Rohstoff-Report - Kupfer bullische Aussichten

Freitag, 25.03.2011 09:52 von Aktiencheck - Aufrufe: 333

München (aktiencheck.de AG) - Man sollte annehmen, dass ein derart wichtiges Industriemetall wie das Kupfer in ausreichender Menge vorhanden ist, wenn große Unternehmen wie BHP Billiton, Rio Tinto oder Xstrata sich um den Abbau, die Exploration und Erschließung von Kupfererzvorkommen kümmern. Das ist allerdings nicht der Fall, so die Experten von "BörseGo" in ihrem "Rohstoff-Report".

Die derzeitige jährliche Kupfernachfrage liege bei schätzungsweise 18,7 Mio. Tonnen pro Jahr. Das hohe Wachstum in China und den Schwellenländern erzeuge eine zusätzliche jährliche Nachfrage von 655.000 Tonnen, wobei dies nur 3,5% entspreche, was ziemlich konservativ sei. Diese Menge entspreche bereits der doppelten Kupfererzmenge, die in Kanada im Jahr 2009 abgebaut worden sei und entspreche etwa 60% der Produktion der Escondida-Mine in Chile. Sie sei die größte Kupfererzmine der Welt. Hierbei stelle sich bereits die Frage, woher das ganze Kupfer kommen solle?

Kupfer werde heute an der London Metals Exchange (LME) bei 9.755 Dollar pro Tonne gehandelt. Bei einem derart hohen Preis habe das Konzept der Grenzproduzenten ausgedient. Sie seien die Produzenten, die zusätzliche Mengen an den Markt gebracht hätten, als der Kupferpreis die Produktionskosten gerade so erreicht und damit gedeckt habe. Heute seien quasi alle Kupferminen in der Gewinnzone. Die kanadische Investmentbank CIBC schätze, dass die Gewinnspanne (Marge) zwischen 5.500 und 7.000 Dollar/Tonne liege. Im Umkehrschluss bedeute dies auch, dass jede Kupferschmelze und jede Erzmine zur Gewinnmaximierung an der Kapazitätsgrenze arbeite.

Jedoch seien die Jahre 2008 und 2009 nicht die besten für diejenigen Unternehmen gewesen, die auf der Suche nach neuen Kupfervorkommen seien. Die große Rezession habe den Kupferpreis im Jahr 2008 von 8.940 Dollar/Tonne auf 2.817 Dollar abstürzen lassen. Und auch heute sei die Beschaffung von Fremdkapital an den Kapitalmärkten oder bei Banken nicht einfach.

Wenn sich die großen drei anglo-amerikanischen Konzerne BHP Billiton, Rio Tinto oder Xstrata aber heute auf die Suche nach Kupfervorkommen in Afrika und anderen Ländern machen würden, müssten sie schmerzlich feststellen, dass dort bereits Chinesen, Koreaner oder andere rohstoffhungrige Nationen arbeiten würden. Sie hätten stichhaltige nationale Interessen und würden Explorationsunternehmen über Sovereign Wealth Funds große liquide Mittel zur Verfügung stellen, mit der einzigen Bedingung, später die Rohstoffe geliefert zu bekommen.

China agiere hierbei meist als strategischer Investor. Die Volksrepublik scheue seit der gescheiterten Übernahme des amerikanischen Ölkonzerns Unocal im Jahr 2005 komplette Übernahmen. Damals habe sich sogar die US-Regierung eingeschaltet und unter dem Protest der Öffentlichkeit sei die Unocal-Übernahme durch die Chinesen mit entsprechendem medialem Echo abgelehnt worden. Damals sei die Angst vor den reichen chinesischen Käufern gewachsen. Seither halte sich China bedeckt und wage lieber strategische Beteiligungen und unterstütze die Länder lieber mit dem Bau von Häusern, Straßen und Zugstrecken.

Kupfer sei für alle BRIC-Länder von strategischem Interesse. Die Herstellung von Kabeln, Leuchtmitteln, Klimaanlagen und Kühlschränken, Automobilen - ja, selbst der Bau von Geschützen oder von Artillerie sei ohne Kupfer nicht möglich. Das Land, das immer wieder im Zusammenhang mit hoher Nachfrage nach Rohstoffen genannt werde - China - investiere in all diese Bereiche massiv. Schon heute nehme der chinesische "Staubsaugereffekt" 39% der Kupfermenge der Welt auf, wovon ein Großteil importiert werden müsse, da China nur 6,3% der Kupfererzvorkommen selbst verfüge.

Der Marktkonsens schätze, dass es in diesem Jahr eine Mangelversorgung des Kupfermarktes von 600.000 Tonnen geben werde, nach etwas mehr als -400.000 Tonnen im Jahr 2010. In den Lagerhallen der beiden wichtigen Metallbörsen in Shanghai und London würden 1,1 Mio. Tonnen bevorratet. Eigentlich sollte man davon ausgehen, dass diese Menge ausreichen sollte, besonders deshalb, weil durch Arbitrage-Geschäfte der Großteil des Kupfers nicht im verbrauchsschwachen Europa, sondern in Shanghai liege. Bald würden allerdings die japanischen Einkäufer in Shanghai eintreffen und sich mit den Chinesen um die besten Preise streiten.

Nach dem Erdbeben und Tsunami in Japan sei die Prämie für sofortige Kupferlieferungen in Shanghai von sonst 10 bis 20 Dollar auf 40 Dollar angestiegen. Japans Wiederaufbau werde Jahre dauern und schätzungsweise 300 Mrd. Dollar kosten, wovon ein Zehntel für Kupfer und Stahl ausgegeben werden dürften.

Südkoreaner, Amerikaner und Australier würden das Potenzial in China sehen. Die hätten ein Interesse daran, an Kupferprodukte zu gelangen, um sie später an China zu verkaufen. Doch China verfolge - wie so oft - seine ganz eigene Agenda. Die Volksrepublik habe ihre Kupferschmelzkapazitäten in den vergangenen fünf Jahren in atemberaubender Geschwindigkeit ausgebaut und die britische Metall-Consulting-Gesellschaft CRU rechne mit einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum der chinesischen Kupferschmelzkapazitäten in den kommenden fünf Jahren von 11,6%. Immerhin denke Chinas Zentralregierung hier auch an die Arbeitsplätze, die lieber im eigenen Land geschaffen werden sollten, als im Ausland. China werde also in Zukunft eher Kupfererzen den Vorzug geben und die Verwandlung zu Kupferprodukten lieber im eigenen Land durchführen.

Neben zahlreichen Varianten, mit denen Anleger in den Kupferpreis selbst investieren könnten, würden Emittenten auch Zertifikate auf Kupfer- und Bergwerksaktien anbieten. Die UniCredit biete ein Open-End-Zertifikat (Open End Indexzertifikat auf RTX Mining & Metals [HypoVereinsbank/UniCredit]) auf den RTX Mining & Metals Index in Euro an. Der Index werde von der Wiener Börse berechnet und beziehe sich auf die umsatzstärksten und höchstkapitalisierten Aktien von Unternehmen, die an der Moskauer MICEX gelistet seien und laut Branchenklassifizierung der Wiener Börse AG dem Sektor "Mining & Metals" zuordenbar seien. Im Index würden sich unter anderem Unternehmen wie Norilsk Nickel (Gewichtung: 24,92%) oder Polymetal (10,49%) finden - der Index sei damit eher breit aufgestellt und fokussiere sich nicht primär auf Kupfer.

Gezielter lasse sich in Kupferaktien mit dem Index-Zertifikat (Open End Index-Zertifikat auf Solactive Copper Mining [Vontobel Financial Products GmbH]) von Vontobel auf den Solactive Copper Mining Performance-Index investieren. Der Index, der von Structured Solutions berechnet werde, umfasse große Werte wie Xstrata, Freeport McMoRan Copper and Gold, First Quantum Minerals oder Jiangxi Copper.

Auf der Fondsseite biete sich der Merrill Lynch MLIIF World Mining-Fonds (BlackRock Global Funds - World Mining Fund A2 USD) an. Der Investmentfonds von Blackrock (früher: Merrill Lynch) sei einer der populärsten und erfolgreichsten Rohstoffaktienfonds, der in Minen- und Metallwerte weltweit investiere. Der Fondsmanager Evy Hambro setze in diesem Fonds vorwiegend auf Unternehmen, die Grundmetalle für Industrieunternehmen fördern würden. Edelmetalle würden lediglich eine Beimischung bilden. Aktuelle Schwergewichte seien CVRD, Rio Tinto, BHP Billiton und Impala Platinum - also Werte, die auch andere Metalle außer dem Kupfer fördern würden. (Ausgabe 6 vom 24.03.2011) (25.03.2011/zc/a/a)

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