31. Juli 2019. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Es wäre sicherlich nicht korrekt, den gestrigen deutlichen Kursverlust des DAX alleine US-Präsident Donald Trump in die Schuhe zu schieben. Zwar hatte sich dieser einmal mehr, statt Entgegenkommen im US-chinesischen Handelskonflikt zu signalisieren, von seiner aggressiven Seite gezeigt. Aber weder die US-Aktienmärkte noch die dortigen Anleihemärkte haben auf die Tiraden Trumps so deutlich reagiert wie das hiesige Börsenbarometer. Vielleicht auch, weil sie abwarten wollten, bis heute Abend gegen 20 Uhr MESZ die Ergebnisse der Sitzung des Offenmarktausschusses der US-Notenbank (FOMC) bekannt gegeben werden. Zwar gilt eine Senkung des Leitzinses um 25 Basispunkte unter den Akteuren längst als ausgemacht, aber Aktien-Optimisten erhoffen sich insgeheim sogar einen größeren Schritt von bis zu 50 Basispunkte. Viel wichtiger scheint aber zu sein, wie sich die Fed in ihrem Statement in der Pressekonferenz geben wird. Alles andere als ein taubenhaftes Bekenntnis würde von den Börsianern vermutlich mit Enttäuschung quittiert werden. Insbesondere, wenn die Fed durchblicken ließe, dass es sich bei der antizipierten Zinssenkung nur um einen präventiven einmaligen Schritt handelt.
Allerdings scheinen die von uns wöchentlich befragten institutionellen Investoren nicht besonders optimistisch gestimmt zu sein. Denn der Börse Frankfurt Sentiment-Index hat sich gegenüber der Vorwoche um 25 Punkte auf einen Stand von -7 Punkte verringert. Damit liegt der Index fast wieder auf dem Stand von vor zwei Wochen. Mit anderen Worten: Der in der Vorwoche aufgeflammte Optimismus ist fast vollumfänglich wieder abgebaut worden. Vermutlich nicht nur aus fundamentalen Erwägungen, sondern auch wegen der seit vergangenem Mittwoch aufgelaufenen Kursverluste des DAX, die unter anderem auch wegen diverser Stopp-Loss-Verkäufe im Punktvergleich mit einem Minus von 2,8 Prozent zu Buche schlagen. Immerhin: Es handelt sich um den bisher höchsten Wochenverlust in diesem Jahr.
Privatanleger deutlich pessimistischer
Aber auch bei den Privatanlegern ergab sich eine deutliche Verschlechterung der Stimmung. Im Vergleich zu ihren institutionellen Pendants hatten diese sich ohnehin schon weit weniger optimistisch gezeigt. Nun aber ergab sich bei ihnen ein deutlich pessimistisches Stimmungsbild: So verringerte sich der Börse Frankfurt Sentiment-Index dieses Panels um 18 Punkte auf einen Stand von -14 Punkte und berührte damit gleichzeitig das tiefste Niveau dieses Jahres. Interessant in diesem Zusammenhang: Die Wanderung ins Bärenlager wird nicht nur von ehemaligen Optimisten getragen, sondern speist sich zu einem gleich hohen Teil aus zuvor neutral eingestellten Börsianern. Letztere stellen heute nur noch 18 Prozent aller Befragten – weniger gab es bislang noch nie in diesem Jahr.
Die heutige Erhebung zeigt zweierlei. Zum einen scheint es bei den institutionellen Investoren eine Gruppe von recht aktiven, eher sogar kurzfristig orientierten Akteuren zu geben, die eine Größenordnung von 10 bis 15 Prozent aller Befragten ausmacht. Zum anderen dürfte diese Gruppe in der vergangenen Woche nicht nur recht erfolgreich agiert haben, sondern handelte zuletzt auch recht diszipliniert. Damit ist der DAX nicht durch größere Schieflagen heimischer Investoren belastet und präsentiert sich dadurch stabiler, als die Kursentwicklung der vergangenen Tage vermuten lässt. Auch ist der Pessimismus der institutionellen Investoren selbst in der relativen Sechs-Monats-Betrachtung nicht auffallend hoch. Somit ist dem DAX die mögliche Nachfrage der Pessimisten von heute auf niedrigerem Niveau gewiss – jedoch erst leicht unterhalb der 12.000er Marke.
31. Juli 2019, © Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de