Zeitungsständer (Symbolbild).
Mittwoch, 03.04.2013 14:46 von | Aufrufe: 863

HINTERGRUND: Millionen mit Notizbüchern - Moleskine wagt sich aufs Börsenparkett

Zeitungsständer (Symbolbild). © Global_Pics / iStock Unreleased / Getty Images

BERLIN/MAILAND (dpa-AFX) - "Einen Pass zu verlieren war das geringste aller Übel - ein Notizbuch zu verlieren war eine Katastrophe." Diese Zeilen schrieb der britische Reiseschriftsteller Bruce Chatwin (1940- 1989) in seinem Roman "Traumpfade" aus dem Jahr 1987. Mittlerweile haben die kleinen Bücher und Hefte aus Papier mächtig Konkurrenz bekommen. Viele nutzen längst ihr Smartphone, Tablet oder Notebook, um Ideen, Gedanken und Termine festzuhalten. Doch die klassischen Notizbücher sind nicht aus Buchhandlungen, Geschenkeläden und Schreibwarengeschäften verschwunden.

Der Markt dafür ist da, sagt Thomas Kirschmeier vom Marktanalyseinstitut Rheingold. "In einer Welt, in der fast jeder mit Smartphone, Tablet oder Notebook seine Termine verwaltet und sich Notizen macht, ist das der krasse Gegenentwurf." Das Analoge werde dem Digitalen entgegengesetzt. "Das ist eine Beruhigung des Alltags und führt zu einer geistigen Entschleunigung. Das wird gerne angenommen."

Auf dem Markt sind verschiedene Marken wie Paperblanks, Alpha Edition, Herlitz, Leuchtturm 1917, Ciak - und Moleskine. Der italienische Hersteller ist in den vergangenen Jahren rasant gewachsen. Am Mittwoch legte das Unternehmen ein erfolgreiches Börsendebüt auf dem Mailänder Parket hin. Ein Grund für den Erfolg der Italiener ist nach Einschätzung von Experten eine geschickte Werbestrategie.

"Moleskine ist das Erbe des legendären Notizbuches der Künstler und Intellektuellen der vergangenen zwei Jahrhunderte, von Vincent van Gogh bis Pablo Picasso, von Ernest Hemingway bis Bruce Chatwin", schreibt das Unternehmen auf seiner Internetseite. "Die Verknüpfung mit prominenten Namen längst verstorbener Dichter und Denker führt einen zurück auf alte Werte", erläutert Kirschmeier. Markenexperte Oliver Hupp vom Marktforschungsunternehmen GfK sagt, das Entscheidende, um mit einem einfachen Produkt wie einem Notizbuch erfolgreich zu sein, sei, daraus einen Trend zu machen.

Den Anstoß dazu gab bei Moleskine Unternehmensangaben zufolge Maria Sebregondi. Die Italienerin griff demnach Chatwins Erzählung auf - und schlug dem kleinen Mailänder Verlag Modo & Modo vor, solche Notizbücher neu aufzulegen.

Chatwin schrieb in "Traumpfade", er habe seine Notizbücher in einer kleinen Pariser Buchhandlung gekauft - bis der Hersteller gestorben sei. Seine Erben hätten das Familienunternehmen verkauft - die Notizbücher gab es nicht mehr. "In Frankreich sind diese Notizbücher als carnets moleskines bekannt: "Moleskin" (wörtlich Maulwurfshaut) war in diesem Fall ihr schwarzer Wachstucheinband", schrieb Chatwin. "Die Seiten waren kariert, und die Vorsatzblätter wurden mit einem Gummiband festgehalten."

Die Marke Moleskine ging 1997 an den Start. Im vergangenen Jahr verkaufte das Unternehmen eigenen Angaben zufolge 15 Millionen Notizbücher und andere Produkte. Der Umsatz legte um 17 Prozent auf gut 78 Millionen Euro zu. Größter Markt für die Italiener ist die Region Europa, Mittlerer Osten und Afrika. Wachstumstreiber sind aber vor allem Amerika und China. Der Gewinn kletterte 2012 um fast ein Viertel auf gut 18 Millionen Euro. Das Unternehmen beschäftigt 130 Mitarbeiter. Die verschiedenen Produkte - neben Notizbüchern gehören dazu auch Kalender, Taschen und Stifte - werden in 90 Ländern verkauft.

Hinter Moleskine stehen die Finanzinvestoren Syntegra Capital und Index Ventures. Beteiligt sind auch Gründer Francesco Franceschi und das Management. Modo & Modo war 2006 von der SGCapital Europe gekauft worden, der heutigen Syntegra. Ein Jahr später war das Unternehmen in Moleskine umbenannt worden. Doch wie spricht man eigentlich Moleskine aus? Wie man will - richtig oder falsch gibt es nicht, heißt es beim Unternehmen.

Moleskine macht derzeit 93 Prozent seines Umsatzes mit Papierprodukten, also analogen Gegenständen. "Dazu passen traditionelle Dinge, die man für Büroarbeit und die private Terminverwaltung braucht - wie zum Beispiel hochwertige Kugelschreiber", sagt Kirschmeier. "Ich glaube, was Moleskine nicht machen darf, ist in die digitale Welt eintauchen."/sba/DP/ep


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--- Von Stefanie Koller, dpa ---

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