RTL sollte Flüchtlinge ins Dschungelcamp schicken. Das würde unseren irren Blick auf die Welt besser widerspiegeln.
RTL startet eine neue Reihe seines Dschungelcamps. Es erinnert uns daran, wie schnell unsere guten Vorsätze im Orbit der Sehgewohnheit zerstäuben. Denn was interessiert uns eigentlich immer noch daran, dass zwölf Menschen, scheinbar abgeschnitten von der Außenwelt und eingesperrt zwischen Hunderten von TV-Kameras und einigem vagabundierendem Ungetier, zwei sinnlose Wochen lang in einem wenige Quadratmeter großen Pritschencamp Zeit miteinander verbringen? Haben wir nicht schon alle zwischenmenschlichen Katastrophen dieser sozio-pathologischen Selbstdemontage erlebt, jeden Busen geblitzt und jedem nächtlichen Geständnis in millionenfacher Heimlich- und Peinlichkeit gelauscht? Haben wir ehrlich gesagt nicht Besseres zu tun, als diesen Abwasch des Abwaschs zur Tradition zu erklären und uns insgeheim sogar darauf zu freuen?
Offensichtlich nicht, denn so wie Fernsehsender sich heutzutage nun mal an den letzten Strohhalm dürftig funktionierender Formate klammern, so versucht auch das Kölner Medienimperium RTL mit der x-ten Auflage des Dschungelcamps das Vulgäre in uns vor den Bildschirm zu locken. Dass dabei die Kandidaten mittlerweile so wirken, als hätten sie vorher schon mehrwöchige Seminare zum quotenträchtigen Benehmen in der virtuellen Psychohaft besucht, gehört eher zu den erträglichen Nebensachen dieses Peinlich-Pornos, die man wohlwollend in Kauf nimmt.
Dass man sich aber inzwischen schon im Vorfeld nicht mehr daran erinnern kann, wer denn die angeblich Prominenten sein sollen, die in der Verwertungskette der Kotzkarriere, angefangen von ihrer zugangsberechtigenden Quasinonexistenz bis zu ihrem jähen medialen Ableben am Tische des Promi-Dinners, eine ähnlich Lebensspanne haben wie gewöhnliche Stubenfliegen, ist schon eher ein Mysterium der modernen Unterhaltungsindustrie.
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