Das schöne an der Merill Lynch-Analyse ist doch der Satz "allerdings liege die Gewinnmarge hinter denen der Konkurrenz zurück" und "insgesamt sei die Nordex SE höher bewertet als vergleichbare Unternehmen". Ich denke mal jeder der sich mit Nordex einigermaßen fundamental näher befasst hat weiß das auch und somit finde ich die Merill Lynch-Analyse bzw. das Rating "Underperformer" schon für ok.
Wenn ich mir die 2015er und 2016er Konsensschätzungen anschaut, dann passt das ja auch:
Nordex 2015er KGV von 26 (EPSe: 0,85 €) und 2016er KGV von 21 (EPSe: 1,06 €)
Vestas 2015er KGV von 21 (EPSe: 2,25 €) und 2016er KGV von 20 (EPSe: 2,32 €)
Gamesa 2015er KGV von 22 (EPSe: 0,63 €) und 2016er KGV von 19 (EPSe: 0,74 €)
So weit so gut und wie wir fast alle wissen, die sich mehr mit Nordex beschäftigen, liegt das Wohl und Wehe des Nordex-Kursverlaufs, zumindest mittel- bis langfristig, an der EBIT-Marge, denn genau hier liegt der Gewinnhebel und nicht unbedingt beim Umsatzwachstum. Sobald Nordex daher kommt mit einer EBIT-Marge > 6% und die halte ich im Laufe des Jahres für mehr als wahrscheinlich (siehe Q1, das eindeutig durch den Umbau der Rotorblattproduktion belastet wurde - Auslastung lag ja in Q1 bei unter 40%), dann wird/muss z.B. Merill Lynch ihre Bewertung ändern und genau das ist das Schöne an diesen Analyse/Rating und genau darum habe ich null Probleme damit. Zumal man ja eigentlich gar nicht abschätzen kann welche Skaleneffekte es beim EBIT durch das Überschreiten des kritischen Umsatz gibt, der ja wohl bei Nordex bei um die 1,6 Mrd. € liegt, durch die deutliche Unterlastung der Rotorblattproduktion in Q1 aufgrund des Umbaues bzw. Modernisierung und ddie drei Rotorblätter sind das teuerste an einer Windturbine mit einem Kostensanteil von um die 30 bis 35%.
Ich persönlich fühle mich derzeit bei Vestas auch ein wenig wohler wie bei Nordex. Habe ja beide. Bei Vestas sind es aber dann schon ein wenig mehr Aktien. Vestas macht dieses hohe Vola, die es bei Nordex gibt, nicht/kaum mit, und bei Vestas bin ich zu 90% überzeugt davon, dass die Analystenschätzungen zu niedrig sind und bei Nordex bin ich es "nur" zu 70%.
Schaut man sich mal die Entwicklung der Nordex-Konsensschätzungen an, dann ist die wirklich hoch interessant und fast ein Abbild zum letzten Jahr:
Anfang 2015: EPS 2015e: 0,73 €/Umsatz 2015e: 1,75 Mrd. €
März 2015: EPS 2015e: 0,77 €/Umsatz 2015e: 1,87 Mrd. €
Aktuell: EPS 2015e: 0,85 €/Umsatz 2015e: 2,03 Mrd. €
Damit haben die Analysten in den ersten 5 Monaten die Nordex-Gewinnschätzungen um 16% angehoben. Das kommt hauptsächlich davon, da die Umstzschätzungen in diesem Zeitraum um 14% angehoben wurden, während die EBIT-Margenschätzungen sogar leicht von 5,8 auf 5,7% nach unten revidiert wurden. Auch hier sieht man, dass Nordex nur über die EBIT-Marge die Herren Analysten überzeugen kann ihre Schätzungen und damit ihre Kursziele nach oben zu revidieren.
Wenn ich dann schon mal dabei bei einer kleinen fundamentalen Betrachtung, dann komme ich auf das cashbereingte KGV, denn das ist für mich halt deutlich aussagekräftiger wie das reine KGV wo keine Verschuldung mit einbezogen ist. Nordex hat nach den aktuellen Analystenschätzungen ein cashbereinigtes 2015er KGV von 22 (Nettoliquidität 2015e: 268,3 Mio. €/pro Aktie: 3,25 €) und ein cashbereinigtes 2016er KGV von 17 (Nettoliquidität 2015e: 327 Mio. €/pro Aktie: 4,04 €). Kann Nordex bei der EBIT-Marge überraschen, dann werden diese Kennzahlen noch ein gutes Stück weit runter gehen. Schaue ich mir die Bewertungen des Gesamtmarktes an, dann ist Nordex gar nicht so hoch bewertet wie so einer denkt und wie gesagt ein Gewinnpotential über den Schätzungen ist absolut vorhanden und dann würde Nordex noch ein gutes Stück weit billiger nach dem KGV.