Freitag, 24.03.2017 20:08 von Klaus Stopp | Aufrufe: 283

Der Brexit-Marathon kann beginnen

Voraussichtlich im März 2019 wird die Mitgliedschaft Großbritanniens in der Europäischen Union (EU) zu Ende gehen. Dafür wird Premierministerin Theresa May am 29. März den Austritt ihres Landes aus der EU beantragen. Doch bevor der Brexit tatsächlich umgesetzt wird, steht den Experten auf britischer und EU-Seite eine regelrechte Mammutaufgabe bevor, müssen doch im Rahmen der Austrittsverhandlungen rund 21.000 EU-Regeln und -Gesetze erörtert werden.


Am 29. April wollen nun die Staats- und Regierungschefs der 27 verbleibenden EU-Länder bei einem Sondergipfel ihre Verhandlungslinie festlegen. Für EU-Ratspräsident Donald Tusk geht es dabei darum, das Scheidungsverfahren für die EU so wenig schmerzhaft wie möglich zu gestalten. Dazu gehört auch nach Meinung von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble, dass die Briten ihre finanziellen Pflichten gegenüber der EU erfüllen müssen und er ist davon überzeugt, dass dies am Ende auch die Regierung in London nicht ernsthaft in Frage stellen wird.

Ob das so sein wird, muss sich allerdings erst noch zeigen. Denn die Trennung der Finanzbeziehungen gilt als eine der schwierigsten Fragen bei den auf zwei Jahre angelegten Brexit-Verhandlungen. So fordert die EU von Großbritannien Gelder in der Größenordnung von bis zu 60 Mrd. €, weil das Land während seiner Mitgliedschaft langfristige Finanzverpflichtungen mitgetragen hat. Ein anderes Thema wird in diesem Zusammenhang auch die Beteiligung an der Europäischen Investitionsbank (EIB) sein. Hierbei könnten weitere 65 Mrd. € zu begleichen sein. Von zentraler Bedeutung werden aber auch die künftigen Rechte der EU-Bürger in Großbritannien und umgekehrt der Briten in der EU sein.

Schon seit Längerem lassen sich die Probleme erahnen, welche die in London ansässigen Banken haben werden. Denn sie können ihr Geschäft mit Kunden aus der EU voraussichtlich nicht mehr von London aus betreiben, benötigen sie doch für Dienstleistungen wie Einlagen- und Kreditgeschäft künftig rechtlich selbstständige Tochterbanken mit Sitz in einem EU-Staat. Da aber noch keine konkreten Pläne über das „Wie“ des Brexits bestehen, ist auch noch nicht klar, welche Geschäftseinheiten in die EU verlagert werden müssen. Dennoch verlegen bereits mit Goldman Sachs und Morgan Stanley die ersten Investmentbanken Arbeitsplätze aus der britischen Finanzmetropole an andere Standorte. Auch wenn es sich hierbei zunächst einmal nur um mehrere Hundert Stellen handelt, sprechen manche Kommentatoren bereits vom Beginn eines „Exodus“. Und weil keiner weiß, wie es genau ausgeht, müssen die Institute alle Möglichkeiten in Betracht ziehen.



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Baader Bank AG
Klaus Stopp ist Head of Market Making Bonds bei der Baader Bank AG. Baader betreut an den Börsenplätzen Berlin, Frankfurt und München u.a. den Handel mit Anleihen und betreut Deutschlands führende Anleihen-Website Bondboard.
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