Mehrstöckige Wohnhäuser (Symbolbild).
Freitag, 15.03.2024 12:38 von | Aufrufe: 1610

AKTIEN IM FOKUS: Vonovia sacken ab - Neue Dividendenpolitik verschreckt

Mehrstöckige Wohnhäuser (Symbolbild). pixabay.com

FRANKFURT (dpa-AFX) - Sorgen wegen der neuen Dividendenpolitik haben den jüngsten Kursrutsch der Aktien von Vonovia (Vonovia Aktie) deutlich beschleunigt. Die Papiere von Deutschlands größten Wohnimmobilienkonzern waren am Freitagvormittag um mehr als acht Prozent und so auf den tiefsten Stand seit November letzten Jahres gesackt.

Am Mittag stand bei den Vonovia-Papieren noch ein Minus von sechs Prozent auf 25,21 Euro zu Buche, was den letzten Platz im Dax bedeutete. Der deutsche Leitindex legte auf rekordhohem Niveau etwas zu.

Bei Vonovia soll in Zukunft und damit erstmalig für die Dividendenentscheidung für das Geschäftsjahr 2024 der Dividendenvorschlag nicht mehr an der Ergebnisgröße Group FFO (nach Minderheiten), sondern an dem bereinigten Vorsteuerergebnis (EBT) plus überschüssige Liquidität aus dem operativen freien Barmittelzufluss (Operating Free Cashflow) anknüpfen.

Der Vorstand ist laut Mitteilung davon überzeugt, dass die neue Dividendenpolitik zu einer angemessenen Aktionärsbeteiligung am Kerngeschäft führe und gleichzeitig eine stabile Innenfinanzierung des Investitionsprogramms ermögliche. Analysten zeigten sich hingegen eher skeptisch.

"Die überraschend veränderten Schlüsselkennziffern sind relativ komplex", urteilte etwa der Fachmann Kai Klose von der Privatbank Berenberg. Generell geht der Experte davon aus, dass die Kapitalmärkte Kontinuität in den Ertragskennzahlen eines Unternehmens bevorzugen.

Analyst Paul May von der britischen Investmentbank Barclays ergänzte, die Bilanzierung des Immobilienkonzerns sei ohnehin schon komplex. Die nun präsentierten Änderungen seinen insofern nicht begrüßenswert.

Analyst Charles Boissier von der Schweizer Großbank UBS schrieb, nach seinem Verständnis würden Ausschüttungen jetzt grundsätzlich auf ein tieferes Niveau geführt. Das wäre Beobachtern zufolge eine schlechte Nachricht für solche Anleger, die gerade die traditionell hohen Dividenden von Immobilienunternehmen als attraktive Alternative zu Zinsprodukten schätzen.

Die am Vorabend präsentierten Geschäftszahlen von Vonovia indes entsprachen in etwa den Erwartungen und gerieten damit angesichts der neuen Dividendenpolitik in den Hintergrund. Vonovia war im vergangenen Jahr deutlich tiefer in die Verlustzone gerutscht.

Der hohe Verlust resultiere hauptsächlich aus deutlichen Abwertungen des Immobilienportfolios, schrieb Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Handelshaus Robomarkets. Dies zeige, "wie aufgeblasen die Immobilienpreise aus der Niedrigzinsphase waren und vielleicht auch noch sind."


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Dennoch solle die Dividende auf 90 Cent je Aktie leicht erhöht werden, fuhr Molnar fort. "Der Schritt soll enttäuschte Aktionäre bei der Stange halten." Wirtschaftlich wäre aber eine Stabilisierung der Bilanz durch eine Schuldenreduktion sicher die bessere Variante.

Im Sog von Vonovia gerieten auch andere Branchenwerte unter Druck. So büßten die Anteilsscheine von Aroundtown als Schlusslicht im MDax der mittelgroßen Werte fünf Prozent ein. Die Papiere von LEG fielen um drei Prozent.

"Von einem Wendepunkt hin zum Positiven ist der deutsche Wohnungsmarkt noch weit entfernt", zeigte sich Molnar überzeugt und verwies auf ein Dilemma: Zwar müssten deutlich mehr Wohnungen gebaut werden, aber die durch die Corona-Pandemie und die Inflation gestiegenen Preise und höheren Finanzierungskosten wegen gestiegener Zinsen machten das Bauen unattraktiv.

Viele Experten erwarten zwar, dass die großen Notenbanken in diesem Jahr die Leitzinsen senken, weil die Inflation bereits deutlich gesunken ist. Damit würde sich auch die Lage am Immobilienmarkt wieder etwas entspannen. Konjunkturdaten, die auf einen wieder anziehenden Preisauftrieb in den USA und einen weiterhin robusten US-Arbeitsmarkt deuten, dämpften jedoch in den Vereinigten Staaten zuletzt wieder die Hoffnungen auf schnelle geldpolitische Lockerungen.

Die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), Christine Lagarde, erkannte zwar zuletzt insgesamt Fortschritte bei der Bekämpfung der Teuerung. Der EZB-Rat sei aber noch nicht zuversichtlich genug, um geldpolitisch zu reagieren. In Japan stiegen zuletzt sogar die Aussichten auf einen strikteren geldpolitischen Kurs der Notenbank, nachdem der größte Gewerkschaftsverband des Landes deutliche Lohnerhöhungen durchgesetzt hatte./la/mne/stk

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