Claus Weselsky hat mit der Schlichtung noch nichts erreicht. Der GDL-Chef verfolgt einen größeren Plan. Dafür kämpft er an vier Fronten gleichzeitig: gegen die Bahn, die Politik sowie andere Gewerkschafter – und gegen sich selbst.
Es ist drei Uhr am Donnerstagmorgen, als Claus Weselsky das Land endlich erlöst. Seit wenigen Minuten sind die Gespräche des GDL-Chefs mit Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber beendet. Die Runde ist sich einig: Zwischen Bahn und GDL wird es ein Schlichtungsverfahren geben. Noch am selben Tag wird der Streik der Lokomotivführer ausgesetzt, ab dem 27. Mai gilt die Friedenspflicht.
Die Bahn-Delegation verabschiedet sich erleichtert ins Bett. Weselsky greift zum Telefon, um den Streik abzublasen. Erst um 5 Uhr morgens kommt der 56-Jährige schließlich zur Ruhe – mit einem Triumphgefühl. Er geht in dieser Nacht als Sieger aus dem Raum. Er hat sich durchgesetzt, jedenfalls sieht er es so und verkündet mit dem bei ihm üblichen Gedonner: „Nach fast einem Jahr Tarifkonflikt konnte mit dem Druck im neunten Arbeitskampf der gordische Knoten durchschlagen werden.“
Die Deutsche Bahn habe zugesagt, dass die von der GDL vertretenen Mitglieder auch dann Tarifverträge bekämen, wenn es das Tarifeinheitsgesetz gebe. Das sei schriftlich festgehalten worden. Genau das hatte der Konzern bislang immer ausgeschlossen. Bahn-Boss Rüdiger Grube ist seinem wild entschlossenen Oberlokführer entgegengekommen.
Der hatte wieder einmal standgehalten: den erbosten Angriffen der Politiker. Den Anwürfen der Bahn, er wolle gar keine Einigung. Dem Shitstorm der Bevölkerung im Netz. 500 Millionen Euro soll der GDL-Ausstand die Volkswirtschaft bis dato gekostet haben, schätzt der DIHK. Zehn Millionen verliert allein die Bahn – pro Streiktag.
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