Nach den monatelangen Querelen in der britischen Regierung um den Austritt des Vereinigten Königreichs aus der EU gibt es nun einen überraschenden Schwenk. Um den Brexit möglichst ruhig und problemlos zu gestalten, möchte Premierministerin Theresa May ihrem Kabinett einen möglichst sanften Brexit schmackhaft machen. Demnach soll Großbritannien auch nach einem EU-Austritt, der für Ende März 2019 geplant ist, weiterhin die Import-Zölle für die EU einnehmen. Dadurch will May verhindern, dass es zu Grenzkontrollen zwischen der Republik Irland und dem zu Großbritannien gehörenden Nordirland kommt. Dies geht auf Informationen des Senders ITV zurück. Von Regierungsseite gab es mit Blick auf eine geplante Kabinettsklausur am Freitag keine Stellungnahme dazu.
Nachdem zwei frühere Pläne in der Tory-Partei keine Mehrheit gefunden hatten, gibt sich May damit flexibel. Sollte es tatsächlich gelingen, so das äußerst heikle Grenzproblem zwischen Nordirland und der Republik Irland zu entschärfen, würde dies die Position der angeschlagenen Premierministerin stärken. Allerdings muss sie zuerst noch die Hardliner unter den Brexiteers überzeugen. Dazu zählt auch Boris Johnson, der den Außenminister in London gibt und erst vor kurzem von einem möglichen Brexit-Kollaps (Breakdown) gemunkelt hatte.
Wie es seitens ITV weiter hieß, soll May der EU auch Vorrechte für ihre Bürger anbieten, die in Großbritannien leben. Im Gegenzug soll Großbritannien der Zugang zum Dienstleistungsmarkt der EU erleichtert werden.
Zumindest die Banken in Großbritannien sind für den Brexit gewappnet. Das bescheinigt den Instituten jedenfalls die britische Zentralbank. Wie aus einem Stress-Test der Bank of England (BoE) hervorgeht, wäre die Stabilität der Wirtschaft nicht gefährdet, selbst wenn das Land ohne Abkommen aus der EU ausscheiden sollte. Damit widerspricht sie der Einschätzung der EU-Bankenaufsicht, die vor kurzem noch davor gewarnt hatte, dass die Banken in Großbritannien nicht angemessen auf den Brexit vorbereitet seien. Allerdings warnt auch die BoE, dass sowohl von Brüssel als auch von London mehr unternommen werden müsse, um Verwerfungen für Finanzdienstleister zu minimieren.
Indessen geht die Stadt Frankfurt davon aus, dass ihr der Brexit mindestens 5.400 neue Stellen bescheren wird. Das hat die Wirtschaftsförderung Frankfurt GmbH errechnet. Weil die Aufsichtsbehörden keine Briefkastenfirmen dulden, müssen Finanzinstitute, die sich für Frankfurt entscheiden, größere Abteilungen in der Rhein-Main-Metropole aufbauen.
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