Montag, 18.05.2009 10:32 von Jochen Steffens | Aufrufe: 934

Die schlimmste Rezession der Nachkriegszeit

Da freut sich doch die Presse. Endlich wieder Schlagzeilen, die Angst und Schrecken verbreiten. Das generiert Auflage: „Die schlimmste Rezession der Nachkriegszeit.“, “Die Wirtschaft bricht in diesem Jahr um 6,7 % ein“ „Die deutsche Wirtschaft ist im ersten Quartal um 3,8 % geschrumpft!“ und andere.

 

Schließlich heißt es bei den etablierten Medien nicht „Sex Sells“ (Sex verkauft) – das wäre nicht seriös, sondern Fear Sells (Angst verkauft). Ob es jedoch tatsächlich seriöser ist, mit Angst auf Kundenfang zu gehen, darüber kann man streiten. Menschen in Angst und Schrecken zu versetzen, reduziert deren Lebensqualität erheblich. Frauen oder Männer auf einem Cover zu zeigen, wohl eher weniger. Aber gut, das ist ein ganz anderes Thema.

 

Höchst amüsant war der erstaunte Kommentar der Nachrichtensprecherin eines Börsensenders: „Der deutsche Leitindex „DAX“ reagierte jedoch nicht auf diese Horror-Nachrichten und notiert zurzeit leicht im Plus.“

 

Die Börse ist Zukunft

 

Warum sollte er auch? Die Börsen reagieren nicht (oder kaum) auf Nachrichten, die im Groben schon seit Wochen eingepreist sind. Die Börse hält sich zudem im Prinzip schon im Jahr 2010 auf, und hier lautet die für den Markt interessante Frage: Kommt es zu einer Erholung oder Zwischenerholung der amerikanischen Wirtschaft?

 

Vergleichbares gilt auch für die Wirtschaft selbst: Die Unternehmen dürften 2009 bereits innerlich abgeschrieben haben. Auch den Unternehmen geht es also nun darum, ob die Weltwirtschaft im Jahr 2010 wieder in Bewegung kommt.


So gesehen, sind diese Nachrichten tatsächlich nur noch für die Medien als Quotenbringer interessant – aber gut, warum auch nicht.

 

Worauf spekuliert der Markt?

 

Angezweifelt werden darf, ob der Markt bereits jetzt auf eine mögliche Verbesserung der US-Wirtschaft im Jahr 2010 spekuliert. Zwar waren verbesserte US-Konjunkturdaten der Auslöser für die kleine Rally, aber eigentlich ist etwas anderes passiert:  Der Markt hatte einen Crash hingelegt und zumindest kurzfristig nach unten „überreagiert“. Die leicht verbesserten US-Daten machten den Marktteilnehmer nur eben diese Überreaktion bewusst. Und deswegen wurde in den letzten Wochen diese Überreaktion abgebaut. Mehr ist das, was wir hier sehen, noch nicht. Dazu der S&P500 Chart:

  

http://www.stockstreet.de/newsletter/steffens-daily/090515.gif

 

 

Im S&P500, aber auch in einigen anderen Charts, wird dieser Umstand sehr deutlich. Bis jetzt hat der Index lediglich die wichtige Widerstandszone im Bereich der 950 / 1000 Punkte-Marke von unten getestet. Sollte er diese Marke nicht nachhaltig überwinden können und an dieser abprallen, müsste mit einer zweiten großen Abwärtswelle gerechnet werden. Wie mein Kollege Robert Rethfeld zutreffend herausgearbeitet hat, stehen sehr viele Indizes weltweit unter vergleichbar wichtigen Widerständen. Sollten diese Indizes alle daran scheitern, müssten wir auch an den globalen Märkten mit einer weiteren, dynamischen Abwärtswelle rechnen. Nur wenn diese Widerstände nachhaltig und dynamisch genommen werden, wäre das dann endlich ein Hinweis darauf, dass die Börsen im Jahr 2010 tatsächlich mit einer besseren Entwicklung der US-Wirtschaft rechnen.

 

Es ist also vielerorts auf der Welt ein vergleichbares Bild zu erkennen. Das belegt aber nur, wie wichtig die aktuelle Phase und die aktuellen Widerstände sind. Diese enorme Bedeutung könnte allerdings auch dazu führen, dass wir uns noch eine Weile mit diesen Widerständen beschäftigen werden.

 

Charttechnik in Perfektion

 

Und damit zum DAX, der mit der 5.000er Marke kämpft:

 

http://www.stockstreet.de/newsletter/steffens-daily/090515dax.gif


Es ist genau das passiert, was ich gestern gesagt habe. Es kam wieder zu einer Kerze mit einem langen Docht nach unten, die aber wirklich punktgenau die Mitte des Targets, also die wichtige 4688er Linie, den alten Abwärtstrend und die gestrichelte Aufwärtstrendlinie von oben teste und das auch noch genau am richtigen Tag – perfekt.

 

Sollte dieser Doji (Tageskerze, die wie ein Kreuz aussieht) als Umkehrkerze bestätigt werden, in dem es am Montag zu weiter steigenden Kursen kommt, sieht alles danach aus, dass der DAX tatsächlich an diesem alten Abwärtstrend abprallt. Damit hätte er ihn getestet, das wäre bullish zu werten.

 

Allerdings, wie gesagt, ich glaube nicht, dass die 5.000er Marke so schnell genommen wird. Ich rechne damit, dass wir noch eine Weile mit dieser Marke zu tun haben. Die Bestätigung des Targets ist somit nur ein Hinweis darauf, dass die 5.000er Marke noch im Spiel ist.

 

Viele Grüße

 

Jochen Steffens

 

 


Über den Autor

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Stockstreet GmbH
Jochen Steffens ist als Chefredakteur diverser Fachpublikationen im Bereich Börse und als bekannter Kolumnist tätig. Seit mehr als zwölf Jahren arbeitet er als eigenverant-
wortlicher Daytrader mit dem Schwerpunkt Future-
handel. Als Geschäftsführer der Stockstreet GmbH ist er für die Börsenseite stockstreet.de verantwortlich.
Dort gibt er den täglich erscheinenden Börsen-
newsletter: „Steffens Daily“ heraus.

Für mehr Information: www.stockstreet.de
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