ZH schreibt, dass die Emerging-Market-Länder Schulden in Höhe von insgesamt 4,4 Billionen (engl. Trillion) Dollar hätten, und dass diese umso stärker drücken, je mehr die Landeswährungen entwerten.
Wie ist unter diesen Prämissen der Ausblick für China?
Nehmen wir großzügig an, dass 90 % der o. G. Schulden auf China entfallen. Das wären dann rund 4 Billionen Dollar. China hat jedoch ein BIP von aktuell 18 Billionen Dollar. Die Schulden entsprechen daher gerade mal 22 % des chinesischen BIPs: Das ist die Wirtschaftsleistung Chinas von 11 Wochen!
Dieses BIP ist in Dollar gerechnet. Würde der Yuan fallen, bliebe dieses BIP im Prinzip in annähernd der gleichen Dollarhöhe stehen. Der fallende Yuan würde Chinas Exportwirtschaft sogar eher noch ankurbeln. Chinas Schulden sind ebenfalls größtenteils in Dollar. Am Verhältnis von BIP zu Schulden (auf Dollarbasis) änderte sich somit rein gar nicht.
Dass das BIP sonderlich fällt, ist beim gegenwärtigen Wachstum von 6,9 % ebenfalls unwahrscheinlich - selbst wenn Chinas "wahres" BIP-Wachstum bei nur 4 % läge, wie Mark Faber in diesem Artikel schreibt.
www.marketwatch.com/story/...alysts-assess-gdp-growth-data-2016-01-19
Von 6,9 % /und selbst von 4 %) können Europa und USA nur träumen.
Weiterhin ist mir ein Rätsel, warum die meisten Analysten so tun, als wäre der Yuan eine frei konvertierbare Währung. (Nur als solche könnte sie "marktbedingt" fallen). Das hatte ich schon vor einigen Tagen hier im Thread kritisiert. Tatsache ist: China legt den Yuan-Dollar-Kurs eigenmächtig fest. Wie soll es da eine "Marktreaktion" geben, bei der der Yuan fallen soll? Der Markt kann den quasi fixen Dollar-Yuan-Kurs nicht drücken.
In anderen Schwellenländern wie Russland oder Brasilien, die frei konvertierbare Währungen haben, kann der Absturz der Landeswährungen (beide haben sich zum Dollar in den letzten zwei Jahren halbiert!) durchaus Probleme bereiten. Bei einer Halbierung des Außenwerts der Währung verdoppeln sich die Auslandsschulden in Dollar.
China hat aber wie gesagt keine frei konvertierbare Währung. Ungeachtet dessen warnen Hinz und Kunz im Analystenlager von einer Abwertung des Yuan "durch Marktkräfte" (selbst der von mir geschätzte Felix Zulauf).
Wenn überhaupt Druck auf den Yuan aufgebaut werden kann, dann beim offshore-Yuan in Hongkong. Doch als sich die Schere zwischen onshore und offshore Yuan kürzlich öffnet, hat China den offshore-Yuan-Shortern in Hongkong sofort mit einer extremen Liquiditätsverknappung die Hölle heiß gemacht. Die Übernacht-Zinsen stiegen bis 82 % p.a. Folge: Im Nu war der Offshore-Yuan infolge von Shorteindeckungen wieder oben.
Im Prinzip sollte Leuten, die im Westen die vermeintlich Allmacht der Zentralbanken als Anti-Crash-Garantie über den grünen Klee loben, klar sein, dass die Verhältnisse in China faktisch sehr ähnlich sind. China betreibt zwar kein QE, senkt aber bei Bedarf per gusto den Yuan-Wechselkurs.
FAZIT: Chinas Zentralbank manipuliert die Märkte und die Wirtschaft nach Belieben, und die Märkte müssen nach ihrer Pfeife tanzen (nicht anders herum!). Genau wie im Westen.