Was derzeit mit der Wirecard-Aktie geschieht, ist sicherlich bemerkenswert. Allerdings ist es nicht so ungewöhnlich, wie hier einige glauben. Ich wehre mich auch gegen die künstliche Unterscheidung zwischen den angeblich Guten, die auf steigende, und den angeblich Bösen, die auf fallende Kurse setzen. Die Börse funktioniert nicht nach diesen angeblichen Maßstäben. Letztlich wollen wir nämlich alle Geld verdienen.
In diesem Diskussionsfaden sind mir zu viele Emotionen. Ich verstehe das zwar, doch zeigt es vor allem, dass einige nichts von Asset Allocation und Risikomanagement verstehen. Man darf in eine Aktie wie Wirecard nur einen sehr übersichtlichen Teil seines Portfolios investieren. Auch das ständige "Nachkaufen" und "Verbilligen" ist gefährlich, weil ihr so einen immer höheren und irgendwann einmal unvertretbar hohen Anteil an Wirecard in eurem Depot haltet. Wer sich in die Aktie verliebt hat, bestimmte Dinge ausblendet und mit Schuldzuweisungen agiert, ist vielleicht auch an der Börse einfach falsch.
Zum Unternehmen selbst kann ich mich nur wiederholen. Betrachtet man nur die Kennzahlen des Unternehmens und das operative Geschäft, ist Wirecard massiv unterbewertet; man kann streiten, ob der doppelte, dreifache oder vierfache Kurs gerechtfertigt wäre. Allerdings gibt es eben die bekannten Anschuldigungen, und das Unternehmen konnte diese nicht ausräumen. Man stelle sich einmal vor, diese bewahrheiteten sich, und man findet in Dubai oder Singapur noch mehr, etwa Dinge, die auf Geldwäsche hinweisen. Das wäre ein juristischer Alptraum und könnte dazu führen, dass der Unternehmenswert noch weiter nach unten korrigiert werden muss. Es gibt also einen klaren Grund, warum die Aktie so steht, wie sie steht. Das ist keine böse Manipulation, sondern hängt mit der realen Welt eng zusammen.
Wirecard ist derzeit eine Wette und kein seriöses Investment. Ich wiederhole mich erneut: Ein Verdoppler ist ebenso möglich wie ein Halbierer. Man kann die Leute hier nur aufrufen, nicht die Augen zu verschließen vor den hohen Risiken der Aktie an sich, ganz zu schweigen von irgendwelchen Scheinen, die meiner Meinung nach bei der derzeitigen Lage absolut fehl am Platze sind. Gegen die zahlreichen institutionellen Leerverkäufer als kleiner Privatanleger mit risikobehafteten Instrumenten zu wetten, ist keine gute Idee. Und warum sollte man hier nicht über noch tiefere Kurse schreiben dürfen? Das ist wichtig, um Leute, die sich Knockout-Scheine überlegen, noch einmal zum Nachdenken zu bewegen.