Analyst Mayo schreckt nicht vor Verkaufsempfehlung

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Analyst Mayo schreckt nicht vor Verkaufsempfehlung

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Analyst Mayo schreckt nicht vor Verkaufsempfehlungen zurück

New York, 12. März (Bloomberg) -- Michael Mayo gehört einer seltenen Spezies an: Er ist ein Wall-Street-Analyst, der viele Aktien mit ,sell" bewertet, während viele Analysten das ,S-Wort" meiden wie der Teufel das Weihwasser. Mayos Verkaufsempfehlungen dürften ein Grund dafür gewesen sein, dass er im letzten Oktober seinen Job als Bankenanalyst bei Credit Suisse First Boston verlor. Seit Freitag arbeitet Mayo bei Prudential Securities Inc. und hat gleich wieder einige Verkaufsempfehlungen herausgegeben. Wachovia Corp., FleetBoston Financial Corp., U.S. Bancorp, State Street Corp., Mellon Financial Corp., Bank of New York Co., Bank One Corp., National City Corp. und KeyCorp. gehören zu den Instituten, bei denen Mayo nichts Gutes für die Kursentwicklung erwartet.

Mayo hält bei neun Aktien Verkaufsempfehlungen. Bei seinem alten Arbeitgeber CSFB hielten alle Analysten für amerikanische Werte zusammen 12 Verkaufsempfehlungen, berichtet First Call/Thomson Financial. ,Meine Vorgesetzten bei Prudential haben zu mir gesagt,'sage das, was du meinst, und meine das, was du sagst'", erklärt Mayo. ,Wenn ein Analyst ,halten' sagt, aber ,verkaufen' meint, sollte er gleich ,verkaufen' sagen."

Im Mai 1999 erregte Mayo Aufmerksamkeit, als er unter anderem Citigroup, Bank One, Chase Manhattan Corp. und der inzwischen mit Chase verschmolzenen J.P. Morgan & Co. das ,sell"- Etikett verpasste. Obwohl er im letzten Jahr bei der Umfrage des Institutional Investor Magazins auf den zweiten Platz bei den Analysten regionaler Banken kam, verlor er seinen Job bei CSFB. ,Wir sollten bei unseren Bewertungen wieder auf den Teppich zurückkommen", erläutert Mayo. ,'Verkaufen' heißt nicht, dass das Unternehmen pleite ist, sondern dass es schlechter abschneidet als die Branche und die Börse allgemein." Mayo bewertet sieben Aktien mit ,halten", darunter Wells Fargo & Co. und J.P. Morgan Chase & Co. Für First Union Corp., Bank of America Corp. und Citigroup Inc. hat er eine ,strong buy"-Empfehlung.

Verkaufsempfehlungen sind an der Wall Street selten. Nur zwei Prozent aller von Bloomberg in diesem Jahr beobachteten Empfehlungen lauten auf ,sell", während 70 Prozent auf ,buy" lauten und 28 Prozent auf ,hold". Mayos Nachfolgerin bei CSFB, Susan Roth, bewertet vier Aktien mit ,buy" und zehn mit ,hold". Investoren kritisieren, dass Analysten mit Kritik an Unternehmen meist zurückhalten, um das Investmentbanken-Geschäft nicht zu gefährden und die Klienten aus der Vermögensverwaltung, die diese Aktien halten, nicht zu verärgern.

Mayo mag zwar mutig sein, aber trotzdem liegt er mit seinen Bewertungen nicht immer richtig, bemängeln manche Investoren. ,Wir sollten nicht vergessen, dass er die Kursrallye im letzten Herbst verschlafen hat", kritisiert Michael Stead, bei SIFE Trust Fund für die Investments zuständig. ,Kurz vor seiner Kündigung hat die Aktien mit ,sell" bewertet, aber im Juli/August hatte er keine Kaufempfehlung auf den Aktien, obwohl Bankaktien ein richtiges Kursfeuerwerk hingelegt haben." Mayo entgegnet, dass die Rallye grösstenteils erst stattgefunden habe, nachdem er seinen Job verloren habe. ,Während dieser Zeit war ich arbeitslos", erklärt er. ,Für diese Entwicklung bin ich nicht mehr verantwortlich. Während die Bankaktien abhoben, war ich mit meiner kleinen Tochter in der Musikstunde."

Auch bei seinen früheren Empfehlungen lag Mayo nicht immer richtig. Im Mai 1999 empfahl er unter anderem, Citigroup und Bank One zu verkaufen. In den 12 Monaten, die darauf folgten, fielen Bank One 44 Prozent, während Citigroup 41 Prozent zulegten. In den vergangenen 12 Monaten sind Citigroup nochmals um 34 Prozent gestiegen und Bank One konnten 50 Prozent zulegen. Der KBW/Philadelphia Bank Index hat 40 Prozent gewonnen.

Mayo begründet seine Verkaufsempfehlungen für die meisten Bankaktien damit, dass das Gewinnwachstum bei den Finanzinstituten ,in diesem Jahrzehnt vielleicht halb so hoch ausfallen wird wie im vergangenen." Die Banken könnten nicht mehr länger damit rechnen, ihre Gewinne durch sicherere Kredite und Kostensenkungsprogramme zu steigern, führt er aus. Auch die nachlassende Konjunktur und schwache Kapitalmärkte könnten sich negativ auf die Gewinne der Banken auswirken, fügt er hinzu.

Auch mit seinen Kaufempfehlungen schwimmt Mayo gegen den Strom. Er gehört zu den elf von 29 Analysten, die First Union beobachten und mit ,strong buy" bewerten. First Union hat ihre Dividende auf die Hälfte gesenkt und kämpft, wie einige andere Banken auch, mit gefährdeten Krediten. Analysten vergleichen die Bank häufig mit Bank One, die sich ähnlichen Problemen gegenüber sieht. Mayo bewertet Bank One mit ,sell" und hat ein Kursziel von 27 Dollar für die Aktie. Gegenwärtig notieren Bank One bei 36,89 Dollar. ,First Union ist preiswerter als Bank One, weil ihre Systeme besser sind, und sie wahrscheinlich stärker von einer Übernahme bedroht ist, wenn sie nicht bald auf einen grünen Zweig kommen", resümiert Mayo.




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