Ein Sofa in einem Wohnzimmer (Symbolbild).
Freitag, 08.06.2018 13:34 von | Aufrufe: 1160

Steinhoff-Töchter in Österreich: Bei Kika und Leiner heißt es weiter zittern

Ein Sofa in einem Wohnzimmer (Symbolbild). pixabay.com

Wien/St. Pölten (dpa-AFX) - Für die Beschäftigten und Lieferanten der Möbelhandelsketten Kika und Leiner heißt es übers Wochenende weiter zittern. Kika/Leiner-Österreich-Chef Gunnar George konnte am Freitag nach der Kündigung des Kreditversicherers Euler Hermes vergangene Woche noch keine tragfähige Lösung präsentieren. Die Verhandlungen mit den Kreditversicherungen dauerten an, hieß es in einer knappen Mitteilung der Firma.

George selbst ist derzeit für Medien nicht erreichbar. In der Unternehmensmitteilung wird er mit folgenden Worten zitiert: "Wir verhandeln derzeit intensiv, um entsprechende Verträge abschließen zu können. Unser Wunsch, schon diese Woche eine Lösung zu finden, hat sich leider aufgrund der Komplexität nicht erfüllt. Ergebnisse werden im Laufe der nächsten Woche erwartet. Bis dahin sind wir in engem Kontakt mit unseren Lieferanten, damit wir auch von Ihnen die nötige Zeit für unsere Verhandlungen erhalten." George betonte, dass "Freitag, nicht - wie von manchen kommuniziert wird - der Schicksalstag unseres Unternehmens ist".

Vergangenes Wochenende wurde bekannt, dass Euler Hermes als Versicherer abgesprungen ist. Dadurch werden etwaige Forderungsausfälle für Lieferanten nicht mehr gedeckt. Der Mutterkonzern Steinhoff betonte gegenüber der österreichischen Nachrichtenagentur APA, dass davon nicht die ganze Gruppe, sondern nur Kika/Leiner betroffen ist. Steinhoff hat diese Woche sogar von wichtigen Kreditgebern im Restrukturierungsprozess Rückendeckung erhalten. Bestimmte Kreditgeber würden den Prozess mit verschiedenen Maßnahmen bis zum 30. Juni unterstützend begleiten, hieß es am Mittwoch.

Das Problem für Kika und Leiner: Bisher wurden über 90 Prozent der Lieferanten bei einer einzigen Kreditversicherung abgedeckt. Ohne Kreditversicherer muss Kika/Leiner Waren bar oder gegen Vorkasse bezahlen. Lange kann sich das keine Firma leisten. Im schlimmsten Fall könnten die Möbelhersteller ihre Lieferungen ganz einstellen. Schon jetzt sind die Kunden verunsichert, da sich der Bilanzskandal beim Mutterkonzern Steinhoff bereits ein halbes Jahr hinzieht.

Im ersten Quartal 2017/18 ist der Umsatz bei Kika und Leiner auf vergleichbarer Fläche um 4 Prozent zurückgegangen. Vor allem das Segment mit großen Möbeln, wie etwa Küchen, hatte Umsatzeinbußen. Kunden sorgten sich, ob ihre bereits getätigten Anzahlungen sicher sind beziehungsweise schreckten vor neuen Anzahlungen zurück. Die derzeitige Lage trägt nicht gerade zur Entspannung bei.

Verunsichert sind auch die rund 5 000 Beschäftigten. "Viele Kolleginnen und Kollegen machen sich Sorgen um ihren Arbeitsplatz", so Kika-Betriebsratsvorsitzende Sonja Karner zur APA. Für sie stehen im Juni neben den normalen Gehältern auch noch die Urlaubsgelder an. Dieser zusätzliche Kostenpunkt hat der Möbelkette bereits im Dezember zu schaffen gemacht. Auf den letzten Drücker verkaufte das Unternehmen die Vorzeigefiliale von Leiner auf der Wiener Mariahilfer Straße an Rene Benko. Mit dem Erlös von kolportierten 70 Millionen Euro konnte die Handelskette die Weihnachtsgelder stemmen.

Einigt sich George nicht mit den Kreditversicherern oder Banken, bleibt noch ein Verkauf. Als möglicher Retter hat sich ausgerechnet Erzrivale XXXLutz in Stellung gebracht, der prinzipiell an einer Übernahme interessiert ist. Ein konkretes Angebot wurde aber noch nicht gelegt. Ins Spiel brachte Lutz der Chef der Wettbewerbsbehörde (BWB), Theodor Thanner. Thanner selbst sagte, eine Übernahme sei unter Auflagen denkbar, obwohl die beiden Unternehmen gemeinsam über 50 Prozent Marktanteil hätten.

In der Möbelbranche gehen seither die Wogen hoch. "Für die Möbelindustrie wäre das eine absolute Katastrophe", sagte Claudius Kollmann vom Fachverband Holzindustrie gestern zur APA. Die Möbelhäuser von Lutz (XXXLutz, Mömax und Möbelix) sowie Kika und Leiner hätten zusammen rund 80 Prozent der Verkaufsflächen in Österreich inne. Die heimische Möbelindustrie exportiere kaum, vertreibe wenig direkt und sei auf den Möbelhandel angewiesen. Ikea fällt als Abnehmer nicht ins Gewicht, da die Schweden nur ihre eigenen Produkte verkaufen. Würden sich die zwei größten Händler zusammenschließen, würde der Druck auf die Industrie stark steigen.

Laut Zahlen von Kreutzer Fischer & Partner kommt XXXLutz in Österreich auf einen Marktanteil von 30 Prozent, Kika/Leiner auf 21,8 Prozent und Ikea auf 15,4 Prozent./kan/tsk/APA/men


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