes Aktienjahr werden. Diese Schlußfolgerung legt jedenfalls der Blick auf die Kursprognosen der Banken nahe. Fast alle der von dieser Zeitung befragten Finanzinstitute rechnen auf Jahressicht in Europa wie auch in Amerika mit steigenden Aktienkursen.
Für den Deutschen Aktienindex Dax sagen die Strategen im Durchschnitt ein Jahresendniveau von fast 4.600 Punkten und damit ein Plus von mehr als 7 Prozent voraus. Für den Euro-Stoxx-50, der die 50 wichtigsten Aktien im Euro-Raum abbildet, prognostizieren sie ein Kurspotential in ähnlicher Höhe. Die amerikanischen Standardwerte im Dow Jones sollten demnach im nächsten Jahr fast 6 Prozent auf gut 11.400 Punkte zulegen können.
Bandbreite der Prognosen ist groß
Allerdings ist das Börsenbild nicht ungetrübt. Die weltwirtschaftlichen Perspektiven sind gemischt. Vor allem in Europa lahmt der Aufschwung. Die fortgesetzte Dollarschwäche belastet hierzulande das wichtige Exportgeschäft. Ein Ende der hohen Ölpreise und der Hausse bei Rohstoffen insgesamt ist nicht in Sicht. Und obgleich die Banken in ihren Analysen angesichts dieses Umfelds mit einem deutlich nachlassenden Wachstum bei den Unternehmensgewinnen rechnen, geben sie sich zuversichtlich.
Die Bandbreite der Prognosen ist derweil groß, der Trend zu höheren Kursen am Jahresende aber eindeutig. Während einige Finanzinstitute wie HSBC Trinkaus & Burkhardt auf Jahressicht für den Dax sogar mit einem Rückgang von derzeit knapp 4.300 Punkten auf 4.100 Punkte rechnen, trauen die meisten Banken den deutschen Standardwerten einiges an Kurspotential zu. Besonders optimistisch äußern sich die Commerzbank, M.M. Warburg und die SEB. Ihre Dax-Prognose zum Ende des nächsten Jahres liegt bei 4.750 Punkten - aus jetziger Sicht ein stattliches Kursplus von etwa 12 Prozent.
Amerikanische Aktien inzwischen fair bewertet
Einen der Schlüsselfaktoren für dieses Aufwärtspotential sieht Carsten Klude von M.M. Warburg in der relativ deutlichen Unterbewertung europäischer Aktien: Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) liege hier im Durchschnitt bei 12, was historisch gesehen niedrig sei. Das durchschnittliche KGV im Dax beispielsweise lag in den vergangenen 20 Jahren bei etwa 16. Auch in Relation zu Anleihen sehen Dividendenpapiere nach Ansicht von Klude derzeit günstig aus.
Amerikanische Aktien hingegen seien inzwischen fair bewertet, daher gelte Europa als die zu bevorzugende Anlageregion. Klude gründet diese Empfehlung auch auf die fortgesetzte Dollarschwäche, die Investoren hierzulande bei Anlagen in Amerika kräftige Ertragseinbußen beschert. Dieser schwache Dollar ist es aber auch, der Experten wie Volker Borghoff von HSBC Trinkaus & Burkhardt skeptisch werden läßt. Die Bank rangiert mit ihren Indexprognosen daher sowohl beim Dax als auch beim Euro-Stoxx 50 am unteren Ende der genannten Werte.
Bremsklotz für die Gewinnentwicklung
Aller Erfahrung nach komme es drei bis sechs Monate nach einem so ausgeprägten Dollarverfall wie zuletzt bei den Unternehmen zu deutlichen Revisionen der Gewinnschätzungen. Dieses Phänomen werde sich bereits im ersten Halbjahr auch am Aktienmarkt niederschlagen, warnt Borghoff. Zudem verschlechtere sich vor allem hierzulande das makroökonomische Umfeld und mithin das Wachstumspotential der Unternehmen. Borghoff favorisiert daher amerikanische Werte, weil sich hier aufgrund des schwachen Dollar und des in den Vereinigten Staaten nach wie vor intakten Konjunkturumfelds ein besseres Gewinnmomentum ergebe.
Den hohen Ölpreis macht die Mehrheit der Analysten derzeit jedoch nicht als übergroßen Bremsklotz für die Gewinnentwicklung der Unternehmen und die Aktienmärkte aus. Im Gegenteil: Viele Banken geben Entwarnung und prognostizieren eine leichte Entspannung in diesem Bereich. Doch nicht nur von der Kursseite winkt Anlegern potentieller Gewinn. Ein Thema, das die Jahresausblicke derzeit beherrscht, sind die Ausschüttungen der Unternehmen an ihre Aktionäre. Die Dividendenrenditen sind in einigen Bereichen bereits deutlich gestiegen. Und die Banken rechnen für 2005 angesichts der komfortablen Liquiditätslage der Unternehmen mit weiteren Dividendenerhöhungen oder Aktienrückkaufprogrammen.
Zeit der überdurchschnittlichen Kursentwicklung der Nebenwerte ist vorbei
Unter diesem Blickwinkel seien im kommenden Jahr allen voran Versorger sowie Telekomwerte interessant, meint Borghoff. Daneben rät er zu Chemiewerten, da sie als Spätzykliker von dem auslaufenden Aufschwung profitieren dürften. Klude nennt auch Bewertungsgründe für die von ihm favorisierten Telekom- und Versicherungsaktien. Insgesamt finden sich angesichts des ungewissen konjunkturellen Umfelds derzeit häufig defensive Aktien auf den Empfehlungslisten der Banken.
Sollten Anleger nun in Standardwerte oder eher in kleinere und mittlere Unternehmen investieren? Viele Experten meinen, daß die Zeit der überdurchschnittlichen Kursentwicklung der Nebenwerte vorbei sei. Klude setzt auf große Namen, da sie vergleichsweise günstig bewertet seien und zudem im Durchschnitt mit höheren Dividendenrenditen lockten. Borghoff hingegen traut den kleineren Unternehmen auch weiterhin ein überdurchschnittliches Kurspotential zu, da sie in globalen Märkten schneller wachsen könnten, auch sei der Preisdruck nicht so hoch. Zudem seien sie nicht so empfindlich gegen konjunkturelle Einflüsse wie große Unternehmen.
Auch im vergangenen Jahr überwog das Lager der Optimisten. Mit Blick auf die aktuellen Indexstände zeigt sich, daß die vor einem Jahr befragten Banken im Durchschnitt bei den europäischen Indizes fast punktgenau richtig lagen. Die tatsächliche Aktienkursentwicklung in Amerika hat ihre Prognosen sogar noch leicht übertroffen. Als besonders treffsicher in der letzten Umfrage erwiesen sich die BHF-Bank und die Dresdner Bank. Glaubt man nun allerdings den Skeptikern, so gilt eines jedenfalls als ausgemacht: Mit der viel beklagten Ruhe und Langeweile an den Aktienmärkten wie über weite Strecken dieses Jahres hinweg sollte es im kommenden Jahr vorbei sein. Denn mit steigender Unsicherheit schwanken auch die Aktienkurse wieder stärker, und die Volatilitäten nehmen zu.
Wünsche allen ein ruhiges und friedvolles Weihnachtsfest 2004 !
Für das Neue Jahr 2005 wünsche ich allen vor allem Gesundheit,
Zufriedenheit und das nötige Quäntchen Glück!
Gruß Moya