Kuppeln des Moskauer Kremls.
Dienstag, 16.12.2014 10:48 von | Aufrufe: 1748

ROUNDUP: Russlands Riesen-Zinsschritt verpufft

Kuppeln des Moskauer Kremls. ©unsplash.com

FRANKFURT (dpa-AFX) - Der riesige Zinsschritt der russischen Notenbank zur Stützung des Rubel ist verpufft: Zwar sprang die Währung Russlands zum amerikanischen Dollar (Dollarkurs) am Dienstagmorgen zunächst um neun Prozent nach oben. Die Gewinne schmolzen aber schnell dahin. Im Laufe des Vormittags fiel der Rubel wieder in die Verlustzone. Ein Dollar kostete bis zu 66,8 Rubel und erreichte damit ein neues Rekordhoch. Auch zum Euro konnte der Rubel erst stark zulegen, die Gewinne verschwanden aber wieder. Zuletzt verlor der Rubel zu Dollar und Euro etwa zweieinhalb Prozent an Wert.

In der Nacht zum Dienstag hatte sich die Notenbank überraschend gegen den Rubelverfall und die hohe Inflation im Land gestemmt: Sie erhöhte ihren Leitzins um 6,5 Punkte auf 17 Prozent, um die Attraktivität der heimischen Währung zu steigern. Für die ohnehin angeschlagene Konjunktur Russlands ist der Zinssprung ein Schlag, weil höhere Zinsen den privaten Verbrauch und die Investitionen der Unternehmen zusätzlich belasten dürften.

NOTENBANK UNTER DRUCK

"Der Druck der Märkte könnte die Notenbank zu einer weiteren Leitzinserhöhung veranlassen", kommentierte Analyst Simon Quijano-Evans von der Commerzbank (Commerzbank Aktie). Darüber hinaus könnte sich die Zentralbank gezwungen sehen, abermals am Devisenmarkt zu intervenieren. Allerdings veranschlagt Quijano-Evans das notwendige Volumen mit 5 bis 10 Milliarden Dollar deutlich höher als bei jüngsten Eingriffen der Notenbank. Nachdem die Zentralbank Mitte November den Rubelkurs freigegeben und ihre Praxis täglicher Markteingriffe aufgegeben hatte, intervenierte sie mehrmals mit kleineren Beträgen.

"Gleichzeitig erwarten wir eine Art verbaler Unterstützung seitens europäischer Notenbanken, vielleicht auch anderer falls notwendig, um weitere Kollateralschäden im europäischen Bankensektor zu verhindern", so Quijano-Evans. Vor allem österreichische und tschechische Banken seien stark in Russland engagiert. "Es ist einfach nicht möglich, dass eine verflochtene europäische Wirtschaft glauben könnte, sie sei von negativen Auswirkungen isoliert. Vor allem in einer Zeit, in der die Eurozone ihre eigenen Probleme zu bewältigen hat", warnte der Analyst.

RUBEL IM FREIEN FALL

Die Verluste des Rubel in den zurückliegenden Monaten sind gewaltig: Seit Jahresbeginn hat der Rubel mehr als 40 Prozent an Wert verloren, einen Löwenanteil davon allein in den vergangenen drei Monaten. Wichtigste Gründe sind die Wirtschaftssanktionen des Westens wegen der Ukraine-Krise und der Verfall der Rohölpreise. Seit diesem Sommer sind die Ölpreise um fast 50 Prozent eingebrochen. Die Wirtschaft und der Staatshaushalt Russlands sind auf hohe Einnahmen aus dem Ölexport angewiesen./bgf/fr/fbr


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