MÜNCHEN (dpa-AFX) - Die von Kursverfall und Dividendenkürzung gebeutelten Aktionäre des Fernsehkonzerns ProSiebenSat.1
Der Fernsehkonzern des früheren italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi hat Ende Mai knapp 10 Prozent an dem Münchner Unternehmen erworben. Wegen des Kursverfalls der ProSiebensat.1-Aktie bekam er das Paket zum Schnäppchenpreis von rund 330 Millionen Euro. Die Aktie hat innerhalb eines Jahres fast die Hälfte ihres Werts verloren, seit drei Jahren sogar zwei Drittel eingebüßt.
Die Italiener sprachen von einer europäischen Fernsehallianz - Conze dagegen sieht keine Logik in einer industriellen Zusammenarbeit mit Mediaset. Er investiert kräftig in Programminhalte, in deutsche Shows, Magazine und Serien, die er sowohl im klassischen Werbefensehen als auch über Streaming-Plattformen im Internet ausstrahlen will. Noch im Juni will Conze die Plattform Joyn starten, auf der auch das ZDF und womöglich auch die ARD als Partner Inhalte anbieten. Schon in zwei Jahren will Conze mit Joyn zehn Millionen Zuschauer erreichen.
Zugleich investiert Conze - gemeinsam mit dem Kölner Konkurrenten RTL
Der Deutsche-Börse-Aufsichtsrat Johannes Witt hat als Privataktionär von ProSiebenSat.1 das Personalkarussell unter Conze kritisiert. Seit einem Jahr verließen vier Vorstandsmitglieder das Unternehmen, nur der stellvertretende Vorstandschef Conrad Albert blieb übrig. Obwohl Gewinn, Dividende und Aktienkurs schrumpften, sei Alberts Gehalt verdoppelt worden auf 3,7 Millionen Euro, und Conze habe samt einer Antrittsprämie seit Juni sogar 5,5 Millionen Euro kassiert. Die geplante Wiederwahl von Aufsichtsratschef Werner Brandt sei den Aktionären angesichts der "Schieflage des Unternehmens" nicht zuzumuten, schrieb Witt in einem Gegenantrag an die Hauptversammlung.
ProSiebenSat.1 peilt im laufenden Jahr einen Umsatzzuwachs auf 4,2 Milliarden an, stellt wegen der Investitionen aber einen Rückgang des Betriebsgewinns auf etwa 960 Millionen Euro in Aussicht. Zwar steigen die Umsätze mit Internetportalen wie Parship und Vervox, aber der Konzerngewinn wird vor allem vom Werbefernsehen getragen./rol/DP/stk
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