Ein Erklärungsversuch in der FAZ:
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Ursache und Wirkung lassen sich bei derartigen Prozessen nur schwer auseinanderhalten. Auffällig ist jedoch, dass sich die Kursturbulenzen keineswegs auf die Börsen beschränkten, sondern zumindest sehr zeitnah auch im Devisen-, Rohstoff- und Rentenmarkt zu beobachten gewesen waren. Der japanische Yen wertete zum Beispiel gegen den polnischen Zloty innerhalb eines Tages um bis zu 13 Prozent auf. Das ist sehr extrem, da die Kursschwankungen am Devisenmarkt normalerweise geringer ausfallen.
Die Lage sei nicht mit 1987 vergleichbar, hieß es rasch. Die Fundamentaldaten seien gut, und Anlass zu einer Verschärfung der Geldpolitik wie 1987 bestehe nicht. Allerdings sind nicht alle so optimistisch. Zumindest die Skeptiker verweisen auf den Strohfeuercharakter von Stimulationsmaßnahmen und vor allem auch auf die starke Verschuldung von Staaten, Konsumenten und vielen Unternehmen.
Fehleingabe in einem Handelssystem alleine kann kaum genügen
Selbst wenn es keine klaren Beweise gebe, geht der Handel davon aus, dass der Grund für den zeitweiligen Crash an Wall Street eine Fehleingabe in einem Handelssystem war - also menschliches Versagen. Sicher ist das allerdings angesichts der in den Märkten sichtbaren Dimension nicht. Wenn, dann müsste es sich um eines der so genannten Makro-Modelle handeln, die viele Märkte gleichzeitig „spielen“. Oder mehrere solcher Modelle müssten sich gegenseitig aufgeschaukelt haben.
„Sollte sich dies bewahrheiten, dürfte der Ruf nach einer stärkeren Regulierung schnell wieder aufkommen“, so ein Händler. Rufe dieser Art waren in den vergangenen Monaten immer wieder aufgekommen. Sie leiteten sich sowohl aus der unglaublichen Intransparenz verschiedener elektronischer Handelsplattformen als auch an beobachtbaren Irregularitäten ab. Immer wieder aufgefallen waren Handelsmethoden, die einzelnen Marktteilnehmern so genanntes Front-Running ermöglichten. Vorzeitiger Zugriff auf Orderbücher machte in Verbindung mit schnellem Zugang zu Handelssystemen so genannte Latenz-Arbitrage möglich. Anleger mit schnellen Rechnern und „großdimensionierten Leitungen“ konnten die Trägheit anderer Systeme zum eigenen Vorteil ausnutzen und vermutlich riesige Gewinne einstreichen.
Bei solchen Aktivitäten scheint eine Regulierung dringend nötig zu sein. Ihr Ziel müsste es sein, Transparenz her- und sicherzustellen, dass es zu keinen unfairen Handelsmöglichkeiten solcher Art kommen kann. Kontrovers wird die Diskussion jedoch im Prinzip. So sollten etwa Leerverkäufe und ähnliche Strategien grundsätzlich nicht eingeschränkt oder gar verboten werden. Denn die dienen der Marktdisziplin und der Hygiene eines soliden Marktes."
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"Wird's besser? Wird's schlimmer? fragt man alljährlich. Seien wir ehrlich: Leben ist immer lebensgefährlich!" (Erich Kästner)