Montag, 23.05.2016 09:16 von Falko Bozicevic | Aufrufe: 597

BondGuide: Tot. Schick. Ein Blick hinter das Steilmann-Dilemma

Die Steilmann-Pleite war sowohl ein Aktien- wie auch Anleihen-Thema. Wie es vom IPO Ende 2015 bis zur Insolvenz nur ein halbes Jahr später kam, welche Rolle die vielen Involvierten spielen. 

Das Drehbuch hätte man kaum unglaubhafter verfassen können: kein halbes Jahr an der Börse – zahlungsunfähig; drei börsennotierte Unternehmensanleihen: vom Investmentgrade-Rating BBB- direkt in die insolvenzbedingte Handelsaussetzung; dazu Buddy-Business, Kabale und Mode.

Der Steilmann-Modekonzern dürfte der überwiegenden Mehrheit gut bekannt sein: Klaus Steilmann gründete 1958 zunächst eine gleichnamige GmbH. Mutterkonzern der Ende März 2016 insolventen Steilmann SE ist die gleichnamige Holding, inzwischen mit dem gleichen Schicksal: in der Selbstdarstellung „international expandierender Textilkonzern mit weltweit rund 7.000 Mitarbeitern“, davon knapp 30% in Deutschland. Firmensitz der SE wie auch Holding ist Bergkamen. 2013 erfolgte die doch halbwegs Aufsehen erregende Übernahme der börsennotierten Adler Modemärkte durch die damals noch nicht börsennotierte Steilmann-Boecker GmbH.

Im Rahmen einer Konzernneuausrichtung wurden die zahlreichen operativen Tätigkeiten 2015 schließlich in der Steilmann SE gebündelt, kontrolliert durch besagte Steilmann Holding (88%, weitere 12% Streubesitz). Die SE wiederum schaffte schließlich – mehr schlecht als recht, es gab mehrere Anläufe – Ende 2015 den Sprung aufs Frankfurter Börsenparkett.

Steilmann Titel Seiten 3 und 4


Schon mehrfach Spitz auf Knopf
Ebenfalls wichtig für den Hintergrund: Die Steilmann-Gruppe ist gemessen am Umsatz zwar eines der größten deutschen Textilunternehmen. 2002 geriet der deutsche Bekleidungsproduzent erstmals in eine bedrohliche Schieflage, weshalb das italienische Textilunternehmen Miro Radici die wesentlichen Steilmann-Marken kaufte. Als 2006 aufgrund von Missmanagements und Führungsquerelen erneut eine Insolvenz drohte, wurde der deutsche Modekonzern von Radici vollständig übernommen. Steilmann war ab seither italiano.

Wir schreiben den 5. November 2015: Der Steilmann SE „gelingt“ der Börsengang, mit 8,8 Mio. EUR platziertem Slim Size Volumen – statt geplanter bis zu 100 Mio. EUR. Bookrunner sind Oddo Seydler Bank (vormals Close Brothers Seydler Bank) und Banca Imi, beides Hausadressen des Modekonzerns. Oddo Seydler war auch an der Platzierung/Aufstockung aller drei Steilmann-Unternehmensanleihen beteiligt, während Banca Imi auf die größtenteils italienischen Vorstandsmitglieder (der Holding) zurückgehen dürfte: Michele Puller, CEO, Massimo Giazzi, COO, sowie Paola Viscardi-Giazzi, CFO. Kein gutes Omen. Verwandte im Management, sogar im höheren Management: zwei von vier Vorständen.  GoingPublic Online titelte seinerzeit bereits vielsagend im „IPO im Fokus: Steilmann – Wachstum oder Scheitern“.

Die Titelstory geht über 6 Seiten – ich muss daher Interessierte auf das e-Magazin verweisen.


Über den Autor

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Falko Bozicevic ist Chefredakteur des Kapitalmarktmagazins GoingPublic Magazin sowie des Anleiheportals BondGuide (www.bondguide.de). Zuvor begleitete er den Launch des Privatanlegermagazins Smart Investor Magazin (2003-06).
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