Dienstag, 07.11.2017 11:04 von Sven Weisenhaus | Aufrufe: 582

So profitieren Sie vom Ölpreis am Besten

Sehr verehrte Leserinnen und Leser,

es ist endlich soweit. Nach einer jahrelangen Seitwärtsbewegung ist der Rohölpreis der Sorte Brent nach oben ausgebrochen. Und da dieser Anstieg noch einige Monate weitergehen könnte, ergeben sich dadurch natürlich Tradingchancen.

Endlich der Durchbruch im Ölpreis

Sven Weisenhaus kündigte schon Mitte Juli das Ende der damaligen kurzfristigen Korrektur bei der Sorte WTI an und rechnete mit einem Wiederanstieg bis auf 50 Dollar. Und so wurde Mitte September dieses Kursziel erreicht. Doch der Ölpreis machte dort keinen Halt, sondern stieg unvermittelt weiter. Dabei schaffte es der WTI inzwischen sein Hoch von Anfang 2017 knapp zu überwinden, während Brent sogar der nachhaltige Ausbruch nach oben gelang (siehe folgender Chart):

Ölpreis Brent, Wochenchart seit Jan. 2016

Besonders in den vergangenen beiden Wochen kletterte Brent dynamisch nach oben. Auf seinem Weg durchquerte er dabei nicht nur das Hoch vom Januar (grüne Linie), sondern auch die wichtige 60-Dollar-Marke. Und das obwohl es Ende September noch den Anschein machte, als würde der Kursverlauf ein Hoch finden (siehe roter Pfeil). Nun ist der Ölpreis aber nachhaltig in das obere Rechteck vorgedrungen (eine Kopie der alten Seitwärtsbewegung seit 2016 / siehe gelbes Rechteck) und hat damit nun Potenzial bis zur 70-Dollar-Marke.

Die Medien machen die Äußerungen des saudi-arabischen Kronprinzen für die jüngste Stärke des Ölpreises verantwortlich. Der Kronprinz hat sich für eine Verlängerung der OPEC-Produktionskürzungen ausgesprochen. Aber diese ist damit weder beschlossen und schon gar nicht umgesetzt. Zumal es nicht verwunderlich wäre, wenn die OPEC wieder Probleme bekäme, ihre Kürzungsbeschlüsse durchzusetzen. Gleichzeitig haben die Nicht-OPEC-Mitglieder wie Russland und die USA (Fracking-Industrie!) bestimmt kein Problem damit etwaige Lücken zu füllen.

Es könnte an der Nachfrage liegen

Es besteht aber auch noch die Möglichkeit, dass der aktuelle Preisanstieg nicht durch die „Angebotsseite“ verursacht wird, sondern durch die „Nachfrageseite“. Für das Jahresende hat die US-Wetterbehörde Ende September ein „La-Niña“-Ereignis ausgerufen. Dieses führt häufig zu kräftigen Wetterturbulenzen: Starkregen und Überschwemmungen in Südostasien und Australien, Trockenheit und Kälte hingegen an der südamerikanischen Pazifikküste. In Nordamerika kommt es häufiger zu Hurrikanen und zu sehr kalten Wintern.

Während der Hurrikansaison haben die USA zwei extrem starke Hurrikans („Harvey“ und „Irma“) bereits zu spüren bekommen. Sollte nun auch noch ein sehr kalter Winter bevorstehen, dürfte entsprechend der Heizölbedarf in den USA nach oben schnellen, was wiederum die Ölpreise weiter antreiben würde. Wenn gleichzeitig noch weitere OPEC-Produktionskürzungen dazu kämen, sollte der Preisanstieg noch weiter begünstigt werden.  Das 70-Dollar-Szenario bewegt sich also durchaus nicht im Reich der Unmöglichkeit.

Das Börsen-Barometer hat uns vorbereitet

Die Leser der Stockstreet Investment Strategie wurden aber schon rechtzeitig auf diese Entwicklung vorbereitet. Das von mir entwickelten Börsen-Barometer, das wir für Aktien, Anleihen, Rohstoffe und den Euro verfolgen, meldete zwar Ende Juni noch ein bearishes Signal (siehe folgender Chart). Dies stellte sich jedoch als Fehlsignal heraus: Nachdem der Kurs bis an eine wichtige Unterstützung und dem Aufwärtstrend seit Anfang 2016 gefallen war, drehte der Ölpreis gleich wieder nach oben (siehe grüner Pfeil) und überwand kurz darauf die rote Korrekturlinie. Unser Rohstoff-Barometer ging dann Anfang September wieder in den Bullenmodus über (siehe unterer Chartteil).

Rohstoff-Barometer Stockstreet Investment Strategie

(Quelle: Market/Maker, eigene Berechnungen)

So empfahl ich meinen Lesern Ende September nach dem „La-Niña“-Alarm eine kleine Ölpreiswette. Und das obwohl die Öl- und Rohstoffpreise zu diesem Zeitpunkt noch in ihrer Seitwärtsbewegung (blaues bzw. gelbes Rechteck ganz oben) steckten. (Die entsprechende Aktie ist zurzeit bereits knapp 6 % auf Euro-Basis im Plus und weiter kaufenswert.)

Zwei Möglichkeiten den Ölpreisanstieg zu nutzen

Selbstverständlich können Sie auch jetzt noch von weiter steigenden Ölpreisen profitieren. Die simpelste Lösung sind natürlich entsprechende Derivate – vom Future bis zum Zertifikat. Diese sind jedoch nicht ganz ohne Nachteil. Denn bei ihnen fallen über längere Zeiträume meist sogenannte „Rollverluste“ an: Die Futures verfallen monatlich und müssen deshalb oft „gerollt“ (also in den des Folgemonats getauscht) werden. Dabei liegen die Preise regelmäßig höher, da die späteren Futurepreise meist höher liegen. Aber kurzfristig besteht sogar die Chance von Rollgewinnen, da die aktuelle Nachfrage wegen des nahenden Winters höher ist als die künftige Nachfrage. Diesen Fall haben wir derzeit am Brent-Future-Markt.

Eine Alternative wäre der Kauf einer Aktie eines Ölförderunternehmens. Dabei gilt im Allgemeinen: Je kleiner das Unternehmen ist und je weiter es am Anfang der Wertschöpfungskette steht, desto stärker ist die Abhängigkeit seines Aktienkurses vom Ölpreis. Die Volatilität der Aktie eines kleinen Fracking-Unternehmens, welches nur ein paar hundert Bohrstellen besitzt, ist deutlich größer als die eines riesigen Exxon-Konzerns, der sogar noch die Weiterverarbeitung des Öls übernimmt und Tankstellen betreibt.

Eine wirklich erstaunliche Korrelation!

Auch bei dem Investment in Ölförderfirmen gibt es aber ein Problem. Diese müssen zunächst einmal selbst investieren, um neue Bohrlöcher zu erschließen oder alte wieder in Betrieb nehmen zu können. Bis das Unternehmen sein Öl liefert, kann es dadurch zu Engpässen und Verzögerungen kommen. Deshalb liegt die vielversprechendste Möglichkeit darin, ein Investment im Öl-Service-Sektor zu tätigen. Und das hängt mit dem typischen Investitionszyklus im Ölsektor zusammen. Dazu der folgende Chart:

Ölpreis vs. Investitionen vs. Öl-Servicesektor

(Quelle: Market/Maker, US. Bureau of Economic Analysis)

Im Chart sieht man den Ölpreis (schwarze Kurve) und die Investitionen der Unternehmen in die Fördertechnik, wie sie von der nationalen Statistikbehörde der USA quartalsweise veröffentlicht wird (blaue Kurve). Es fällt auf, dass die Investitionen dem Ölpreis seit Jahrzehnten nahezu sklavisch folgen, unabhängig davon in welcher Preisregion er sich gerade bewegte. Eine wirklich erstaunliche Korrelation!

Die Anpassung passiert aber natürlich nicht augenblicklich, sondern innerhalb einer Verzögerung von durchschnittlich sechs Monaten, mit der die Investitionen dem Ölpreis hinterherhinken. Schließlich brauchen die Firmen erst vom Ölpreis das Signal ihre Investitionen auszuweiten oder herunterzufahren. Zumal dabei auch einige organisatorische Vorbereitungen notwendig sind. Deshalb bildeten die Investitionen im zweiten Halbjahr 2016 ihren Boden, während der Ölpreis sein Tief schon im Februar markierte.

Eine verführerisch attraktive „Ölwette“

Der Sektorindex der Öl-Service-Unternehmen (rote Kurve) bewegt sich normalerweise ebenfalls in diesem Muster, wodurch sich sein Verlauf den anderen beiden Kurven sehr ähnelt. Zurzeit hinkt dieser Index aber hinterher (siehe gelbe Markierung): Die Investitionen laufen bereits auf Hochtouren und auch der Ölpreis beendete schon im Sommer seine jüngste kleine Korrektur. Währenddessen plätschert der Öl-Service-Sektor immer noch auf seinem niedrigen „Sommer-Niveau“ vor sich hin.

Sollte es aber in den kommenden Wochen zu weiter steigenden Ölpreisnotierungen kommen und die Nachfrage nach Ölfördertechnik samt dem entsprechenden Bedienpersonal, Wartung, Ersatzteilen usw. kräftig anziehen, dürfte davon auch dieser Index bzw. seine Einzelaktien profitieren. Im dem Fall, dass dies nicht passiert, erlauben die nahen Unterstützungen schnelle Ausstiegsmöglichkeiten (Stopps). Das Chance-Risiko-Verhältnis ist also äußerst attraktiv für diese „Ölwette“!

Viel Erfolg und immer eine warme Stube im Winter wünscht Ihnen

Ihr Torsten Ewert

(Quelle: www.stockstreet.de)


Über den Autor

RSS-Feed


Stockstreet GmbH
Sven Weisenhaus ist Trader und Börsenanalyst. Seine Erfahrungen und Analysen zu den Themen Geldanlage, Börse und Finanzen veröffentlicht er als Redakteur in verschiedenen Publikationen. Er schrieb z.B. über mehrere Jahre einen auf die Elliott-Wellen-Theorie spezialisierten Börsendienst. Seit 2012 veröffentlicht er als Chefanalyst und inzwischen Geschäftsführer einen renommierten Börsennewsletter. Seit einigen Jahren gehört er zum Team von Stockstreet.de und schreibt dort unter anderem die Analysen des „Target-Trend-Spezial“ - einem börsentäglichen Dienst, der unter anderem den DAX nach der Target-Trend-Methode analysiert. Sven Weisenhaus hat auch die Redaktion des bekannten Newsletters "Börse-Intern" übernommen. Für mehr Information: https://www.stockstreet.de/
Werbung

Mehr Nachrichten kostenlos abonnieren

E-Mail-Adresse
Benachrichtigungen von ARIVA.DE
(Mit der Bestellung akzeptierst du die Datenschutzhinweise)

Hinweis: ARIVA.DE veröffentlicht in dieser Rubrik Analysen, Kolumnen und Nachrichten aus verschiedenen Quellen. Die ARIVA.DE AG ist nicht verantwortlich für Inhalte, die erkennbar von Dritten in den „News“-Bereich dieser Webseite eingestellt worden sind, und macht sich diese nicht zu Eigen. Diese Inhalte sind insbesondere durch eine entsprechende „von“-Kennzeichnung unterhalb der Artikelüberschrift und/oder durch den Link „Um den vollständigen Artikel zu lesen, klicken Sie bitte hier.“ erkennbar; verantwortlich für diese Inhalte ist allein der genannte Dritte.