Wettrennen um Hafenaktionäre
von Mark Krümpel (Hamburg) und Mark Böschen (Frankfurt)
Der Hamburger Hafenbetreiber HHLA und der Rivale DP World wetteifern um die Gunst der Investoren. Bei der Präsentation der Halbjahreszahlen kündigte die HHLA ihren Börsengang für Anfang November an.
Gleichzeitig lancierten Insider, dass der Konzern DP World, der unter anderem den Hafen in Dubai betreibt, im gleichen Monat sein Debüt am Kapitalmarkt plant.
Damit bekommt die HHLA starke Konkurrenz. Investoren könnten versuchen, den Preis der HHLA-Aktie zu drücken. Bislang galt es als Vorteil für das Hamburger Unternehmen, dass nur wenige Papiere von Hafenbetreibern an den internationalen Börsen verfügbar sind. Das liegt auch an der Fusionswelle in der Branche. In Großbritannien ist lediglich noch Forth Ports gelistet, in Deutschland der HHLA-Rivale Eurokai. Sollte aber DP World als einer der weltweit größten Hafenbetreiber zeitgleich oder noch vor der HHLA in den Börsenhandel starten, würde das den Seltenheitswert der HHLA-Aktie verringern - und damit eventuell auch die Bewertung senken.
Noch vor einigen Tagen hatte HHLA-Chef Klaus-Dieter Peters die Börsenpläne von DP World angezweifelt. "Das ist offenbar noch nicht beschlossene Sache", sagte er. "Ich sehe weiterhin nur wenige interessante Börsenneulinge aus der Branche." DP World wollte sich am Donnerstag nicht äußern. Analysten sehen aber gute Chancen für einen Börsengang (Initial Public Offering/IPO). "Das IPO dürfte gut aufgenommen werden", sagte Shailesh Garg, Hafenanalyst bei Drewry Shipping, der Agentur Bloomberg.
Wie die HHLA will offenbar auch DP World nur 30 Prozent der Aktien am Kapitalmarkt platzieren. Während die HHLA dafür laut Branchenbeobachtern rund 1 Mrd. Euro erzielen will, dürfte DP World einen Emissionserlös von insgesamt fast 2,5 Mrd. Euro anstreben. Das Dubaier Unternehmen ist ungleich größer als die HHLA. Nach Angaben des Marktforschers Drewry schlägt DP World mehr als viermal so viele Container um wie der Hamburger Rivale und rangiert weltweit auf Platz vier, während die HHLA die Nummer acht ist.
Der mögliche Preis für die HHLA-Aktie gilt als ambitioniert, obwohl das Unternehmen stets betont, eine Rendite auf das eingesetzte Kapital von mehr als 20 Prozent zu erwirtschaften. "Ich befürchte, dass die HHLA sich die gute Marktposition beim Börsengang teuer bezahlen lassen will", sagte Klaus Kränzle, Aktienanalyst bei GSC Research. Börsennotierte Hafenbetreiber wie Forth Ports oder Eurokai seien wegen der Übernahmefantasie in der Branche zwar zum Teil ebenfalls recht hoch bewertet. "Anders als bei diesen Unternehmen gibt es bei der HHLA aber keine Übernahmefantasie, weil nur 30 Prozent der Aktien an den Markt kommen sollen" , sagte Kränzle.
Die Betreiber von Häfen gelten als Gewinner des boomenden Welthandels. Das spiegelt sich in den Halbjahreszahlen der HHLA wider. So steigerte das Unternehmen, das auch Terminals in Lübeck und Odessa betreibt, den Containerumschlag in den ersten sechs Monaten um 13,9 Prozent auf mehr als 3,5 Millionen Standardcontainer. Der Umsatz legte um 15,7 Prozent auf 561,3 Mio. Euro zu. Den Konzernüberschuss nach Steuern konnte die HHLA gar um 71,5 Prozent auf 79,3 Mio. Euro erhöhen. "Wir ernten jetzt die Früchte unseres Konzernumbaus", sagte Peters.
Die Stadt Hamburg als Eignerin der HHLA will 900 Mio. Euro aus dem Emissionserlös in den Ausbau des Hafens investieren, 100 Mio. Euro sollen der HHLA zufließen. Ursprünglich hatte der Hamburger Senat den Verkauf von 49,9 Prozent der Anteile für bis zu 2,5 Mrd. Euro angestrebt. Dieser Plan war allerdings am Widerstand der Belegschaft gescheitert. DP World, das auch Interesse an der HHLA bekundet hatte, kündigte indes zuletzt an, in den nächsten fünf Jahren 2,5 Mrd. Euro in neue Projekte investieren zu wollen.
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Aus der FTD vom 05.10.2007
© 2007 Financial Times Deutschland, © Illustration: HHLA
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