Klar hat der Zeschky die noch. Man braucht sich doch nur die Auftragslage anschauen und auch die jüngsten strategischen Weichenstellungen im operativen Geschäft.
Nordex hat bis jetzt für 2015 703 MW an Aufträgen offiziell gemeldet (Türkei: 156,6 MW - 7 Windparks/Südafrika: 134,4 MW - 1 Windpark/Frankreich 102,5 MW - 3 Windparks). Dazu ist meine Liste mit geplanten deutschen Windparks mit Nordex-Turbinen auf etwas über 700 MW angewachsen, die allesamt im finalen immissionsschutzrechtliche Genehmigungsprozess stecken. Rd. 40% davon haben die immissionsschutzrechtliche Genehmigung schon in der Tasche und bei 4 Windparks ("Chransdorf West" - 57,6 MW/"Sailershäuser Wald" - 24 MW/"Hohenzellig" - 19,2 MW/ "Osterbelmhusen - 12 MW) mit insgesamt 113 MW wurden schon mit dem Windparkbau begonnen, so dass Nordex je nach Wetterlage im Frühjahr 2015 mit der Turbinenanlieferung beginnen kann.
Die Auftragslage bzw. Auslastung im nächsten Jahr sollte also überhaupt kein Problem sein.
Nordex hatte in diesem Jahr ein Problem mit den sehr langen Lieferzeiten der N117, denn sonst würden in diesem Jahr wohl mehr als 1,6 Mrd. € an Umsatz rausschauen. Lieferzeiten von 10 Monaten sind einfach viel zu hoch. 6 Monate sind ok. Dieses Problem dürfte wohl einigermaßen behoben sein mit dem Ausbau der Rostocker Rotorblattproduktion und dem neuen und erweiterten Rotorblatt-Liefervertrag mit Carbon Rotec. Dazu hat man seit Oktober mit der DrösslerGroup einen zweiten Lieferanten für die Hypridtürme. Alles drei Maßnahmen sollten helfen um die Lieferzeiten runter zu bringen und auch die Umsätze zu steigern. Außerdem ist man laut Nordex bei den Rotorblätter der N117/2400 (NR 57.5) und bei den Hypridtürme noch nicht auf dem Kostenniveau angelangt was man eingeplant hat. Somit könnten die neuen Lieferverträge mit Carbon Rotec und der DrösslerGroup doppelte positive Auswirkungen haben. Zum einen könnten damit die Auslieferungen bzw. Umsätze erhöht werden und zum anderen die Kosten gesenkt werden. Die Rotorblätter machen z.B. rd. 30% der Kosten einer Turbine aus.
Noch was kurz angemerkt. Die EBIT-Marge von Nordex mit 4,5% im 1. Halbjahr ist sicher nicht die beste, aber doch deutlich besser wie die von Siemens. Siemens hatte nach 9 Monaten in ihrem Geschäftsjahr 2013/2014 gerade mal eine EBIT-Marge von 1,5% (Umsatz: 3,38 Mio. €/EBIT: 50 Mio. €) !! Vestas hatte im 1. Halbjahr eine EBIT-Marge von 5,5%. Also, so schlecht ist dann Nordex nun wirklich nicht wie das der eine oder andere User immer so behaupten. Außerdem könnte gerade die EBIT-Marge zu einer der großen Überraschungen werden in den nächsten Quartalen.
Fundamental ist bei Nordex alles Paletti meiner Einschätzung nach und daran ändert die doch sehr kräftig Kurskorrektur für mich gar nichts. Meiner Meinung nach steht Nordex mindestens vor zwei sehr guten Jahren. Technolgisch spielt man in der Champions League mit, bei den Schwachwindanlagen ist man für mich die Nr. 1 und mit der N131 wird diese Leaderpostion wohl noch weiter ausgebaut, man ist in wachstumsstarken Auslandsmärkten gut positioniert (z.B. Türkei, Südafrika, Uruguay), man wird vom deutschen Windmarkt meines Erachtens überproportional profitieren und Nordex will ihr eigenes margenstarkes Projektgeschäft ausbauen (2 GW-Projektpipeline).
Alles in allem, ich denke das Nordex-Chef Zeschky das eine oder andere Ass im Ärmel ganz sicher hat. Jedenfalls hat Zeschky Nordex operativ wieder sehr gut aufgestellt und eigentlich alle Weichen richtig gestellt und von der Bilanzseite hat er Nordex mit einer EK-Quote von etwas über 30% und einem Nettocash von über 200 Mio. € auf sehr soliden Beinen gestellt.
Mals sehen was diese Woche noch bringen wird, aber das Entscheidende wird der S&P 500 sein. Halten die 1.900, dann wird es wohl wieder höhere Kurse geben, halten sie nicht, dann dürfte es wohl weiter runter gehen. Fundamentals sind da derzeit nicht so wichtig.