(neu: Mehr Details und Hintergrund.)
MÜNCHEN/PREMSTÄTTEN (dpa-AFX) - Im zweiten Anlauf ist dem österreichischen Elektronikunternehmen AMS
IG Metall und Osram-Betriebsrat, die eine Zerschlagung des über 110 Jahre alten Traditionsunternehmens fürchten, haben vergeblich Widerstand geleistet. AMS wächst zwar rasant, ist aber hoch verschuldet und will die Übernahme mit Milliardenkrediten und der Ausgabe neuer Aktien finanzieren.
Damit ist ein monatelanges Übernahmedrama um eines der bekanntesten deutschen Industrieunternehmen vorerst beendet. Allerdings steht die Zustimmung der Behörden noch aus. AMS-Chef Alexander Everke sicherte dem Osram-Management "und allen Stakeholdern" enge Zusammenarbeit zu. Der ehemalige Siemens (Siemens Aktie)
Die Osram-Aktie zog auf der Handelsplattform Tradegate nachbörslich deutlich an und gewann gegenüber dem Xetra-Schlusskurs fast 12 Prozent. Mit über 43 Euro war auf der Plattform sogar mehr wert als in der Übernahmeofferte von AMS mit 41 Euro. Die Osram-Aktionäre haben in einer weiteren Annahmefrist noch bis zum 24. Dezember Zeit, ihre Anteilsscheine anzudienen.
Der AMS-Chef hat sehr ehrgeizige Pläne: Everke will einen europäischen Weltchampion in der Optoelektronik schmieden. Die Produkte von AMS und Osram ergänzen sich in vielerlei Hinsicht. Osram stellt LED-Beleuchtung her, AMS optische Sensoren, in Teilen für identische Kundengruppen, darunter Handyhersteller. "Nun gilt es, gemeinsam mit AMS einen Photonik- und Sensorik-Champion von Weltrang auf den Weg zu bringen", erklärte Osram-Chef Berlien.
AMS hat zugesagt, bis 2022 niemand bei Osram fusionsbedingt zu entlassen. Die deutschen Standorte sollen sogar gestärkt werden. "Gemeinsam und im Dialog mit den Gewerkschaften und Arbeitnehmervertretern werden der Osram- und AMS-Vorstand nun einen tragfähigen Integrationsfahrplan auf Augenhöhe vorbereiten", hieß es in der Osram-Mitteilung.
IG Metall und Osram-Konzernbetriebsrat waren bis zuletzt nicht überzeugt. Grund ist die Finanzierung: AMS ist erheblich kleiner als Osram, und um das Münchner Unternehmen übernehmen zu können, will AMS ungeachtet einer jetzt schon hohen langfristigen Verschuldung in Milliardenhöhe weitere Kredite in Höhe von knapp 3,9 Milliarden Euro aufnehmen. Deswegen fürchten die Arbeitnehmervertreter eine Zerschlagung Osrams, bei der letztlich die weltweit 24 000 Osram-Mitarbeiter die Zeche zahlen würden.
Osram ist in einer sehr schwierigen Lage. Im abgelaufenen Geschäftsjahr hat das Unternehmen einen dreistelligen Millionenverlust eingefahren. Die Elektronikbranche ist weltweit von einem tiefen Abschwung erfasst. Eine Hauptursache sind die nachlassenden Produktions- und Verkaufszahlen von Autoindustrie und Smartphoneherstellern, den zwei wichtigsten Kundengruppe für Osram.
Osram-Vorstand und Aufsichtsrat hatten ursprünglich eine Übernahme durch US-Finanzinvestoren befürwortet, die zwei Interessenten Bain Capital und Carlyle
Hinweis: ARIVA.DE veröffentlicht in dieser Rubrik Analysen, Kolumnen und Nachrichten aus verschiedenen Quellen. Die ARIVA.DE AG ist nicht verantwortlich für Inhalte, die erkennbar von Dritten in den „News“-Bereich dieser Webseite eingestellt worden sind, und macht sich diese nicht zu Eigen. Diese Inhalte sind insbesondere durch eine entsprechende „von“-Kennzeichnung unterhalb der Artikelüberschrift und/oder durch den Link „Um den vollständigen Artikel zu lesen, klicken Sie bitte hier.“ erkennbar; verantwortlich für diese Inhalte ist allein der genannte Dritte.