Eine Labormitarbeiterin bei einer mikroskopischen Untersuchung. (Symbolbild)
Mittwoch, 01.06.2022 09:55 von wallstreet:online Zentralredaktion | Aufrufe: 1490

Enorme Kurschancen: Kampf gegen Affenpocken: Diese Biotech-Aktien legen kräftig zu

Eine Labormitarbeiterin bei einer mikroskopischen Untersuchung. (Symbolbild) © Likoper / iStock / Getty Images Plus / Getty Images http://www.gettyimages.de/

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Affenpocken sind schon länger bekannt. Dass jetzt in Europa die Fallzahlen zunehmen, wirkt beunruhigend. Impfstoff- und Medikamentenhersteller verbuchen deutliche Kursgewinne.

"Mit Pocken kann man sich theoretisch nur noch bei der Laborarbeit anstecken – oder wenn die eigentlich ausgerotteten Viren als Kampfstoff eingesetzt würden", schrieb die Pharmazeutische Zeitung am 13. Januar 2022 anlässlich der Meldung, dass nun das Antipocken-Medikament Tecovirimat in der Europäischen Union zugelassen sei. Dass das Interesse an dem Mittel sowie an Pockenimpfstoffen jetzt so sprunghaft ansteigt, hatte zu Jahresbeginn wohl noch niemand vorhergesehen.

Auslöser, dass das Thema Pocken gerade für hektische Schlagzeilen sorgt, ist eine Serie von Infektionsfällen in Europa, den USA und zum Beispiel in Kanada. Die Entwicklung wird von den entsprechenden Gesundheitsbehörden seit Mai beobachtet. Konkret geht es um die sogenannten Affenpocken, eine Infektionskrankheit, die aktuell als west-und zentralafrikanischer Stamm bekannt ist.

Affenpocken zählen zu den Zoonosen, also Krankheiten, die aus dem Tierreich stammen und auf den Menschen überspringen. Als ursprünglicher Träger gelten Nagetiere wie Ratten. Dass auch Affen daran erkranken können, gab dieser Pockenart den Namen. Krankheitsfälle sind seit den 1970er Jahren bekannt, entdeckt wurde die Infektionskrankheit bereits 1958. In Afrika traten immer wieder vereinzelte Ausbrüche auf. Mittlerweile scheint das Virus auch in Europa anzukommen. Aktuell legen die bestätigen Infektionen und die Verdachtsfälle täglich zu. "Es handelt sich inzwischen um ein Geschehen mit internationaler Verbreitung", zitiert etwa die Tagesschau einen Bericht für den Gesundheitsausschuss des Bundestages.

Die Krankheit äußert sich etwa durch Fieber, Abgeschlagenheit, Muskelschmerzen und eben den typischen Hautausschlag. In Einzelfällen könnte die Erkrankung auch schwerwiegende Verläufe verursachen. Die Ansteckung erfolgt nach derzeitigem Kenntnisstand vor allem über direkten Hautkontakt oder den Kontakt mit kontaminierten Flächen. „Eine Übertragung bereits in der Prodromalphase ist bei Face-to-Face-Kontakt durch ausgeschiedene Atemwegssekrete möglich“, heißt es vom Robert Koch Institut (RKI) in einer Information vom 20. Mai 2022.

Ältere Jahrgänge vermutlich durch Pockenimpfung geschützt

Experten gehen davon aus, dass die in der Bundesrepublik bis 1975 für Einjährige verpflichtende Pockenimpfung – in der DDR wurde bis 1982 geimpft – vermutlich auch gegen die jetzt grassierenden Affenpocken schützt. Sicher ist dies allerdings nicht, bislang waren die Fallzahlen viel zu gering für fundierte Aussagen.

"Aber in Studien an Tieren haben die Impfstoffe eine hohe Wirksamkeit gezeigt und es ist guter wissenschaftlicher Standard, diese Ergebnisse zusammen mit klinischen Daten zur Sicherheit und immunologischen Funktionstüchtigkeit eines Impfstoffes auf die Anwendung am Menschen zu übertragen", erklärt der Pockenvirologe Gerd Sutter in einem Interview mit Zeit online am 21. Mai 2022. Der Fachmann führt weiter aus, es gebe derzeit zwei zugelassene Impfstoffe gegen Menschenpocken. In den USA gelte die Zulassung auch im Fall von Affenpocken. In Europa sei dies noch nicht der Fall, "das kann man aber umwidmen", so Sutter weiter in dem Interview.

Laut dem von Tagessschau.de aufgegriffenen Ministeriums-Bericht hat die Bundesregierung rund 100 Millionen Dosen Pockenimpfstoff eingelagert. "Davon seien zwei Millionen Dosen an die Weltgesundheitsorganisation (WHO) gespendet und für sie eingelagert worden", schreibt das Nachrichtenportal weiter.


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Das bisherige Randthema Affenpocken lenkt den Blick jetzt vermehrt auf Pharma- und Biotech-Unternehmen, die entsprechende Gegenmittel im Portfolio haben. Das gestiegene Interesse und die Sorge vieler Menschen vor einer weiteren Pandemie, ließ auch die Börsenkurse nach oben schnellen.

Kursfeuerwerk: Bavarian Nordic zieht spekulative Anleger an

Ein zweistelliges Plus innerhalb kürzester Zeit verbuchte etwa das deutsch-dänische Biotech-Unternehmen Bavarian Nordic. Der 1994 gegründete Konzern ist auf die Herstellung von Impfstoffen spezialisiert. Neben Denguefieber und beispielsweise einer möglichen Auffrischungsimpfung gegen Covid spielt das Pockenvirus eine wichtige Rolle für Bavarian Nordic: Als Schutzmaßnahme gegen terroristische Biowaffenanschläge erhielt das Unternehmen im Zuge des bevorstehenden Irakkriegs im Jahr 2002/2003 den Auftrag vom deutschen Staat, ausreichend Pockenimpfstoff für die Bundesbürger bereitzustellen.

Am 19. Mai dieses Jahres teilte das Unternehmen nach Bekanntwerden der ersten Affenpocken-Fälle in Europa mit, einen Vertrag mit einem "nicht genannten europäischen Land" über die Lieferung seines Pockenimpfstoffs IMVANEX abgeschlossen zu haben. "Der Pockenimpfstoff von Bavarian Nordic ist in den USA als JYNNEOS und in Kanada als IMVAMUNE zugelassen, wobei beide Länder die Zulassung auf die Indikation Affenpocken erweitert haben. Der Impfstoff ist in Europa als IMVANEX nur für die Indikation Pocken zugelassen, wurde aber zuvor für den Off-Label-Gebrauch als Reaktion auf Fälle von Affenpocken bereitgestellt“, gibt das Unternehmen bekannt.

Das an der NASDAQ Börse in Kopenhagen notierte Unternehmen lockte im Zuge der aktuellen Entwicklungen vermehrt Aktionäre an, die den Titel für Spekulationen nutzen.

Emergent BioSolutions: Pockenimpfstoff treibt Nachfrage

Ein weiterer Hersteller von Pockenimpfstoff ist der US-Biopharma-Spezialist Emergent BioSolutions. Das 1998 gegründete Unternehmen hat den Pockenimpfstoff ACAM2000 im Portfolio. Das Vakzin bescherte dem Konzern seit Auftreten der Affenpockenfälle ebenfalls reges Interesse – und das obwohl die Probleme während der Corona-Pandemie noch nicht lange zurückliegen.

Zur Erinnerung: In einem Werk in Baltimore kam es bei der Herstellung von einem Covid-Impfstoff im Auftrag von Astrazeneca und für Johnson & Johnson im März 2021 zu einer Verwechslung der Inhaltsstoffe, beide Vakzine wurden vermischt. Medienberichten zufolge wurden in Folge 15 Millionen Dosen des Johnson & Johnson-Impfstoffs unbrauchbar. Die weitere Auftragsfertigung für Astrazeneca wurde daraufhin von staatlicher Seite untersagt, fortan wurde nur noch Johnson & Johnson produziert.

Für das Unternehmen spricht die Produktpalette, die unter anderem Impfstoffe gegen Botulismus, Cholera und Thyphus umfasst.

Pockenimpfstoffe: Aus der Schublade bereit für großflächigen Einsatz?

Nachdem die Menschenpocken etwa seit den 1980er Jahren infolge konsequenter Impfungen als ausgerottet gelten, wurden die von der WHO eingelagerten Impfstoffbestände zunächst reduziert.

Als Reaktion auf die vermehrt auftretenden Affenpocken-Fälle habe Großbritannien einen Pocken-Impfstoff gekauft, berichtet die BBC und bezieht sich auf die britische Regierung. Auf ntv hieß es hierzu am 20. Mai 2022: "Eine Sprecherin der britischen Gesundheitsbehörde sagte, das Vakzin solle Menschen mit höherem Risiko einer Infektion angeboten werden."

Wie sich die derzeit sehr dynamische Lage weiterentwickeln wird, lässt sich nicht prognostizieren. "Eine Gefährdung für die Gesundheit der breiten Bevölkerung in Deutschland wird nach derzeitigen Erkenntnissen als gering eingeschätzt", betonte das RKI am 20. Mai 2022. Die Situation werde aber weiterhin "sehr genau" beobachtet. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach warnt vor einer Zunahme der Fälle, erwartet aber bislang keine weitere Pandemie. Um den Ausbruch möglichst zu begrenzen, wird Infizierten eine Isolation bzw. Kontaktpersonen eine Quarantäne von 21 Tagen empfohlen.

Siga Technologies: Affenpocken-Medikament ließ Kurs durch die Decke gehen

Förmlich explodiert ist der Börsenkurs von Siga Technologies, einem US-amerikanischen Pharmaunternehmen. Das antivirale Pockenmedikament Tecovirimat wurde im Januar dieses Jahres von der EU-Kommission zugelassen. "Tecovirimat darf bei einer Infektion mit Pocken, Affenpocken oder Kuhpocken bei Erwachsenen sowie Kindern, die mindestens 13 Kilogramm wiegen, eingesetzt werden", informierte damals die Pharmazeutische Zeitung. In den USA ist der Wirkstoff (Handelsname Tpoxx) bereits seit 2018 zugelassen.

Siga Technologies wurde 1995 gegründet und entwickelt Medikamente gegen chemische, biologische und atomare Kampfstoffe sowie gegen neue Infektionskrankheiten. Nach Bekanntwerden der Affenpockenfälle reagierte die Aktie mit einem steilen Anstieg. Das Interesse an dem Pharmaunternehmen ist sprunghaft gestiegen.

Biotech und Pharma: Nichts für schwache Nerven

Neu auftretende Krankheiten regen die Entwicklung passender Medikamente und Impfstoffe an und in der Biotech-Branche geht es entsprechend umtriebig zu. Anleger sollten allerdings bedenken, dass die Erforschung und Entwicklung neuer Wirkstoffe zeitaufwendig ist und immer auch von Rückschlägen betroffen sein kann – Nebenwirkungen oder einfach mangelnde Wirksamkeiten können vorübergehende Hoffnungsträger schnell wieder ins Aus befördern. Bei den jetzt beobachteten Affenpockenfällen ist zudem die Dynamik und somit die Tragweite der Fallzahlen momentan nicht einzuschätzen. Wer also jetzt mitspekulieren möchte: Der beste Schutz vor Verlustrisiken ist ein breit aufgestelltes Depot mit unterschiedlichen Branchen, Anlageregionen und Assetklassen.

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Autorin: KS, Redaktion smartbroker.de

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