Samstag, 26.01.2013 13:11 von Klaus Stopp | Aufrufe: 880

Griechenland 3.0 : Neue Milliarden braucht das Land.

Griechenland befindet sich auf dem Weg der Genesung! Genesung? Neue Zahlen sollen tatsächlich zeigen, dass Licht am Ende des Tunnels zu sehen ist und die Mühen der EU Früchte tragen. Griechenland hat sein Haushaltsdefizit 2012 nach endgültigen Angaben des Finanzministeriums von 22,8 Mrd. € im Jahr 2011 auf 15,7 Mrd. € im Jahr 2012 gesenkt. Ein Lächeln huschte über die Gesichter der Eurokraten, da die Zahlen deutlich besser waren als die Zielvorgaben. Die darauf folgende Lobhudelei lässt keinen Zweifel daran, dass die EU die nächste Hilfstranche von zwei Mrd. € an Griechenland überweisen wird – und weitere Zahlungen folgen werden. Aber auch der Internationale Währungsfonds (IWF) bleibt seiner Linie treu und übertüncht eigene Fehler weiterhin mit dem Geld anderer. So wurden die Hilfsgelder für Lissabon (839 Mio. €) und Athen (3,3 Mrd. €) freigegeben. Selbst wenn die Regierung in Athen das aktuelle Sparprogramm exakt einhält, werde der griechische Staat weitere Milliarden benötigen, so der IWF. Denn der griechische Staat besitzt einen aufgeblähten Staatsapparat, dem bis jetzt nur geringfügige Einsparungen zugemutet wurden. Während die unteren sozialen Schichten einerseits durch radikale Kürzungen im Sozialbereich und andererseits durch Steuererhöhungen an den Rand des Existenzminimums gedrängt wurden, haben die Reichen wiederum Wege gefunden, Steuerzahlungen erfolgreich zu vermeiden. Auch dass im Jahre 2012 ca. 50.000 Griechen wieder von den Toten auferstanden sind, um auf diesem Wege für längst Verstorbene Rentenzahlungen zu erhalten, macht deutlich, wie vereinzelte Bürger aus der Krise Kapital schlagen wollen.

Aber die Schulden wachsen Tag für Tag und Monat für Monat trotz Steuererhöhungen und Sparmaßnahmen munter weiter. Aber auch die Senkung der Neuverschuldung um 30% hält nicht jedem kritischen Blick stand. Denn noch immer werden 20% der Ausgaben über Schulden finanziert, die aus dem Rettungsprogramm stammen. Die Zahlen wären sogar noch höher, wenn man die Militärausgaben berücksichtigen würde. Glaubt man unabhängigen Ökonomen, wird die Wirtschaft auch 2013 um 4,6% schrumpfen. Wie soll also vor diesem Hintergrund die Neuverschuldung zurückgeführt werden?

Mittlerweile summieren sich allein die Beträge, die die Troika zur Stützung Griechenlands aufgewendet hat, auf 225 Mrd. Euro. Das entspricht zwei Drittel des Bundeshaushaltes Deutschlands für das Jahr 2012! Aus diesem Grunde ist es nicht verwunderlich, dass der IWF weiterhin auf einen weiteren Schuldenschnitt für Griechenland setzt. Und zwar in Höhe von 25 Prozent auf die EFSF-Kredite, sowie auf Staatsanleihen, die von der Europäischen Zentralbank und anderen Regierungen  gehalten werden.

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Baader Bank AG
Klaus Stopp ist Head of Market Making Bonds bei der Baader Bank AG. Baader betreut an den Börsenplätzen Berlin, Frankfurt und München u.a. den Handel mit Anleihen und betreut Deutschlands führende Anleihen-Website Bondboard.
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