18. September 2019. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Einige Analysten und Kommentatoren dürften sich zu Anfang der Woche gewundert haben, dass der Angriff auf die saudi-arabischen Ölanlagen am vergangenen Samstag nicht zu stärkeren Reaktionen an den Finanzmärkten geführt hatte. Die Anleger seien erfreulicherweise nicht in Panik verfallen, sondern rational geblieben, war zu lesen. Aus der Vergangenheit wissen wir: Dies ist bei derartigen Ereignissen nicht immer der Fall. Einer der stichhaltigeren unter den genannten Gründen für die angeblich besonnene Reaktion war indes die Tatsache, dass viele Akteure nichts zu verlieren hatten, weil sie erst gar keine bullishen Aktienpositionen gehabt oder größere Buchgewinne festzuschreiben hatten. Dafür spricht auch unsere Stimmungserhebung aus der vergangenen Woche, die per Saldo nur einen sehr moderaten Optimismus gezeigt hatte. Würden die Anleger genauso besonnen reagiert haben, wenn sie bereits hohe Buchgewinne auf der Uhr gehabt hätten? Es wäre dann höchstwahrscheinlich zu deutlicheren Kursverlusten gekommen. Denn angesichts der Nachrichtenlage wären Gewinnmitnahmen nur folgerichtig und verständlich gewesen.
Obwohl der DAX seit vergangenem Mittwoch noch einmal ein wenig zulegen und fast das Niveau von 12.500 Zählern erreichen konnte, hat sich die Stimmung unter den von uns wöchentlich befragten institutionellen Investoren in die andere Richtung entwickelt. Denn der Börse Frankfurt Sentiment-Index ist gegenüber der Vorwoche um 6 Punkte auf einen Stand von -1 Punkt gefallen. Der dieser Veränderung zugrundeliegende leichte Pessimismus wurde im Wesentlichen durch eine Wanderung einiger Investoren aus dem Lager der neutral gestimmten Marktteilnehmer zu den Bären begründet. Bei den bisherigen Optimisten gab es minimale Positionsadjustierungen bzw. Gewinnmitnahmen. Diese Zurückhaltung mag auch mit der am heutigen Abend endenden Sitzung der US-Notenbank zusammenhängen, von der sich die Akteure mit hoher Wahrscheinlichkeit eine weitere Senkung des Leitzinses um 25 Basispunkte sowie Hinweise zur weiteren geldpolitischen Linie der Fed versprechen.
Spürbare Zurückhaltung
Tendenziell in die gleiche Richtung hat sich die Stimmung der Privatanleger verändert, deren Börse Frankfurt Sentiment-Index sich ebenfalls um 6 Punkte auf einen Stand von +1 verringert hat. Teilweise aufgrund von Gewinnmitnahmen, aber auch durch Begründung kleinerer bearisher Engagements. Auch in diesem Panel ist die Zurückhaltung der Börsianer spürbar.
Die heutige Erhebung zeigt erneut, dass die heimischen Investoren nicht auf einen steigenden Aktienmarkt setzen möchten. Vermutlich auch, weil viele von ihnen einen großen Teil der Rallye von Ende August bis Mitte September nur zeitweise mitgemacht haben. Auf die Frage, wer denn den deutlichen Kursanstieg des DAX ausgelöst haben mag, wenn es nicht die heimischen Investoren waren, gibt die gestern publizierte Fondsmanager-Umfrage von BofA Merrill Lynch indes einen Hinweis. Denn neben der beliebtesten Aktienanlage-Region USA gab es auch eine Verlagerung der Gewichtung in Richtung Eurozone: Netto 3 Prozent der befragten Fondsmanager sind dort nun übergewichtet nach -3 Prozent im Vormonat.
Mit anderen Worten: Es haben – wie von uns vermutet – während der vergangenen Wochen leichte internationale Kapitalzuflüsse in Richtung Euroraum stattgefunden. Mit der heutigen Sentiment-Erhebung bleibt das Börsenbarometer zumindest auf niedrigerem Niveau (vorzugsweise zwischen 12.050 und 12.100 DAX-Zählern) ordentlich unterstützt. Zumindest sind die Ergebnisse der heutigen Sentiment-Erhebung als neutral bis leicht pessimistisch einzustufen und stellen daher für sich alleine betrachtet keine Bedrohung für den DAX dar.
18. September 2019, © Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de