Deutsche Börse AG - Öl ist nicht gleich Öl

Mittwoch, 16.02.2011 16:38 von Aktiencheck - Aufrufe: 1264

Frankfurt (aktiencheck.de AG) - Gute konjunkturelle Daten sorgen für Auftrieb in den Rohstoffmärkten, so die Deutsche Börse AG.

Zwei Antriebskräfte sehe die DekaBank in der Verantwortung: Industrieländer würden konjunkturell zu den Schwellenländern aufschließen und der Aufschwung in den Emerging Markets selbst festige sich zunehmend. Das führe zu mehr Nachfrage nach Rohstoffen. Zudem erhöhe sich die Risikobereitschaft der Anleger und damit die Investitionen in Rohstoffe.

Im Ölsektor würden die Preise der wichtigen Sorten Brent und WTI weit auseinander fallen. Hohe Lagerbestände in den USA und fehlende Pipelines, um das Öl abzutransportieren, nenne die Commerzbank als einen Grund. Für die Agrarstoffe werde die Ausbeute der kommenden Ernte spannend. Gute Erträge aus erweiterten Anbaugebieten könnten die Preise für Baumwolle unter Druck setzen.

Knapp über 100 US-Dollar zahle man aktuell für ein Fass Öl der Sorte Brent. Deutlich niedriger mit rund 84,00 US-Dollar werde die Sorte WTI gehandelt. Der Preisunterschied zwischen den zwei bedeutendsten Ölsorten der Welt, der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) und der Nordseesorte Brent zeige sich mit zeitweise über 16 US-Dollar pro Fass so groß wie noch nie. Als Erklärung liefere die Commerzbank Rekordlagerbestände in Cushing, dem wichtigsten Handelsplatz. "Seit Anfang November sind die Vorräte dort um 20 Prozent auf einen Rekordstand von 38,3 Millionen Barrel gestiegen", berichte Eugen Weinberg. "In den USA wurde mehr Öl produziert, Importe aus Kanada sind gestiegen und die umliegenden Raffinerien sind nicht ausgelastet."

Zudem mangele es an Pipeline-Kapazitäten aus Cushing heraus, um das Öl abzutransportieren. "Nur deshalb sind Preisverzerrungen in dieser Höhe über einen längeren Zeitraum möglich", glaube der Rohstoffanalyst der Commerzbank. Erst wenn die geplante neue Pipeline Ende nächsten Jahres in Betrieb ginge, würden die Lagerprobleme in Cushing voraussichtlich gelöst.

"Die Preisdifferenz könnte sich in den kommenden Monaten wieder normalisieren und die sonst üblichen ein bis zwei US-Dollar pro Fass wieder einnehmen", sage Weinberg voraus. Denn der Unterschied der beiden Ölsorten sei nicht sehr groß. Aus der Qualitätsperspektive müsse das weniger schwefelhaltige WTI sogar etwas teurer sein als Brent.

Im Handel registriere Florian Perini von Flow Trader überwiegend Abgaben bei Öl- und Gas-ETCs. Anleger würden sich zum Beispiel von ETFS Crude Oil (WisdomTree WTI Crude Oil), ETFS Natural Gas (WisdomTree Natural Gas) und ETFS Forward Natural Gas (ETFS Longer Dated Natural Gas) trennen.

Vor allem die Schwellenländer hätten derzeit alle Hände voll mit den hohen Nahrungsmittelpreisen zu tun. Preisanstiege in dieser Größenordnung beschreibe die DekaBank zwar als stark, aber keineswegs einmalig. Bei normal bis gut ausfallender kommender Erntesaison könne der Markt mit einem Preisrückgang für Agrarstoffe im zweiten Halbjahr dieses Jahres rechnen.

Eine gute chinesische Weizenernte aber sei für Eugen Weinberg angesichts der aktuellen Dürreperiode derzeit nicht in Sicht. "Es gibt Meldungen, dass 42 Prozent der bebauten Fläche im Hauptanbaugebiet Chinas seit Monaten von einer Trockenperiode betroffen ist", erkläre der Rohstoffanalyst der Commerzbank. Es habe zwischenzeitlich zwar etwas geschneit, dadurch könne sich die Situation bessern. "Wahrscheinlich wird China aber die Weizenimporte für Nahrungs- und Futterzwecke ausdehnen müssen", sage Weinberg voraus. Futterweizen sei durch eine regenbedingt schlechtere Qualität der australischen Ernte vermutlich ausreichend vorhanden. Engpässe könnten beim Angebot von Mahlweizen entstehen. Dieser sei auch in anderen Gebieten knapp.

Insgesamt würden Rohstoffanalysten mit einer deutlichen Ausweitung der Getreideanbauflächen für das kommende Anbaujahr rechnen. Diese Produktionssteigerungen seien zwar für Mais und Sojabohnen dringend geboten. Bei anderen Agrarstoffen wie Baumwolle könne der Mehrertrag jedoch zu einem Überschuss führen.

Zucker, Mais und Baumwolle würden Investoren sich in Form von ETCs ins Depot legen. Gekauft würden etwa Anteile an ETFS Sugar (WisdomTree Sugar), ETFS Corn (WisdomTree Corn) und ETFS Cotton (WisdomTree Cotton). Ausgeglichen gehandelt würden dagegen Anteile des ETFS Agriculture DJ-UBSCI (WisdomTree Agriculture), der einen Korb mit Agrarrohstoffen abbilde.

Wenn die Risikofreude der Anleger steige, nehme die Attraktivität von Gold in der Regel in gleichem Maße ab. Warum das diesmal nicht der Fall sei, könne Wolfgang Wrzesniok-Roßbach nur vermuten. Das große Thema hinter dem festen Goldkurs und den Edelmetallen insgesamt sehe er in der aktuellen Diskussion um die inflationäre Entwicklung in vielen Ländern. "Denn traditionelle Einflussfaktoren wie etwa die Schuldenkrise sind derzeit kein Thema", glaube der Edelmetallhändler von Heraeus. Das Zehnjahreshoch bei Palladium und der abermalige Sprung von Silber über die 30 US-Dollar Marke seien Wrzesniok-Roßbach zufolge auch dem Anstieg der industriellen Nachfrage geschuldet. "Beide Metalle spielen eine Doppelrolle und profitieren von der gegenwärtig guten Industrieproduktion", berichte der Edelmetallexperte.

Der Beschluss über die Ausweitung des Volumens des EU-Rettungsschirms (EFSF) habe die Schuldenkrise laut Eugen Weinberg womöglich wieder ins Blickfeld der Anleger gerückt. "Die Erhöhung des Fonds auf 500 Milliarden Euro zeigt, dass wir das Schuldenthema im Euroraum noch lange nicht ad acta legen können." Wichtiger werde aus seiner Sicht die Vorstellung von "umfassenden und überzeugenden Schritten zur Überwindung der Staatsschuldenkrise" sein, die von EU-Kommissar Rehn nochmals angekündigt worden sei.

Beim Anleger ganz hoch im Kurs stehe seit einiger Zeit physisches Gold, nicht nur in Form von Anteilen an physisch hinterlegtem Gold. Goldbarren hätten es laut Wrzesniok-Roßbach vielen Liebhabern des glänzenden Edelmetalls angetan. "Alles was an Barren produziert wird, saugt der Markt unmittelbar auf", registriere der Edelmetallexperte von Heraeus. Der relativ hohe Preis schrecke anscheinend nicht ab.

So registriere Flow Traders erneut Zuflüsse bei ETCs mit physisch hinterlegten Gold und Silber. Gekauft würden beispielsweise die physischen ETCs db Physical Gold ETC Securities (Xtrackers Physical Gold ETC (EUR)) und ETFS Physical Gold (WisdomTree Physical Gold) und Xetra Gold (Xetra-Gold ETC auf Gold [Deutsche Börse Commodities GmbH]) sowie der Gold Bullion Securities (Gold Bullion Securities). Bei physischen Edelmetallkörben könne beispielsweise der ETFS Physical PM Basket (WisdomTree Physical Precious Metals) überzeugen. Außerdem gefragt sei physisches Palladium in Form des ETFS Physical Palladium (WisdomTree Physical Palladium). Beim ETFS Physical Platinum (WisdomTree Physical Platinum) mit physisch hinterlegtem Platin beobachte Flow Traders einen eher ausgeglichenen Handel. (16.02.2011/zc/a/a)

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