Die von Italien seit 2008 neu herausgegeben Staatsanleihen wurden zu 88 % von der EZB und von italienischen Banken, die von Draghi Gratis-Tender erhalten hatten, aufgekauft. Das ist klassische Staatsfinanzierung aus der Notenpresse. Nur deshalb waren die Renditen neuer italienischer Staatsanleihen auch so niedrig und teils sogar negativ.
Laut Wolfstreet würde eine Reduzierung der EZB-Bilanz (Tapering bzw. Rückabwicklung von QE) mit hoher Wahrscheinlichkeit dazu führen, dass Italien aus dem Euro austreten und wieder eine eigene Landeswährung einführen muss (= Form von Staatspleite).
Die EZB-Bilanz ist - infolge Draghis wahnwitziger Anleihenaufkäufe der letzten Jahre - auf 4,17 Billionen Euro angeschwollen. Keine Notenbank der Welt hat eine größere Bilanz. Angesichts dessen hat Draghi nun bereits begonnen, die Aufkäufe zu reduzieren: Letzten Monat kaufte die EZB nur noch für 60 Mrd./Monat Staats- und Unternehmenanleihen (zuvor 80 Mrd. und mehr).
Um QE reduzieren zu können, braucht Draghi triftige Argumente. Das Mittel der Wahl ist die Erholungslüge: EU-Statistiker haben laut "Der Spiegel" die Anweisung, europäische Wirtschaftsdaten positiv frisieren, um für "Heile-Welt"-Stimmung zu sorgen, schreibt Wolfstreet unten.
Die wundersame Erholung in der Eurozone, die Statistiker derzeit verlautbaren, ist daher offenbar nichts anderes als eine von "oben befohlene" statistische Schönfärbung der Eurozonen-Wirtschaftsdaten.Wozu dient das bzw. was soll das?
1. Draghi ist mit seinen Anleihenaufkäufen am Anschlag angelangt.
Das Volumen der von der EZB aufgekauften Anleihen entspricht bereits 38 % des Eurozonen-BIP. Mehr geht kaum. Er muss deshalb bald aufhören. Um dies begründen zu können (faktisch hängt die Eurozonen-Wirtschaft ex D. immer noch durch) muss die Erholungslüge her. Draghi kann dann sagen: "Seht her, QE hat gewirkt, die Eurozone erholt sich, ich kann jetzt die Aufkäufe reduzieren."
2. Bald ist Wahl in Deutschland, da muss die EZB-"Politik" als Erfolg hingestellt werden, so hirnrissig und sogar schädlich sie faktisch auch war.
Draghis Problem: Italien ist dringend auf weitere EZB-Aufkäufe angewiesen. Würde die EZB die Käufe einstellen und gar italienische Staatsanleihen selber verkaufen (Bilanzabbau), würden die Zinsen auf italienische Staatsanleihen wieder wie 2012 sprunghaft ansteigen. Die als "überwunden" hingelogene Eurokrise wäre wieder voll da. Tatsache ist ohnehin, dass es vielen Staaten, die am EZB-Finanzierungs-Tropf hängen, inzwischen eher noch SCHLECHTER geht als vor Einführung von Euro-QE. Man denke nur an Griechenland.
wolfstreet.com/2017/05/18/...debt-return-to-national-currency/ECB Tapering May Trigger “Disorderly Restructuring” of Italian Debt, Return to National CurrencyHere’s the staggering scale of the Italian government’s dependence on the ECB’s bond purchases, according to a new report by Astellon Capital:
Since 2008, 88% of government debt net issuance has been acquired by the ECB and Italian Banks.At current government debt net issuance rates and announced QE levels, the ECB will have been responsible for financing 100% of Italy’s deficits from 2014 to 2019. (A.L.: Das ist Staatsfinanzierung aus der EZB-Notenpresse.)
But now there’s a snag.
Last month, the size of the balance sheet of the ECB surpassed that of any other central bank:
At €4.17 trillion, the ECB’s assets have soared to 38.8% of Eurozone GDP. The ECB has already reduced the rate of purchases to €60 billion a month. And it plans to further withdraw from the super-expansionary monetary policy. To do this, according to Der Spiegel, it wants to spread more optimistic messages about the economic situation and gradually reduce borrowing....
....The ECB’s binge-buying of sovereign and corporate bonds has spawned a mass culture of financial dependence across Europe, while merely serving to paper over the cracks that began forming — or at least became visible — in some Eurozone economies during the sovereign debt crisis.
In many places the cracks are even bigger than they were back then. This is the elephant in the ECB’s room, and by now it’s too big to ignore.