Freitag, 13.10.2017 09:06 von Klaus Stopp | Aufrufe: 228

Der IWF warnt auch im Aufschwung

In seinem jüngsten Weltwirtschaftsbericht hat der Internationale Währungsfonds (IWF) sich zuversichtlich über die konjunkturelle Entwicklung geäußert und bescheinigt dem bereits 2016 begonnenen globalen zyklischen Aufschwung weiterhin eine positive Entwicklung. Die Wachstumszahlen für die Weltwirtschaft wurden für das laufende Jahr von 3,5% auf 3,6% und für 2018 von 3,6% auf 3,7% angehoben. Allerdings warnt der IWF davor, sich von den Zahlen blenden zu lassen. Denn lediglich kurzfristig sind die Risiken für diesen Ausblick ausgeglichen. Mittelfristig bestehen dagegen nicht unerhebliche Wachstumsrisiken.

 

So verweist der IWF auf die positiven finanziellen Rahmenbedingungen infolge der Notenbankpolitik. An die Droge des billigen Geldes scheinen sich die Finanzmärkte ja gewöhnt zu haben. Jedoch hat die US-amerikanische Notenbank (Fed) bereits einen Kurswechsel vollzogen, und auch die Europäische Notenbank (EZB) wird sich nicht ewig diesem geldpolitischen Normalisierungsprozess entziehen können. Der japanische Weg ist für die EZB keine Option, was allen Marktteilnehmern bewusst sein sollte. Doch nicht nur Börsianer müssen dies verinnerlichen, sondern auch Politiker. Denn weiterhin besteht die Gefahr, dass sich die politisch Verantwortlichen selbstzufrieden zurücklehnen und in falscher Sicherheit wiegen.

Die von den Notenbanken erkaufte Zeit wurde bisher nur zum Teil für eine nachhaltige Haushaltssanierung genutzt. Deshalb verweist der IWF in seinem Bericht nochmals darauf, dass die Chancen für strukturelle und finanzielle Reformen genutzt werden müssen, um für mehr Widerstandsfähigkeit, Produktivität und Investition zu sorgen. Denn sollten sich die globalen Refinanzierungsbedingungen infolge der anstehenden geldpolitischen Anpassungen für Staaten, Unternehmen und nicht zuletzt Privatpersonen deutlich verschlechtern, ginge auch wieder politischer Handlungsspielraum verloren.

An die Adresse der EZB und der Eurostaaten gerichtet wurde in dem Bericht betont, dass falls eine geldpolitische Straffung notwendig werde und zugleich die Erholung von Preisen und Wachstum in den hoch verschuldeten Mitgliedsstaaten noch im Gange ist, dann wäre das für diese Länder riskant, wenn sie noch nicht die notwendigen finanziellen Anpassungen und Strukturreformen vorgenommen haben. Mit Blick auf die Inflation wird für 2017 ein Anstieg auf 1,5% erwartet und nicht vor 2021 mit 1,9% ein Wert im Bereich der anvisierten Zielmarke erreicht. Somit ist der Hinweis an die europäischen Notenbanker, erst dann den Akkomodationsgrad ihrer Politik zu verringern, wenn es „konkrete Hinweise auf einen dauerhaften Anstieg der Inflation“ gibt, die logische Konsequenz.

Man wird in den kommenden Monaten sehen, ob die Politiker und Vertreter der Notenbanken die mahnenden Worte verstanden haben und gegenüber den nachfolgenden Generationen verantwortungsvoll reagieren. Die Hoffnung stirbt zuletzt!



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Baader Bank AG
Klaus Stopp ist Head of Market Making Bonds bei der Baader Bank AG. Baader betreut an den Börsenplätzen Berlin, Frankfurt und München u.a. den Handel mit Anleihen und betreut Deutschlands führende Anleihen-Website Bondboard.
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