MANNHEIM (dpa-AFX) - Geprägt durch eine Verunsicherung haben sich die Konjunkturerwartungen deutscher Finanzexperten im September nicht weiter erholt. Der Indikator des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) lag wie im Vormonat bei 0,5 Punkten, wie das ZEW am Dienstag mitteilte. Bankvolkswirte hatten mit einem leichten Anstieg auf 2,5 Punkte gerechnet. Im August war der Indikator noch deutlich gestiegen und hatte sich von dem Brexit-Votum erholt. Die Bewertung der aktuellen Lage verschlechterte sich im September. Sie sank um 2,5 Punkte auf 55,1 Zähler. Analysten hatten 56,0 Punkte erwartet.
"Die konjunkturellen Impulse aus dem In- und Ausland sind derzeit uneindeutig und erschweren den Ausblick auf die nächsten Monate", kommentierte ZEW-Präsident Achim Wambach. Negativen Meldungen vom Außenhandel, besonders mit Ländern außerhalb der Europäischen Union, und zur Industrieproduktion stehe ein günstigeres wirtschaftliches Umfeld in der EU gegenüber. Die Konjunkturerwartungen deuteten aber auf eine unverändert gute Wirtschaftslage im kommenden halben Jahr hin.
GEDÄMPFTER KONJUNKTURAUSBLICK
"Die vom ZEW befragten Finanzmarktanalysten bleiben bei ihrem gedämpften Konjunkturausblick", kommentierte Chefvolkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank. Dies sei auch angesichts der zuletzt enttäuschenden Konjunkturdaten gerechtfertigt. Zudem könnten politische Ereignisse wie die US-Präsidentschaftswahlen als auch das italienische Verfassungsreferendum die wirtschaftlichen Unsicherheiten zum Jahresende anheizen. "Die zurückhaltenden Konjunkturerwartungen sind also durchaus gerechtfertigt", so Gitzel.
Optimistischer für die weitere Entwicklung der deutschen Wirtschaft zeigte sich Analyst Stefan Große von der NordLB. "Angesichts der Indikationen über eine Verbesserung der konjunkturellen Lage in China, einer nach wie vor robusten Verfassung der US-Wirtschaft und auch durchaus positiven Nachrichten aus der Eurozone sind wir zuversichtlich, dass Deutschland auch zukünftig gutes Wachstumspotenzial hat", schreibt Große. Für das dritte Quartal habe man angesichts schwacher Industriedaten die eigenen Prognosen aber nach unten anpassen müssen.
ERWARTUNGEN FÜR EUROZONE LEICHT VERBESSERT
Für die Eurozone verbesserten sich die Konjunkturerwartungen etwas. Der Erwartungsindikator stieg um 0,8 Punkte auf 5,4 Punkte. Die Bewertung der aktuellen Konjunkturlage fiel hingegen um 0,2 Punkte auf einen Wert von minus 10,5 Punkte.
Der Eurokurs gab nach den Daten ein wenig nach. Der Anleihemarkt legte leicht zu. Deutsche Bundesanleihen weiteten ihre Kursgewinne weiter aus. Der Aktienmarkt wurde von den Zahlen kalt gelassen./jsl/bgf/fbr
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