Mittwoch, 15.05.2019 07:27 von Sven Vogel | Aufrufe: 473

Die Nachfrage-Größen: BMW, Daimler, Lyft und Uber

Wer die Nachfrage kontrolliert, gewinnt. Das ist wohl zu einfach. Dennoch ist das Konzept der Nachfrage-Kontrolle eine interessante Herangehensweise, um zu erkennen, welche Unternehmen in einer Branche welche Marktmacht besitzen – und welche eben nicht.

Mit der Uber-Aktie betritt nun der Nachfrage-Elefant das Börsenparkett – zumindest, wenn wir Mobilitätsservices betrachten und den chinesischen Riesen Didi Chuxing ausklammern. Die monatlich 91 Millionen aktiven Konsumenten, die über Uber eine Autofahrt, einen elektrischen Roller oder ein elektrisches Fahrrad buchen, sind eine ordentliche Hausnummer. Aber auch die Mobilitätsservice-Kooperation von BMW und Daimler mit 66 Millionen Nutzern sowie Lyft, die zum Ende des ersten Quartals 2019 rund 21 Millionen aktive Nutzer meldeten, sind nicht zu unterschätzen.

Dennoch bekommen sowohl Lyft als auch Uber seit Börsengang einigen Gegenwind. Sind die Geschäftsmodelle von Uber, Lyft, myTaxi und vieler anderer in Summe nützlich für unsere Gesellschaft? Sind Uber und Lyft mit Blick auf die anhaltend horrenden Verluste auf lange Sicht wirtschaftlich überlebensfähig? Oder sind beide auf Jahre hinaus auf externe Geldgeber angewiesen?

Auch wenn die erste Frage vielleicht die interessantere ist, soll es an dieser Stelle um die zweite und dritte Frage gehen. Denn sowohl Lyft als auch Uber geben offen zu, dass Gewinne für beide Unternehmen noch in weiter Ferne liegen könnten. So sehr die beiden Unternehmen aufgrund der anhaltenden Verluste auch kritisiert werden, so ist die Kontrolle der Nachfrage in meinen Augen ein wertvoller Wettbewerbsvorteil, der langfristig vielleicht das Potential hat, die wirtschaftlichen Bedenken wegzuwischen.

Die Vorteile der Nachfrage-Kontrolleure

Wer die Nachfrage kontrolliert, kann nämlich zwei wirtschaftlich interessante Dinge tun.

Der Nachfrage-Kontrolleur kann fremden Anbietern einen Zugang zur kontrollierten Nachfrage anbieten – und zwar zu für ihn vorteilhaften Konditionen. Genau das konnten wir bei Lyft und Uber in den letzten Jahren bereits beobachten. Beide Unternehmen erhöhten den prozentualen Anteil vom Fahrpreis, welchen die unabhängigen Fahrer an Lyft und Uber abdrücken müssen, kontinuierlich. Die Ausnutzung dieser Marktmacht gegenüber den freien Fahrern sorgte bei Lyft in den letzten Jahren für einen ordentlichen Umsatzschub.

Auch die nun angekündigte Kooperation von Alphabet-Tochter Waymo und Lyft fällt in diese Kategorie. Über die Lyft-App lassen sich künftig zunächst einige wenige Robo-Taxis von Waymo buchen. Auch wenn wir Stand heute über die Konditionen nur rätseln können, stehen die Chancen in meinen Augen gut, dass sie nicht unbedingt zum Nachteil für Lyft ausfallen. Denn der Aufwand für Waymo, einen ähnlichen Nachfrage-Pool selbst aufzubauen, dürfte nicht nur sehr viel Geld, sondern auch sehr viel Zeit in Anspruch nehmen.

Der Nachfrage-Kontrolleur kann aber auch selbstständig neue Angebote entwickeln. Aufgrund der kontrollierten Nutzerbasis können diese schnell und ohne große Marketingaufwendungen einer breiten Masse an Nutzern zugänglich gemacht werden. Genau das sehen wir bei den eScooter-Angeboten von myTaxi, Uber und Lyft. Das Paradebeispiel dafür ist aber wahrscheinlich Uber Eats. Im Jahr 2016 trug der Essen-Lieferservice mit einem Umsatz von 103 Millionen US-Dollar noch keine 3 % zum Uber-Gesamtumsatz bei. Im Jahr 2018 spülte Uber Eats aber schon beinahe 1,5 Milliarden US-Dollar in die Uber-Kassen und war damit für mehr als 13 % des Gesamtumsatzes verantwortlich.

Eine Garantie auf ein langfristiges profitables Geschäft und marktschlagende Renditen ist das alles natürlich nicht. Dennoch, der Nachfrage-Kontrolleur hat einen ordentlichen Wettbewerbsvorteil. Sofern er diesen aber auf Kosten anderer ungebremst ausnutzt, können sich einige Probleme ergeben. Die Demonstrationen von Uber-Fahrern in den USA sind ein symbolträchtiges Beispiel hierfür.

In diesem Sinne, auf besonnene Nachfrage-Kontrolleure, marktschlagende Renditen und Fool on!


Offenlegung: Suzanne Frey, Führungskraft bei Alphabet, ist Mitglied im Board of Directors von The Motley Fool. Sven besitzt Aktien von BMW und Daimler. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Alphabet. The Motley Fool empfiehlt Aktien von BMW und Daimler.


Über den Autor

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Motley Fool Deutschland
Sven ist nun bereits beinahe ein Jahrzehnt ein leidenschaftlicher Investor. Seit 2015 ist er als Freiberufler für The Motley Fool tätig und seit 2017 mit Deutschland-Premiere von Rule Breakers – Unternehmen, die die Welt verändern der verantwortliche Chefredakteur für diesen Service. In seiner Freizeit treib er viel Sport, kocht und isst gerne mediterran und liest meist irgendetwas, was im weitesten Sinne mit Wirtschaft, Börse und Finanzen zu tun hat.
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