(detaillierter Kommentar zum MW-Link in # 175)
Der Chart des europäischen Banken-ETF (EUFN) zeigt, dass Draghis Flutungsversprechungen im Juli in der Tat - und wie zu erwarten war - eine Rallye bei europäischen Finanzwerten ausgelöst hat. Sie waren angesichts der PIIGS-Staatskrisen ausgebombt (der Marketwatch-Kommentator spricht im Link in # 175 sogar von einem "europäischen Lehman-Moment") und legten seitdem, in Prozent gerechnet, stark zu.
Sieht man sich den Chart jedoch über zwei Jahre an, so fällt auf, dass das aktuelle Kursniveau von EUFN trotz der starken Draghi-Rallye noch deutlich unter dem aus 2011 verharrt. Am Zwischentop in 2011 notierte EUFN bei 23,50, aktuell bei 19,77. (Der Chart ist in Dollar, so dass er am Top in 2011 auch von EUR/USD - stand 2011 höher - positiv beeinflusst wurde).
Dass das Ganze nun erst der Anfang sei, weil hohe Bankenkurse suggerieren, dass die Banken nun wieder mehr Geld verleihen und dies die Wirtschaft "ankurbelt" (so die fürwahr "primitive" Marketwatch-Argumentation), wage ich zu bezweifeln. Denn Europa ist in einer Rezession; in den PIIGS kommt eine Bilanzrezession hinzu. Das ist eher ein Szenario, in dem Finanzwerte unterperformen.
Demgemäß besteht eine nicht gerade geringe Wahrscheinlichkeit, dass sich der "Bounce" in EUFN ab Juli (der durch 10 % Anstieg in EUR/USD zusätzlich angeschoben wurde) rückwirkend als
"dead cat bounce" entpuppen wird.
Eine starke Immobilien-Krise wie in Spanien ist nicht nach ein paar Monaten "vorbei", sondern zieht sich über Jahre, wenn nicht gar Jahrzehnte, hin. Wenn Draghi frisches Geld druckt und verteilt (u. a. via ESM an Banken), so verhindert dies nur Masseninsolvenzen bei den Banken, bringt aber keine "Grundheilung" - weder bei den Banken noch bei den PIIGS-Staatsfinanzen.
Japan kuriert an den Folgen seiner kombinierten Immobilien/Bankenkrise seit geschlagenen 20 Jahren - bislang erfolglos. Das Land steht mit 240 % Schuldenquote am Rand des Kollaps. Japan ist der beste Beweis, dass man mit QE keine erfolgreiche "Inflationierung" (außer bei den Staatsschulden) hinbekommt.
Äußerst fragwürdig ist die in USA kolporierte Spinstory, Bernanke habe gezeigt, wie man QE "richtig macht" - und daran sollten sich die Japaner mal ein Beispiel nehmen. Entsprechend wohlwollend nahm Wall Street Abes neues Mega-Flutungsprogramm zur Kenntnis. Man dürfe bei QE halt nicht kleckern, sondern müsse klotzen - sonst klappt das nicht mit der "Reflationierung". Mit solchen Brechstangenmethoden dürfte Abe sein Land jedoch nur SCHNELLER in dem Abgrund fahren als mit dem bisherigen "schleichenden Deflations-Tod".
(Verkleinert auf 80%)

