Mit Unverständnis und scharfer Kritik haben Umweltschützer auf Bedenken Hamburgs gegen die Nominierung des Wattenmeeres als Weltnaturerbe bei der UNESCO reagiert. Der Hamburger Senat befürchtet bei einer Nominierung Probleme bei der geplanten Elbvertiefung, erklärt Senatssprecher Christof Otto. "Offenbar sollen Niedersachsen und Schleswig-Holstein wegen ihrer kritischen Fragen zur Elbvertiefung unter Druck gesetzt werden", sagt Eberhard Brandes, Deutschland-Geschäftsführer des World Wide Fund For Nature (WWF). Der Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU) fordert den Senat auf, den Weg für einen deutsch-niederländischen Weltnaturerbe-Antrag noch in diesen Tagen frei zu machen.
WWF kritisiert "lokalpolitische Ränkespiele"
"Das Wattenmeer ist ein weltweit einmaliger Lebensraum für Millionen Zugvögel und eine Vielzahl bedrohter Tiere und Pflanzen", sagt NABU-Präsident Olaf Tschimpke. Hierfür würden Deutschland, die Niederlande und Dänemark international Verantwortung tragen. "Die geplante Nominierung als Weltnaturerbe bringt diese Verantwortung und den Stolz auf das Wattenmeer zum Ausdruck", sagt Tschimpke. Der WWF kritisiert, dass das Weltnaturerbe "lokalpolitischen Ränkespielen zum Opfer fallen" solle. Die Anerkennung des Wattenmeeres als Welterbe habe keinen Einfluss auf den Ausbau der Elbe, sagt WWF-Geschäftsführer Brandes.Norddeutsches Wattenmeer: Der platte Dschungel
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Schon seit mehreren Jahren laufen die Vorbereitungen für einen deutsch-niederländischen Nominierungsantrag. Er müsste noch im Januar bei der UNESCO in Paris gestellt werden. Ursprünglich sollte der Antrag von der Bundesrepublik gemeinsam mit den Bundesländern Hamburg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen sowie den Niederlanden eingebracht werden. Eine spätere Erweiterung um den dänischen Wattenmeeranteil war möglich. "Hamburg muss sich jetzt für den Antrag aussprechen, damit dieser eine Chance hat", sagt NABU-Präsident Tschimpke.Das Wattenmeer ist nach Angaben des "Gemeinsamen Wattenmeersekretariats" (CWSS) in Wilhelmshaven eines der größten Feuchtgebiete der Welt: Kein anderes Gebiet der Erde weist eine größere zusammenhängende Sand- und Schlickwattfläche auf. In den Wattflächen, Dünen, Sandbänken, Prielen und Salzwiesen leben rund 3200 Tierarten. Von ihnen kommen 250 nur in den Salzwiesen des Wattenmeeres vor. Das schleswig-holsteinische Wattenmeer ist seit 1985 Nationalpark. Ein Jahr später folgte der Wattenmeer-Nationalpark Niedersachsen, 1990 erhielt auch das Hamburger Watt das Prädikat "Nationalpark".
Einzigartige Kulturlandschaft
Für eine Anerkennung als Welterbe muss belegt werden, dass die Region weltweit einzigartig ist und daher für zukünftige Generationen erhalten bleibt. Nach Angaben des CWSS soll das Wattenmeer zunächst als Weltnaturerbe bei der UNESCO angemeldet werden. Das Naturerbe soll gegebenenfalls um ein Kulturerbe erweitert werden, denn nach Auffassung vieler Menschen ist das Wattenmeer durch die lange und wechselvolle Geschichte der Besiedlung, der Lebensweise und der Aktivitäten der Küstenbewohner auch eine einzigartige Kulturlandschaft. Dazu zählen unter anderem historische Gebäude wie Leuchttürme, aber auch Stätten der früheren Salz- oder Landgewinnung entlang der Küste sowie Schiffswracks.Die Anerkennung als Welterbe gilt als globale Auszeichnung. Sie ist laut CWSS ein international wirksames Werbe-Instrument und wird zusätzlich zu den traditionellen Gästen auch Touristen aus entfernteren Regionen der Welt anlocken. Bislang sind in Deutschland 31 Kulturstätten als Welterbe anerkannt, aber mit der Grube "Messel" bei Darmstadt nur eine Naturstätte. Das Wattenmeer wäre die zweite Naturstätte.