Auswertung von Unternehmensdaten (Symbolbild)
Mittwoch, 12.11.2014 10:23 von | Aufrufe: 2423

Durchwachsene Bilanz der Frischlinge

Auswertung von Unternehmensdaten (Symbolbild) © rawpixel.com / Pexels
IPOBis zum Börsengang des Autozulieferers Hella am vergangenen Dienstag waren seit 2010 genau 50 Aktien an der Frankfurter Wertpapierbörse als Neuemission oder Notierungsaufnahme erstmalig im Regulierten Markt in den Handel gekommen. Darunter findet man prominente Namen wie Osram, Talanx, die Adler-Modemärkte oder den Verlag Bastei Lübbe. Drei der 50 neuen Aktien im Regulierten Markt sind kurz nach dem Börsendebüt auch schon wieder verschwunden. Bei den anderen gibt es bis dato tolle Erfolgsgeschichten, aber auch viele deftige Kursverluste.

Kiel, 12.11.2014 (ARIVA.DE / es) Das schnelle Geld ist der Traum vieler Anleger. Während für Unternehmen der Gang an die Börse eine Möglichkeit der Eigenkapitalfinanzierung darstellt und Freiräume schafft für Investitionen, schaut so mancher private Investoren in der Hoffnung in den IPO-Kalender der Börse, ein Schnäppchen zu machen oder gar ein noch wenig bekanntes Juwel zu entdecken. Diese waren zuletzt allerdings eher selten, wie ein aktueller Blick auf die Bilanz jener Aktien zeigt, die seit 2010 neu in den Regulierten Markt an der Frankfurter Wertpapierbörse kamen. 31 von 50 dieser Papiere notieren aktuell unter ihrem Ausgabepreis beziehungsweise ihrer Erstnotiz oder werden gar nicht mehr an der Börse gehandelt. Mit einem minus von 5,3 Prozent ist die durchschnittliche Performance negativ – eine Momentaufnahme, bei der die Notierungsdauer unberücksichtigt blieb.

Kabel Deutschland mit Kursplus von fast 400 Prozent

Wer im März 2010 beim Börsendebüt von Kabel Deutschland mit dabei war, kann sich heute, sofern die Aktie noch im Depot ist, über ein Kursplus von fast 400 Prozent freuen. Zu 22 Euro gestartet wird das Papier rund viereinhalb Jahre später bei knapp 110 Euro gehandelt. Gut gelaufen sind seit ihrer Emission auch die Immobilienwerte GSW Immobilien, Deutsche Annington und LEG Immobilien (siehe Tabelle 1). Versicherer Talanx (+43,5 Prozent) liegt ebenso deutlich im Plus wie das Mediennetzwerk RTL Group (+36,2%), der von Siemens abgespaltene Leuchtmittelfabrikant Osram (+29 Prozent) und die Modekette Adler (+14,1 Prozent). IPO-Statistik I

Von den erst in diesem Jahr gestarteten Werten liegt die chinesische Textilfirma Tintbright derzeit am besten – mit einer Kurssteigerung von 15,6 Prozent seit Emission im April. Das ist schon deshalb bemerkenswert, weil zahlreiche andere Aktien chinesischer Unternehmen, die in den vergangenen Jahren seit 2010 in den Frankfurter Börsenhandel aufgenommen wurden, ihre Anleger bisher arg enttäuscht haben. In der Liste der größten Verlustbringer unter den Neuemissionen – gerechnet vom jeweiligen Ausgabedatum bis heute – stammen neun von zehn Werten aus China (siehe Tabelle 2). Angeführt wird die Flop-Tabelle durch das belgisch-luxemburgische Unternehmen Electrawinds, das sich auf erneuerbare Energien spezialisiert hat. Der Kurs dieser Aktie ist seit Emission Mitte Oktober 2010 von 10 Euro auf 50 Cent gefallen – ein Minus von 95 Prozent.

Rocket Internet nicht im Regulierten Handel

Noch ein paar Worte zur Auswertung: Sie beruht auf der IPO-Liste der Deutschen Börse und Daten des Börsendienstleisters ARIVA.DE und ist natürlich nur eine Momentaufnahme. Und sie berücksichtigt die unterschiedlichen Laufzeiten nicht. Zu Zeiten, in denen Aktien an der Börse tendenziell gut laufen, sind Börsengänge zudem einfacher als in Phasen, in denen die Bären die Oberhand haben.

In der Auswertung wird ausschließlich das Marktsegment des Regulierten Marktes betrachtet. Die Deutsche Börse unterscheidet in ihrer IPO-Übersicht hinsichtlich der Art des Börsengangs. Unsere Auswertung zielt nur auf Neuemissionen und Notierungsaufnahmen. Privatplatzierungen, Dual Listings und Transfers von Aktien aus anderen Segmenten bleiben außen vor.

IPO-Bilanz IIMit Spannung waren in Deutschland Anfang Oktober die Börsengänge von Zalando und Rocket Internet erwartet worden. Die Aktie von Rocket Internet wird im Freiverkehr (Entry Standard) gehandelt und nicht im Regulierten Markt. Heute ist sie fast 18 Prozent teurer als bei Emission, taucht aber wegen des anderen Börsensegments nicht in der Auswertung auf. „Anleger, die im Entry Standard aktiv sind, müssen sich bewusst sein, dass die Anforderungen an Transparenz nur geringfügig höher sind als im Open Market und damit weniger Informationen zur Verfügung stehen und höhere Risiken bestehen“, schreibt die Deutsche Börse auf ihrer Webseite.

Zalando hingegen erfüllt die Transparenzvorschriften des Prime Standard und wird im Regulierten Markt geführt. Zalando liegt aktuell rund 14 Prozent unter dem Ausgabepreis.

Dass sich die Einschätzung der Börse gegenüber einem jungen Wert übrigens rasch ändern kann, zeigt ein Beispiel aus den USA. Die Aktie des Internetnetzwerkes Facebook wurde nach ihrem Börsenstart im Mai 2012 von Anlegern zunächst verschmäht, der Kurs sank. Erst rund ein Jahr nach Emission lag der Aktienkurs wieder auf Niveau des Ausgabepreises. Heute ist Facebook etwa doppelt so teuer wie beim Börsenstart.



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