Arbeit an einem Mikrochip (Symbolbild).
Montag, 24.10.2016 18:15 von | Aufrufe: 2005

AKTIE IM FOKUS 2: Aixtron-Anleger von Bedenken aus Berlin kalt erwischt

Arbeit an einem Mikrochip (Symbolbild). © franz12/ iStock / Getty Images Plus/ Getty Images http://www.gettyimages.de

(neu: Sicherheitsbedenken, Fünfmonatstief, Warburg-Stimme)

FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Hoffnung vieler Aixtron-Aktionäre auf eine Übernahme durch einen chinesischen Investor hat am Montag einen herben Dämpfer erhalten. Das Bundeswirtschaftsministerium widerrief seine an Fujian Grand Chip Investment erteilte Unbedenklichkeitsbescheinigung und kündigte wegen Sicherheitsbedenken eine Wiederaufnahme des Prüfverfahrens an.

Der Kurs der frei handelbaren Aixtron-Aktien knickte daraufhin um 13,31 Prozent auf 5,028 Euro ein. Bei 4,953 Euro hatten sie im Tagesverlauf den tiefsten Stand seit fünf Monaten erreicht. Die bereits zum Verkauf eingereichten und mittlerweile im TecDax gelisteten Aixtron-Anteile sackten sogar noch stärker um 16,65 Prozent auf 4,88 Euro ab. Das Handelsvolumen der bereits angedienten Papiere war am Montagfrüh zunächst geringer, zog dann aber am Nachmittag deutlich an.

CHINESEN BIETEN 6 EURO JE AKTIE

"Die Bundesregierung hat bis dahin nicht bekannte sicherheitsrelevante Informationen erhalten", begründete Wirtschaftsstaatssekretär Matthias Machnig am Montagnachmittag gegenüber der Zeitung "Die Welt" die zuvor bereits bekannt gewordene Rücknahme der Unbedenklichkeitsbescheinigung, die laut Analyst Harald Schnitzer von der DZ Bank vollkommen unerwartet kam.

Geboten sind 6 Euro je Aixtron-Anteilschein und damit etwas mehr als der in den vergangenen Tagen gehandelte Höchstkurs der frei handelbaren Aktien bei 5,89 Euro. Die Annahmefrist ist inzwischen abgelaufen, und bis Ende vergangener Woche waren den Chinesen nach eigenen Angaben rund 65 Prozent der Anteile angeboten worden. Laut den Angebotsunterlagen der Chinesen können jene Anteilseigner, die ihre Papiere bereits angedient haben, nicht aus freien Stücken von ihrer Entscheidung zurücktreten.

EXPERTEN SORGTEN SICH UM US-FREIGABE

Es sei unklar, ob das Ministerium neue Erkenntnisse habe, die zu einer Wiederaufnahme des Prüfverfahrens geführt hätten, sagte DZ-Analyst Schnitzer am Morgen vor den Machnig-Aussagen. Bislang hätten sich seine Bedenken lediglich um die US-Finanzinvestitionsbehörde (CFIUS) gedreht und ob diese der Übernahme vor dem Hintergrund des Technologie-Transfers nach China zustimmen werde, so Schnitzer. Auch Commerzbank-Analyst Thomas Becker merkte an, dass die US-Behörde dem Deal bisher noch nicht zugestimmt habe, was eigentlich schon hätte geschehen sollen.

Aixtron stellt Maschinen für die Chipindustrie her, hatte zuletzt aber unter verzögerten und stornierten Aufträgen, Preisdruck und hohen Entwicklungskosten zu leiden. Die Rheinländer schrieben Verluste und rechnen auch im laufenden Jahr noch mit roten Zahlen. Das Management hatte vor diesem Hintergrund die Annahme der Offerte empfohlen. Vor ihrem Bekanntwerden im Mai waren die Papiere um die 4,50 Euro geschwankt, nachdem ein geplatzter Großauftrag sie zu Jahresbeginn kurzzeitig sogar unter 3 Euro gedrückt hatte.


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ANALYSTEN ERWARTEN DÜSTERE ZUKUNFT

Für Malte Schaumann von Warburg Research könnte die Entscheidung ein Wendepunkt im Ringen chinesischer Investoren um deutsche Technologiefirmen sein. Tim Wunderlich von der Privatbank Hauck & Aufhäuser verwies am Morgen auf Zeitungsberichte, denen zufolge Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel ein Gesetz auf den Weg bringen will, das ausländische Firmen am Kauf deutscher Schlüsseltechnologien hindern soll.

Der Experte von Hauck & Aufhäuser zeichnet im Falle eines Scheiterns der Übernahme für Aixtron ein düsteres Bild: Anleger sollten dann mit zusätzlichen einschneidenden Umbaumaßnahmen rechnen, so Wunderlich. Die Nachfrage nach LED-Anwendungen sei schwach und Aixtron dürfte nach dem bereits stornierten Großauftrag vom chinesischen Konzern Sanan weitere Marktanteile an den US-Rivalen Veeco verlieren.

Commerzbank-Experte Becker fürchtet, dass die Aixtron-Aktie bis auf ihren Buchwert von 3,25 Euro pro Stück absacken könnte. So billig war das Papier zuletzt im März gewesen./ajx/men/das/tih/he

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