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... möglichen Wechselwirkungen derart zu unterschätzen, wie Sie es in ihren Beiträgen vorschlagen: Eine Aufgabe des US-Binnengeschäfts und des Investment Bankings hätte weitreichende Auswirkungen auf die internationale Kundschaft, die sich auch in den USA angemessen vertreten lassen will. Ich kann auch nur davor warnen, das US-Geschäft und die Möglichkeiten dort zu unterschätzen, ebenso wie dessen Notwendigkeit auf Geschäftsbereiche wie Treasury und Transaction für Geschäftskunden und Wealth Management für vermögende Kunden. Das Geschäft mit den eigenen Kunden sollte man nicht kampflos anderen überlassen (oder für nur $10 Mrd. herschenken). Die Deutsche Bank ist keine örtliche Sparkasse und ihre internationale Präsenz ist für ihr Geschäftsmodell essenziell, ebenso wie die Möglichkeit, sich auf den Märkten als Marketmaker und nicht als nur Zukäufer externer Leistungen zu betätigen. Die US-Assets wurden inzwischen auf ca. $133 Mrd. zurückgefahren, also etwa 7-8% der Bilanzsumme. Das ist schon recht wenig für einen international aufgestellten Player und man kann und darf davon ausgehen, dass das Risiko inzwischen auch entsprechend überschaubarer (geworden) ist.
Ich wage auch nicht beurteilen zu können, inwieweit sich das Engagement in diesen Bereichen kurz-, mittel- und langfrisitg rentiert, weil man hierfür auch die einzelnen Geschäfte mit (End-)Fälligkeiten exakt analysieren und bewerten müsste. Einfach den Schlüssel umdrehen, abziehen und dann mit weniger großen Sorgen in die Zukunft schauen ist da nicht, gerade mit Blick auf die (vorwiegend) international tätige Kundschaft. Die Bank besteht traditionell aus miteinander verzahnten Einheiten. Nimmst Du aus diesem Gebilde ein Zahnrad heraus, könnte dies zum vollständigen Kollaps des Gesamtsystems führen. Was Du vorschlägst würde mindestens ein Jahrzehnt an Arbeit und Vorbereitung, Parallelprozessen und Übergangszeiten bedeuten. Da verzichtet man doch lieber freiwillig auf die eine oder andere Milliarde und lässt sich von der FED mit ihren fingierten Stresstests international verhöhnen, statt den Laden kampflos aufzugeben. Es werden auch wieder bessere Zeiten kommen und bis dahin kann man versuchen, sukzessive die eigenen Risiken herunterzufahren. An der aktuellen Strategie ist nichts auszusetzen, weil sie (zumindest mir) für den Moment alternativlos erscheint.
Das Versäumnis von Dr. Achleitner war, sich nicht schnell genug um eine erfolgreiche Umsetzung der strategischen Neuausrichtung zu bemühen. Die Baustellen wurden sequenziell (statt parallel) angegangen und das hat die Bank im internationalen Vergleich weit nach hinten geworfen. Daran lässt sich jetzt nichts mehr ändern, aber einfach Aufgeben, nur um schnellstmöglich der Öffentlichkeit eine "konforme Bilanz" zu präsentieren, ist bestimmt auch keine (gute) Lösung. Die Bank ist jetzt auf einem guten Weg in die richtige Richtung unterwegs. Geben wir Herrn Sewing die Zeit, auch die Zweifler (wie Dich) davon zu überzeugen, und wenn sich auf diesem Weg ein starker Partner für die Zukunft findet, dann ist das um so besser ...
... überprüfen können, aber dass weniger Kosten zwangsläufig auch (überproportional) weniger Ertrag bedeuten müssen ist nicht in Stein gemeißelt. Die Bank hat sich zuletzt von vielen (teuren) Mitarbeitern in diesem Bereich getrennt. Weitere Fixkosten (z. B. Büromieten) wurden/werden angegangen. Das Minus in den USA ist auch längst nicht mehr so deutlich wie noch vor 6 Monaten oder (hochgerechnet) im Vergleich zum letzten Geschäftsjahr und ich werde mir da auch kein abschließendes Bild davon machen können, bis die erste große Restrukturierungswelle (bis Ende 2018) abgeschlossen sein wird.
Es geht bestimmt auch nicht darum, einen Vergleich zur US-Konkurrenz zu ziehen, sondern einfach nur darum, dort nicht mehr massenhaft Geld zu verbrennen. Man wird aber auch in Asien und in Europa in dieser Sparte kein Geld mehr verdienen können und zudem andere (gewinnbringende) Sparten in Mitleidenschaft ziehen, wenn man dieses Geschäft in den USA von jetzt auf gleich gänzlich aufgibt. Ich glaube auch nicht, dass die Deutsche Bank sich selbst noch im Wettbewerb mit anderen Investmentbanken sieht, aber der Abbau der Bilanzsumme und das geordnete Herunterfahren der Aktivitäten wird eben auch seine Zeit brauchen und wenn JPM der Meinung ist, dass die Deutsche Bank in dieser Sparte kein Land mehr gegen die US-Mitbewerber sieht, dann ist das in meinen Augen auch völlig am eigentlichen Thema vorbei analysiert.
Die Zukunft im Investmentbanking der Deutschen Bank liegt nicht in den USA, sondern in Europa und möglicherweise auch in Asien. In den USA wird man irgendwann in 3-4 Jahren nur noch soweit präsent sein, wie es zur weiteren Abwicklung des Geschäfts und zur Aufrechterhaltung des Kundennutzens notwendig sein wird. Es ist auch nicht zwingend notwendig, Top-Banker mit 7-8stelligen Jahresgehältern an teuren Standorten zu beschäftigen, um für asiatische oder europäische Kunden US-Bonds zu platzieren oder Währungsabsicherungsgeschäfte zu betreiben. Auf was aber in solchen Fälle definitiv nicht verzichtet werden kann ist eine gewisse Präsenz vor Ort. Das Eigengeschäft in den USA wird man auf das noch notwendige Minimum zurückfahren und das dortige "Spielfeld" weitestgehend den Playern vor Ort überlassen. Das ist zumindest mein Verständnis dessen, was Sewing langfrisitg vorhat. Wenn es ihm stattdessen gelingt, für die Deutsche Bank in Europa ein ähnlich starkes Standing aufzubauen wie es die US-Banken in den USA haben, dann ist doch irgendwann alles wieder in bester Ordnung! Der Futterneid der US-Institute in den letzten Jahren, gepaart mit der sukzessiven Schwächung der Deutschen Bank durch die US-Justiz ist doch ein klares Signal dafür, dass man auf der anderen Seite des Atlaniks nicht bereit ist, den US-Kuchen mit globalen Mitbewerbern zu teilen. Die logischen Konsequenzen dieser Vorgehensweise werden JPM & Co. erst dann zu spüren bekommen, wenn es darum geht, in Zukunft auf der anderen Seite des Atlantiks bzw. des Pazifiks global mitzumischen - und dann will ich die Schlussfolgeren von JPM bitte noch einmal lesen ...
Mr. Trump ist nur die logische Konsequenz und Folge einer schon länger betriebenen Abschottungspolitik der USA. Die verrückten alten und zum Teil bereits verstorbenen Geostrategen der USA haben diese Politik auch während der Präsidentschaft Obamas immer weiter fortgesetzt und jetzt hat diese Politik auch ein glaubwürdiges Gesicht bekommen. Lass' die mal schön weitermachen und analysieren. Es braucht ja auch seine Zeit, die dort aufgebauten Zelte wieder abzureißen, aber es ist noch lange nicht raus, wer am Ende des Tages die wahren Verlierer dieser Entwicklung sein werden. $20 Bio. Staatsschulden und ein nicht ganz unbedeutender Anteil von US-Staatsbonds in den Händen von Chinesen werden den USA über kurz oder lang noch das Fürchten lehren. "America first" ist ein globales Auslaufmodell und wenn die USA denken, dass der nationale Rückzug sie vor den Konsequenzen ihrer Abschottungspolitik schützt, dann wird es eines Tages noch ein böses Erwachen geben ...
... nach Integration mit der Postbank geplant, ...
www.finanznachrichten.de/...atkundengeschaeft-bericht-015.htm
... um Synergien zu nutzen und bis 2022 bis zu 900 Mio. Euro jährlich einzusparen. Es geht konkret um 1.000 Stellen, die sozialverträglich und auf freiwilliger Basis abgebaut werden sollen. Die Mitarbeiter der Postbank verfügen über eine mehrjährige Jobgarantie gemäß Betriebsvereinbarung.
... der Postbank. Okay, das mag für die Sparte ein schöner Sondereffekt gewesen sein, aber mit den operativen Erträgen der Bank hat das wohl eher nichts zu tun. Aktuell steht (in einer anderen Sparte) der Verkauf der Zentrale von Sal. Oppenheim in Köln an. Mit etwas Glück wechselt diese noch in diesem Quartal den Besitzer. Man sollte das nicht überbewerten, aber natürlich muss die Bank schauen, dass sie ihr operatives Geschäft in den Griff bekommt.
Hier noch ein weiterer Link zu diesem Thema:
https://www.ariva.de/news/...gt-sinkenden-gewinn-im-deutschen-7133716
... wenn ein Unternehmen einmal die "Todesspirale des Misserfolgs" geraten ist, dann gibt es kein zurück mehr?
Nun gut, dann weiß ich ja jetzt endlich Bescheid. Vielen Dank!
... zurück in die Erfolgsspur zu finden?
- Soft- und Hardwarlösungen für Zahlungssysteme erfinden?
- Eine neue deutsche Internet-Suchmaschine für das Internet an den Start bringen?
- Chips und ganze Modulgruppen für selbstfahrende Autos entwickeln?
- Automobile bauen, am besten ganz ohne Zulieferteile?
- Einen neuartigen Stahl erfinden und entsprechende Hüttenwerke bauen?
Das ist doch alles vollkommener Unsinn! Das Geschäft der Banken ist so alt wie die Industrialisierung. Es funktioniert seit eh und je nach den gleichen Regeln, ganz gleich ob wir hier über die Industrie der Version 1.0 oder (aktuell) 4.0 reden. Die Rolle der Banken war schon immer das "Ermöglichen" und als Finanzpartner ihre Kunden zu verstehen und zu unterstützen, ganz gleich ob es um die Finanzierung von Projekten, Anschaffungen oder eben die Geldanlage geht. Das Ganze pervertierte, als die Banken plötzlich anzunehmen begannen, sie erfüllten eine Art Selbstzweck, aber das legt sich ja nun allmählich wieder.
Das zukünftige Wachstum der Deutschen Bank wird ermöglicht durch eine Rückgewinnung verloren gegangenen Kundenvertrauens, eine Expansion in Richtung der sich neu entwickelnden Märkte in Europa, Asien und Afrika sowie die Vermeidung unnötiger Risiken. Sie muss sich nicht neu erfinden, sondern einfach nur das, was sie schon immer gemacht hat, zukünfitg noch besser machen. Den Rest erledigt das globale Wachstum.
Die europöischen Banken standen in den letzten Jahren durch die niedrigen europäischen Zinsen vor noch nicht gekannten Herausforderungen. Aber anders als in Frankreich, Spanien oder Italien, wo die Kunden für nahezu jede erbrachte Bankdienstleistung seit eh und je zur Kasse gebeten wurden und werden, waren die Kunden in Deutschland andere (quersubventionierte) Gebühren gewohnt, auch ermöglicht durch das verhältnismäßig große Einlagengeschäft in Deutschland. Es ist also kein Zufall, dass gerade die beiden deutschen Großbanken hier (im europäischen Vergleich) auf die Nase fielen. In den USA hatte man es versäumt, sich rechtzeitig zum Rückzug zu wappnen, nachdem man dort nach der Finanzkrise nicht mehr gern gesehen war. Das haben insbesondere die französischen Banken deutlich besser hinbekommen. Die "Deutsche" wollte sich zunächst nicht beugen, aber das Ergebnis dieser vergebenen Mühen ist bekannt ...
... und jetzt? Die Bank steht nicht vor dem Nichts. Sie steht einfach nur vor einem Neustart und hat sich in den letzten Jahren in Asien bereits einen guten Namen gemacht. Sie spielt dort bereits eine ganz gute Rolle, und hat bedeutende Niederlassungen mit exzellenten Mitarbeitern etabliert, z. B. auch in Singapur. Es kommt nicht von ungefähr, dass die Deutsche Bank die Initiative bei der Restrukturierung von Noble übernommen hat. Vor ein paar Jahren war ich auf der Hochzeit eines alten Klassenkameraden vor Ort gewesen und er steckte mit seinem Team bis unter beide Ohren in interessanten Projekten, so dass er seine Hochzeitsreise um nicht weniger als 2 Jahre verschieben musste. Seit kurzem ist die "Deutsche" eine von 5 ausländischen Banken, die Bonds chinesischer Unternehmen in China vertreiben darf. In Europa wird sich die Situation erst im Laufe der kommenden 1-2 Jahre etwas normalisieren, wenn für über 250 Mrd. Euro überschüssiger Kundeneinlagen keine 0,4% Strafzinsen mehr gezahlt werden müssen, sondern diese Vermögen bereits durch das "Parken" bei der EZB eine Verzinsung erfahren werden. Allein der Wegfall der Strafzinsen wird die jährlichen Kosten der Deutschen Bank um ca. 1 Mrd. pro Jahr senken.
Also hört doch auf, irgendwelche kruden "Wachstumsphantasien" für Großbanken zu fordern. Eine Bank ist kein Tech-Unternehmen, auch wenn moderne Technologie ihrem Geschäft sinnvoll dienen kann. Ihr Geschäftsmodell ist das eines (notwendigen) Erfüllungsgehilfen und wenn sie ihr eigenes Vermögen und die ihrer Kunden nicht gänzlich verzockt, dann kann sie jede Krise überwinden, ganz gleich ob es Weltkriege, Ölkrisen oder Finanzkrisen sind. Daran werden auch Bitcoins, Wirecards oder eine bargeldlose Gesellschaft grundsätzlich nichts ändern.
Und Du, lieber telev1, solltest in der Tat lieber Aktien von Unternehmen kaufen, deren Geschäftsmodell Du auf Basis ihrer Wachstummöglichkeiten besser verstehst. Ich selbst war in der Vergangenheit auch noch nie in Bankaktien investiert, aber bei einem Einsatz von gerade einmal 10 Euro pro Aktie ab dem kommenden Jahr an Vorsteuergewinnen von etwa 2 Euro pro Aktie zu partizipieren und dann in späteren Jahren noch einige Euro mehr als Dividende ausgezahlt zu bekommen, sind für mich einfach zu verlockend. Ich bin fast 50 Jahre alt und hätte gar nichts dagegen, meinen Lebensunterhalt in der Zukunft rein aus den Dividendenzahlungen der Deutschen Bank zu bestreiten. Von den möglichen Kursgewinnen in der Zukunft will gar nicht erst reden. Und noch eins: Die Bank gewinnt immer, und das ist nicht nur so ein dahingesagter Spruch, auch wenn dieser eher am Roulette-Tisch die Runde macht ...
... und vielleicht noch 2 Dinge zum Thema "Turnaround": Ich selbst habe irgendwann nach dem Platzen der Dotcom-Blase Aktien von Yahoo! für unter 5 Dollar pro Stück gekauft, die größtenteils noch heute in meinem Depot liegen und einen beträchtilichen Teil meines Vermögens ausmachen. Sie wären heute sicherlich noch deutlich mehr wert, wenn Yahoo! (bzw. Altaba) in der jüngeren Vergangenheit der eine oder andere CEO erspart geblieben wäre. Auf ein Comeback von Apple habe ich (leider) nicht gesetzt, aber vielleicht bist Du ja auch noch zu jung um zu wissen, dass Apple eigentlich schon einmal kurz vor dem Ende stand und nur durch einen Kredit von Microsoft seinen weltweiten Siegeszug im 2. Anlauf ermöglichen könnte. Sehr wohl aber habe ich damals aber auf ein Comeback von Infineon oder den von Adidas gesetzt: Letztere habe ich vor etwa 4 Jahren nahe ihres Tiefpunkts bei 58 Euro gekauft und nur 2,5 Jahre später bei 180 Euro wieder verkauft. Meine Tesla-Aktien halte ich seit ihrem Börsengang von vor 8 Jahren und ich habe schon damals hier im Ariva-Thread geschrieben, dass eines Tages entweder Apple oder Google hier einsteigen und den Laden übernehmen werden. Ich habe Zeit und Geduld ... und ich glaube eben an Turnaround-Stories todgeglaubter Unternehmen, weil die Geschichte voll davon ist. Das sind keine seltenen Ereignisse a la "Schwarzer Schwan". Deine Wahrnehmung trügt Dich hier offenbar gewaltig. Möglicherweise ist das aber auch Deinem Alter und Deiner noch fehlenden (und auch leidvollen) Erfahrungen geschuldet. Auch ich hatte in über 30 Jahren so den einen oder anderen Rohrkrepierer im Depot, aber ich denke nicht, dass mein jüngstes Investment (Aktien und Calls auf die Deutsche Bank) eine Fehlinvestition ist.
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