Samstag, 25.03.2017 09:34 von Klaus Stopp | Aufrufe: 245

Viel Licht und immer noch sehr viel Schatten in Euroland

Italien und Frankreich haben sich zu den großen Sorgenkindern der Europäischen Union (EU) entwickelt. Dies offenbart der sogenannte Euro-Monitor, welchen der Versicherungskonzern Allianz jährlich publiziert. Dabei handelt es sich um einen Indikator, der auf Basis von 20 Komponenten misst, wie gut die Länder der Euro-Zone wirtschaftlich aufgestellt sind. Während insbesondere Spanien einen gewaltigen Sprung nach vorne gemacht hat, stagnieren die beiden anderen Länder immer weiter oder fallen gar zurück.


In dieser Auswertung belegen Deutschland mit einem Rating von 8,1 Punkten und die Niederlande mit 7,5 Punkten die Plätze 1 und 2, während sich Spanien von Platz 15 auf 12 vorgearbeitet hat. Der Euro-Monitor berücksichtigt nicht nur das aktuelle Wirtschaftswachstum, sondern bezieht auch weitere Faktoren wie die Arbeitsproduktivität, die Exportstärke, den Leistungsbilanzsaldo und die staatliche sowie private Schuldenlast mit ein. Ziel sei es, die Ausgewogenheit und die Stabilität des Wachstums zu messen, sagt Allianz-Chefvolkswirt Michael Heise.

Viele Länder haben laut dem Euro-Monitor in den vergangenen Jahren gute Fortschritte gemacht. Irland beispielsweise, das 2011 noch Rang 18 belegte, steht mittlerweile auf dem 10. Platz. Und selbst Griechenland und Zypern haben inzwischen die rote Laterne abgegeben und belegen aktuell Nummer 15 und 16. Neues vorletztes Land ist Frankreich, das seit 2011 von Platz 11 auf Platz 18 zurückgefallen ist, den es sich nun mit Italien teilt.

Beide Volkswirtschaften kommen beim Rating auf 5,4 Punkte, was für Italien sogar eine leichte Verbesserung gegenüber 4,9 Zählern von 2011 bedeutet. Doch fast alle anderen Länder haben sich in den letzten Jahren deutlich stärker verbessert, so dass Italien im Vergleich wieder zurückfiel. Der Wert von Frankreich dagegen stagniert, weshalb man schon von einem verlorenen Jahrzehnt sprechen kann. Hauptgrund für die schlechte Bewertung der beiden Letzten ist der Indikator Wettbewerbsfähigkeit. Obwohl die Geldpolitik der EZB seit Jahren darauf abzielt, den EU-Ländern Raum für Reformen zu schaffen, wurden diese Chancen nicht genutzt. Allianz-Volkswirt Heise stellte fest, dass die Bemühungen umso mehr nachgelassen hätten, je stärker die EZB durch Anleihenkäufe den Druck aus dem Kessel nahm.

Sollte Europa abgesehen von Italien und Frankreich seine wirtschaftliche Wiederauferstehung erleben, wäre dies wohl auch auf die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank zurückzuführen – so unbeliebt diese hierzulande auch ist. Doch vor der baldigen Einleitung der Zinswende dürfte die Zentralbank wegen des wirtschaftlichen Zustandes von Italien und Frankreich zurückschrecken. Schließlich handelt es sich dabei um zwei der größten Volkswirtschaften in Euroland.

Ob der Euro-Monitor der Allianz bei den EU-Feierlichkeiten zum 60. Jahrestag der Unterzeichnung der Römischen Verträge auf der Agenda steht, ist nicht überliefert. Vielleicht sollte man die Ergebnisse mal der griechischen Delegation zeigen und anerkennend kommentieren. Denn die Regierung in Athen schießt mal wieder quer, indem sie die vorgesehene Erklärung, die am Samstag in Rom verabschiedet werden soll, in der jetzigen Form nicht mittragen will. Athen will den Konsens offenbar als Verhandlungsinstrument benutzen. Diese Rechnung scheint auch aufzugehen, denn nach einen Gespräch zwischen EU-Ratspräsident und Ministerpräsident Tsipras scheint ein Kompromiss gefunden. Die Kosten hierfür sind aber nicht bekannt!



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Baader Bank AG
Klaus Stopp ist Head of Market Making Bonds bei der Baader Bank AG. Baader betreut an den Börsenplätzen Berlin, Frankfurt und München u.a. den Handel mit Anleihen und betreut Deutschlands führende Anleihen-Website Bondboard.
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