Donnerstag, 30.08.2012 09:44 von Jochen Steffens | Aufrufe: 526

Seltsame Stimmung

Spüren Sie das auch? Es herrscht zurzeit eine seltsame Stimmung an den Märkten. Das führt zu allen möglichen Gerüchten und Vermutungen. Einerseits wird auf die Rede von Ben Bernanke am Freitag gewartet. Anleger erhoffen sich davon Hinweise auf QE3. Andererseits wird auf das Enttäuschungspotenzial verwiesen, wenn eben diese Hinweise ausbleiben.

Grundsätzlich sehe ich im Moment kein QE3. Die Kurse diverser US-Indizes stehen knapp unter den Allzeithochs, der Immobilienmarkt erholt sich erkennbar. Warum also jetzt übertreiben? Hinzu kommen die Inflationsgefahren. Die Energiepreise sind wieder gestiegen, aber auch die Getreidepreise und damit die Nahrungsmittelpreise steigen an. Die Fed muss also auf die Inflation achten.

QE3 wäre in der aktuellen Situation schlichtweg Unsinn das ist zumindest meine Meinung. Ich gehe somit nach wie vor davon aus, dass die Fed ihr bisheriges Spiel weiter treiben wird. Sie wird QE3 für den Fall einer weiteren Abschwächung der US-Wirtschaft in Aussicht stellen, aber damit warten bis es wirklich klar erkennbar notwendig würde. So kann der Markt weiter hoffen. Und solange der Markt hofft, wird er steigenStatistiken

Die Statistiker verweisen gerne darauf, dass der September ein schlechter Monat ist. Und der Oktober gilt in den Köpfen der Anleger als crashgefährdeter Monat Markt Twain wusste dazu schon Wahres zu berichten: "Oktober. Dies ist einer der besonders gefährlichen Monate für Börsenspekulationen. Die anderen sind Juli, Januar, September, April, November, Mai, März, Juni, Dezember, August und Februar."  (The Tragedy of Pudd'nhead Wilson, Kapitel 12).Koppelt sich jetzt die Entwicklung ab?

Vielleicht erinnern Sie sich; Ich hatte vor einiger Zeit darauf hingewiesen, dass die Seitwärtsbewegung der 1960er bis 1980er im Dow Jones in ihrer Kursentwicklung eine hohe Ähnlichkeit mit der aktuellen Seitwärtsbewegung hat.

Dazu die beiden Charts, die Seitwärtsbewegung der 60er bis 80er Jahre und  die aktuelle untereinander (am Beispiel des Dow Jones):

Wir hatten nach einigem Herumgewurschtel in den ersten Jahren der Seitwärtsbewegung das erste Crash-Tief (roter Pfeil). Dem folgte ein Hoch, das die bisherigen Hochs deutlich übertraf (grüner Pfeil), nur um anschließend, in einem weiteren Crash sogar die Tiefs aus dem ersten Crash nach unten zu unterbieten (blauer Pfeil). Danach kam es zu der Rally, die die Kurse wieder fast an die Allzeithochs treibt.  An dieser Stelle befinden wir uns zurzeit in unserer aktuellen Seitwärtsbewegung.Lange, nervige Fluktuationen

Ende der 70er kam es daraufhin,  wie Sie erkennen können, zu einer langen Fortsetzung der Seitwärtsbewegung. Die Kurse fluktuierten mehrere Jahre unmotiviert um die 850er Marke, bevor sie schlussendlich nach oben ausgebrochen sind.

Das ist der Grund, warum ich auch durchaus noch einige problematische Jahre für möglich halte. Ich hoffe nur, dass uns dieses Schicksal nicht auch aktuell ereilt. Ich fürchte, dann liegen die Nerven der Börsianer am Ende mehr als blank.

Allerdings zeigt ein Blick auf die Geschichte, dass damals die zweite Ölkrise im Zusammenhang mit der islamischen Revolution (1979)  und dem Golfkrieg (1980) zu dieser langen Ausweitung der Seitwärtsbewegung führte.Genauere Analyse

Bei genauerer Analyse der beiden Aufwärtsbewegungen ist zu erkennen, dass die Erholungsbewegung 1975 / 76 wesentlich impulsiver ablief als die aktuelle. Und das ist ein Hinweis darauf, dass die aktuelle Bewegung etwas gesunder und damit nachhaltiger ist. Aber vielleicht ist auch das nur Hoffnung. Schließlich ist momentan ein Dynamikverlust der Kursentwicklung zu erkennen. Aber auch dafür gibt es eine logische Erklärung: Der Widerstand an den Allzeithochs wirft seine langen Schatten voraus und bremst den Anstieg.

Zudem ist es normal, dass die Bullen an derart wichtigen Widerständen eine Weile brauchen, um die nötige Kraft für deren Überwindung zu sammeln. Im Moment stehen die Zeichen noch gut, dass sich die aktuelle Entwicklung von der in den 70er/80er abkoppelt. Sollten die Kurse aber nachhaltig scheitern, muss damit gerechnet werden, dass der Ausbruch auch noch ein paar Jahre auf sich warten lässt!Der Kampf um die Allzeithochs

Der Kampf um die Allzeithochs kann also beginnen. Wie lange er dauern wird, weiß niemand. Ob dieses Mal die Seitwärtsbewegung eher nach oben verlassen wird, auch nicht.9000 % Gewinn, oder wie Warren Buffet ein Vermögen machte

Aber eines sollten Sie sich bewusst machen: Damals stand der Dow Jones bei 1.000 Punkten. 20 Jahre lang war er an dieser Marke gescheitert. Die meisten Anleger glaubten damals, dass über der 1000-Punkte-Marke sich der luftleere Raum des Börsenuniversums befand. Ein zwanzigjähriger Widerstand hinterlässt tiefe Spuren. Aber dann geschah das Unvorstellbare:

Nur 20 Jahre später erreichte der Dow Jones die 10.000-Punkte-Marke.  Wäre man demnach einfach im Dow Jones investiert geblieben, hätte man satte 9.000 % Gewinn in dieser Zeit gemacht. Und aus dieser Sicht wundert es nicht, dass gute Anleger wie Warren Buffet in dieser Phase ein gigantisches Vermögen aufbauen konnte.Jenseits der Vorstellungskraft

Aber können Sie sich aktuell Kurse im Dow Jones von 100.000 oder 140.000 Punkten vorstellen? Da würde der Dow Jones stehen, wenn sich die Geschichte wiederholt. Wer würde solche Kursziele angesichts der Krisen in Erwägung ziehen?

Aber die Wahrheit an den Börsen liegt immer jenseits des GlaubensAbwarten

Also warten wir ab, ob der Ausbruch aus dieser Seitwärtsbewegung tatsächlich schon bald oder doch erst in einigen Jahren geschieht. Doch wenn es dazu kommt, muss man als Anleger anfangen, nach und nach auf die Fortsetzung dieses Zyklus zu setzen. Zu verlieren hat man nicht viel. Wenn man die ersten kleinen Positionen eingegangen ist und sich dann zeigen sollte, dass die Rally keine Kraft entwickelt kann man ohne größere Verluste aussteigen. Aber wenn sie das tut, dann wartet als Gewinn ein Vermögen. Und zwar dann, wenn Sie in immer weiter steigenden Kursen Ihre Position nach und nach immer weiter ausbauen

Viele Grüße

Jochen Steffens

(Quelle: www.stockstreet.de)


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Stockstreet GmbH
Jochen Steffens ist als Chefredakteur diverser Fachpublikationen im Bereich Börse und als bekannter Kolumnist tätig. Seit mehr als zwölf Jahren arbeitet er als eigenverant-
wortlicher Daytrader mit dem Schwerpunkt Future-
handel. Als Geschäftsführer der Stockstreet GmbH ist er für die Börsenseite stockstreet.de verantwortlich.
Dort gibt er den täglich erscheinenden Börsen-
newsletter: „Steffens Daily“ heraus.

Für mehr Information: www.stockstreet.de
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