Rohstoffmärkte: Ölpreis gestützt & Rückschlag bei Gold hält nur kurz an

Energie

• Ölpreis gestützt durch ukrainische Drohnenangriffe auf russische Raffinieren?

Der Brentölpreis stieg gestern im Tagesverlauf um rund 2 US-Dollar auf knapp über 87 USD je Barrel, womit er das höchste Niveau seit November letzten Jahres erreichte. Neben starken Daten aus China (siehe unten) wurde der Anstieg auf die anhaltenden ukrainischen Drohnenangriffe auf russische Raffinerien über das Wochenende zurückgeführt. Laut dem CEO eines internationalen Rohstoffhandelshauses sollen mittlerweile ca. 600 Tsd. Barrel pro Tag an Produktionskapazität durch die Angriffe außer Betrieb genommen worden sein. Der Gasöl-Crack-Spread hat entsprechend deutlich angezogen, was gerechtfertigt erscheint. Die Auswirkungen auf den Rohölpreis sind allerdings weniger klar. Denn sollte die Raffineriekapazität dauerhaft beeinträchtigt sein, könnte dies höhere russische Rohölexporte zur Folge haben.

• Irak will Ölexporte stärker drosseln, um Überproduktion zu kompensieren

Laut dem Ölminister des Irak würde sich das Land mittlerweile an die mit der OPEC vereinbarte Produktionsmenge von 4 Mio. Barrel pro Tag halten. Laut OPEC hatte das Land im Februar 4,2 Mio. Barrel pro Tag produziert. Bereits im vergangenen Monat hatte die irakische Führung angekündigt, die Überproduktion in den kommenden Monaten zu kompensieren. Dies soll aber nun nicht über eine Drosselung der Produktion, sondern über niedrigere Exporte geschehen wie Bloomberg berichtet. Es ist fraglich, ob dies so von den anderen OPEC-Mitgliedern, allen voran Saudi-Arabien, akzeptiert wird. Immerhin stand auch Russland zuletzt unter Kritik, Export- und nicht Produktionsziele zu verfolgen, weshalb Moskau seine Strategie kürzlich wieder geändert hat. Zweifel dürften bestehen bleiben, dass die OPEC+-Länder ihre Produktionsdrosselungen diszipliniert umsetzen werden, was ihre Wirksamkeit deutlich schmälert.

• Chinas Rohölverarbeitung zieht zu Jahresbeginn an, Kohleförderung rutscht unter Vorjahr

Chinas Rohölverarbeitung zu Jahresbeginn war zwar nicht ganz so großartig, wie es manche Schlagzeile vermuten lässt, aber durchaus sehr solide: Im Januar/Februar wurden knapp 119 Mio. Tonnen Rohöl verarbeitet und damit 3%25 mehr als im Vorjahr. Das ist für Januar/Februar ein neuer Rekord und vor dem Hintergrund der schwachen Importdaten eine positive Überraschung. Auf Tagesbasis sind dies jedoch nur 14,5 Mio. Barrel, was zwar mehr ist als im Dezember, aber doch spürbar weniger als im Rekordhoch von 15,3 Mio. Barrel im letzten August, wobei einzuräumen ist, dass die Neujahrsfeierlichkeiten die Verlaufsbetrachtung erschweren.

Anders dagegen der Jahresauftakt bei der chinesischen Kohleförderung: Diese rutschte laut nationalem Statistikbüro im Januar/Februar mit nur noch 705,3 Mio. Tonnen 4,2%25 unter das Vorjahresniveau. Erstmals seit September 2021 war damit ein Rückgang (auf Vorjahresbasis) zu verzeichnen. Chinas Regierung hatte auf eine Ausweitung der heimischen Kohleförderung gedrängt, um die Energiesicherheit im Land zu gewährleisten, nachdem es zu größeren Energieausfällen gekommen war. Zuzuschreiben sind die enttäuschenden Zahlen wohl auch Sicherheitsüberprüfungen in verschiedenen Minen nach tödlichen Unfällen. Zudem heißt es, dass die Vorräte hoch seien. Sollte sich die Tendenz allerdings fortsetzen, könnte sich der Importsog weniger abflachen als derzeit von uns erwartet.

Edelmetalle

• Rückschläge bei Gold halten bislang nur kurz an

Nach einem kurzen Rutsch knapp unter die 2.150 USD je Feinunze-Marke ging es für den Goldpreis zu Beginn der neuen Woche wieder aufwärts. Dies mag bereits die Vorfreude auf die Fed-Sitzung diese Woche reflektieren, von der sich wohl manch einer Signale für eine baldige Zinssenkung erhofft. Allerdings ist nicht nur der Zeitpunkt eines ersten Zinsschrittes von Belang, sondern auch das Ausmaß darauf folgender Senkungen. Daher dürfte der sogenannte “Dot Plot”, d.h. die Zinsprognosen der einzelnen FOMC-Mitglieder, besondere Aufmerksamkeit erhalten. Aktuell geht der Großteil von ihnen aus, dass der Leitzins um insgesamt 75 Basispunkte in diesem Jahr gesenkt wird. Die US-Daten waren zuletzt gemischt. Während die Konjunkturdaten eher enttäuschten, deuteten die Preisdaten auf anhaltenden Inflationsdruck hin. Unsere Volkswirte halten es für wahrscheinlich, dass die US-Notenbanker ihre Einschätzung vor diesem Hintergrund nicht anpassen, die “Dots” also mehr oder weniger unverändert bleiben. Für den Goldpreis wäre dies wohl positiv, da nach den US-Inflationsdaten einige Marktteilnehmer mit einer Aufwärtsrevision der Zinserwartungen rechnen dürften.

Industriemetalle

• Chinas Aluminiumproduktion dürfte robust bleiben

Dem Informationsportal Shanghai Metals Market zufolge werden ca. 50%25 der seit letztem Herbst stillgelegten Aluminiumproduktionskapazitäten in der chinesischen Region Yunnan in naher Zukunft wieder hochgefahren. Aufgrund von Trockenheit, die die Wasserkraft in Yunnan stark eingeschränkt und Stromrationierungen nach sich gezogen hatte, seien seit November etwa 1 Mio. Tonnen an Produktionskapazitäten außer Betrieb. Seither war die chinesische Aluminiumproduktion insgesamt leicht rückläufig, was aber zu dieser Jahreszeit nicht unüblich ist. Im Januar/Februar fiel die Produktion noch etwas niedriger aus als im Vormonat, was noch auf die oben genannten Kapazitätseinschränkungen zurückzuführen sein könnte. Spannender ist, ob die Produktion im Jahresverlauf wieder an Fahrt aufnimmt. Der starke Anstieg der Industrieproduktion insgesamt könnte aber ein zusätzlicher Hinweis auf eine zukünftige Ausweitung des Aluminiumangebots sein. Kurzfristig dürfte es dem Aluminiumpreis daher schwerfallen, Boden gutzumachen.

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