Schock am Freitagnachmittag für den finnischen Mobile-Money-Spezialisten Ferratum, der sich aktuell noch in der Zeichnungsfrist für seine zweite Unternehmensanleihe befindet – und seit über einem Jahr im Prime Standard aktiennotiert ist. Bei Focus Money Online wird vor Ferratum gewarnt, und zwar gleich umfassend von A wie Anleihe bis Z wie Zinsen fürs Tagesgeld. BondGuide sprach deshalb am Wochenende nochmals mit Finanzvorstand/CFO Dr. Clemens Krause.
BondGuide: Herr Dr. Krause, Sie dürften sich am Freitag verwundert die Augen gerieben haben – was sagen Sie zu den nicht geringen Vorwürfen, die Focus Money Online Freitag gegen Ferratum unter der wenig schmeichelhaften Headline ‚Vorsicht! Dubiose Finnen-Bank verführt deutsche Sparer‘ erhoben hat?
Krause: Der Artikel entbehrt jeder Grundlage. Neben einer reißerischen Überschrift enthält der Artikel viele falsche Aussagen. So werden zum Beispiel unsere Geschäftszahlen angezweifelt. Es wird die Aussage getroffen, dass unsere positiven Zahlen verwundern, da wir im Kerngeschäft kein Geld verdienen würden. Diese Aussage ist schlichtweg falsch. Der Jahresabschluss, der nach den strengen internationalen Rechnungslegungsvorschriften IFRS erstellt ist, wird seit vielen Jahren von PwC geprüft. Jeder, der einen Abschluss lesen kann und der sich ein bisschen mit Ferratum beschäftigt hat, weiß zudem, dass wir profitabel arbeiten und solide wirtschaften.
BondGuide: Wie steht es mit dem Vorwurf hinsichtlich mangelnder Transparenz, der von Seiten nicht zuletzt des DSW-Pressesprechers kam, also der so genannten Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz?
Krause: Diese Andeutungen sind völlig substanzlos: Ferratum ist im Prime Standard der Frankfurter Börse aktiennotiert, in dem die höchsten Publizitätsanforderungen gelten und die wir selbstverständlich erfüllen. Aber auch die Aussage, dass unsere Zusammenfassung und Berichte zu den Ratings nicht einsehbar wären, ist falsch. Diese sind für alle interessierten Investoren auf der Website der Creditreform verfügbar.
BondGuide: Der zitierte Pressesprecher der DSW ist gleichzeitig auch Geschäftsführer einer PR-Agentur, die laut eigener Referenzen u.a. für Wettbewerber von Ferratum arbeitet. Sehen Sie einen möglichen Zusammenhang?
Krause: Der Aspekt ist interessant und damit scheinen seine Statements ja zumindest nicht frei von Interessenskonflikten zu sein. Allerdings will ich darüber nicht öffentlich spekulieren. Seien Sie versichert, wir werden den Sachverhalt genau prüfen und wenn erforderlich, auch entsprechende Konsequenzen ziehen.
BondGuide: Hat besagter Artikel Einfluss auf Ihre derzeit stattfindende Anleihetransaktion? – die Zeichnungsfrist für Ihre Unternehmensanleihe Ferratum 2016/19 läuft ja schließlich noch.
Krause: Das glaube ich nicht, denn ich bin davon überzeugt, dass unsere Investoren einen solchen Artikel richtig einschätzen können. Wir haben bereits am Freitagnachmittag und übers Wochenende zahlreiches Feedback von Aktionären und Geschäftspartnern eingeholt, die den Artikel gelesen haben und sich wünschen, dass wir gegen so einen reißerischen und unfundierten Beitrag vorgehen. Wir haben die Chefredaktion von Focus Money Online auf den befremdlichen und sachlich falschen und verzerrenden Inhalt aufmerksam gemacht und mit einer Bitte um Korrektur fragwürdiger Passagen insistiert. Leider bis dato ohne Feedback.
BondGuide: Herr Dr. Krause, viele Dank für die spontane Reaktion am Wochenende.
Interview Falko Bozicevic
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