Das Börsenjahr 2022 war sicherlich nicht das einfachste, doch es brauchte auch spannende Erkenntnisse mit sich. An den deutschen Finanzmärkten war eine erstaunliche Tendenz zu erkennen: Auslandsaktien spielten in Krisenzeiten eine immer größere Rolle. Das gilt vor allem für Wertpapiere aus Kanada und Australien. Von Letzteren können an den deutschen Finanzmärkten fast 800 gehandelt werden. Zum Vergleich: Die Zahl der börsennotierten Unternehmen aus Deutschland liegt noch knapp unter der Marke von 1000. In Foren wird das Interesse von deutschen Privatanlegerinnen und Privatanlegern an australischen Aktienunternehmen besonders deutlich. Doch woher kommt es?
Ein Grund liegt auf der Hand: Die australische Wirtschaft blieb rund um die Corona-Pandemie robust und konnte nach einem kurzen Rückgang schnell wieder ein Wachstum verzeichnen. Auch der Krieg in der Ukraine konnte ihr wenig anhaben. Auffällig ist, dass sich unter den australischen Aktienunternehmen, die an der deutschen Börse gelistet sind, viele Unternehmen aus der Rohstoff- und der Biotech-Branche befinden. Das Interesse an Letzteren dürfte vor allem von der Corona-Pandemie bedingt sein, Rohstoff- und Explorationsunternehmen nehmen im Zuge der Energiewende und der Mobilitätswende eine tragende Rolle ein. Und dann gibt es auch noch andere australische Unternehmen, welche mit innovativen Technologien zu überzeugen wissen.
BHP Group (ISIN: AU000000BHP4) – die Mutter der australischen Rohstoff-Aktien
Die Rohstoff- und Bergbaubranche ist in Australien seit jeher eine tragende Säule der Wirtschaft. Eines der Aushängeschilder stellt die 1885 gegründete BHP Group mit Sitz in Melbourne dar. Sie beschäftigt rund 35.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und gehört zu den größten Bergbaukonzernen der Welt. Der Konzern verarbeitet und gewinnt zahlreiche Mineralien. Bei einigen handelt es sich um Rohstoffe der Zukunft.
In den letzten Jahren leitete die BHP Group einen Umbau des Konzerns ein. Sie entschied, das Engagement bei fossilen Brennstoffen zurückzufahren und dem Gas- und Ölgeschäft den Rücken zu kehren. Eine grüne Wende, welche den Fokus auf nachhaltigeren Bergbau ermöglichen soll. Die BHP Group hat die Zeichen der Zeit erkannt, was an der Börse gut ankommt. Anfang 2023 erreichte die Aktie ein Allzeit-Hoch bei 32,74 Euro. Mitte April 2023 notiert die BHP Group knapp unter 30 Euro. Einige Analysehäuser geben Kaufempfehlungen ab, so beispielsweise die Berenberg Bank.
De.mem (ISIN: AU000000DEM4) – Wasser-Technologie für Australien und Deutschland
Mit De.mem agiert ein Komplettanbieter für die industrielle Wasseraufbereitung sowohl in Australien als auch in Deutschland. In Down Under findet sich der Hauptmarkt des 2013 gegründeten Unternehmens, welches dort an den Standorten Melbourne, Brisbane, Perth und Launceston vertreten ist. Kunden sind unter anderem die BHP Group und Rio Tinto (ISIN: GB0007188757). Auf dem deutschen Markt ist das Unternehmen durch die Tochter De.mem-Geutec GmbH mit Sitz in Velbert präsent.
Den Kunden in Deutschland und Australien bietet De.mem eine breite Palette an Leistungen. Das Angebot beginnt beim Bau und dem Leasing von Anlagen für die Aufbereitung von Wasser und Abwasser. Auch Service und Wartung und die Lieferung von Verbrauchsmaterialien und Spezialchemikalien finden sich im Portfolio des Unternehmens. Einen Wettbewerbsvorteil hat De.mem am Standort in Singapur geschaffen: Eine moderne Membrantechnologie. „Unser Thema ist eine mit Graphenoxid veredelte Membran. Für dieses Produkt sehen wir in den kommenden Jahren erhebliches Marktpotenzial. Dies ist eine neu entwickelte Membran, wo wir Graphenoxid-Nanopartikel in eine bestehende Polymerstruktur einbauen. Dies führt dazu, dass die Membran mehr Wasser filtern kann, also bis zu 40 Prozent mehr Kapazität hat“, erklärt CEO Andreas Kröll. In den USA ist De.mem in den letzten Zügen der Zulassung der Membran für die Trinkwasserfiltration. In den Vereinigten Staaten kann sich dann neben Australien und Deutschland ein weiterer Markt entwickeln.
Allkem (ISIN: AU0000193666) – Mineralexploration trifft Chemie
Auch Allkem stellt eines der innovativen und modernen Unternehmen dar, welches in Deutschland so manche Anlegerinnen und Anleger überzeugen kann. Das Unternehmen ist auf einem der spannendsten Zukunftsmärkte unterwegs: dem Geschäft mit Lithium. Allkem ist in den Bereichen der Mineralexploration und der industriellen Chemie gut positioniert und verfügt über ein globales Portfolio an hochwertigen und vielfältigen Lithiumchemikalien.
Bei der Ausrichtung des Unternehmens steht die Nachhaltigkeit im Fokus. Allkem hat sich ambitionierte Ziele gesetzt, um eine langfristige wirtschaftliche, soziale und ökologische Nachhaltigkeit zu gewährleisten. An den Finanzmärkten geht der größte Höhenflug auf Ende 2022 zurück, als ein Allzeit-Hoch von 10,88 Euro erreicht werden konnte. Wenn es nach den Analysten von BMO geht, könnte Allkem an der Börse bald in ähnliche Sphären zurückkehren. Sie gaben ein Kursziel von 13 US-Dollar aus.
iShares MSCI Australia (ISIN: IE00B5377D42) als spannende Investitionsmöglichkeit
Top-Holdings sind unter anderem BHP, Commonwealth Bank of Australia (ISIN: AU000000CBA7), CSL (ISIN: AU000000CSL8), Westpac (ISIN: AU000000WBC1), Wesfarmers (ISIN: AU000000WES1) und Woolworths (ISIN: AU000000WOW2).
Australische Aktien an deutschen Finanzmärkten – mehr als nur ein vorübergehender Trend?
Australiens Wirtschaft gehört zu denen, welche in den letzten Jahren weltweit am beständigsten gewachsen ist. Die Rohstoff-Branche stellt eine gute Basis dar und in anderen Bereichen gibt es viele Unternehmen, welche moderne und fortschrittliche Technologien entwickeln. Daher ist es gut möglich, dass es sich australische Aktien nicht nur vorübergehend an einem großen Interesse an den deutschen Finanzmärkten erfreuen.
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