Frank Meyer
auf www.cashkurs.com
Nachdem man uns die alte Rechtschreibung weggenommen hat, ersetzt man alte Worte durch ganz moderne Begriffe – durch solche, die etwas hermachen und nach Kompetenz und Tatkraft klingen. Der heutige Börsentag war gespickt mit solchen Wortvergewaltigungen…
Effizzzzienzzzzzzsteigerungsprogramm (richtig geschrieben???) Restrukturierungsmaßnahme, Konsolidierungsbedarf und Anpassungen von negativen Kalendereffekten und negativen operativen Erfolgsaussichten. Das heißt nichts anderes, als dass Leute nach Hause geschickt werden. Eigentlich gibt es diese Leute ja gar nicht mehr, denn viele von ihnen tauchen in Statistiken gar nicht mehr auf. Löschvorgang könnte man das nennen, klingt aber zu derb.
Den Vogel schoss heute die Hannover Rückversicherung ab, als sie meldete, dass die „Großschäden (...) deutlich unter Plan…“ wären. Ich musste erst mal die Fenster öffnen und in meiner Tasche nach Tabletten wühlen. Wäre das leichte Erdbeben von heute Nacht im Schwarzwald nicht mit 4,5 auf der nach oben offenen Skala ausgefallen, sondern sagen wir mal mit 9,0 oder besser noch mit 15,3, wäre das bestimmt für die Bürger dort nicht lustig, doch die Hannover Rück wäre der Planerfüllung etwas näher gekommen. Ich habe das bestimmt falsch verstanden….
Kriese over
Die „Kriese“ wäre vorbei. Ja, Sie haben richtig gelesen. Google findet dieses Wort 295.000 mal im Internet. Oder war Chriesler gemeint? Als ob das einen Unterschied machen würde… Vielleicht wird „Kriese“ auch bald in den Duden aufgenommen.
Jedes Unternehmen will gestärkt aus dieser Krise hervorgehen, auch die, die inmitten der Schwierigkeiten gerade untergehen. Das gehört zum guten Ton in der Kommunikation heutzutage. Wir Börsianer können das schon gar nicht mehr hören. Doch mit der stillen Duldung dieser „börsenrelevanten Mitteilungen“ erhalten wir zumindest die Arbeitsplätze derer, die diesen Satz so lieb gewonnen haben und uns permanent um die Ohren hauen. Am liebsten mag ich aber den Satz: Es bestehe "akuter Bedarf… konsequent zu restrukturieren" Es ist wie im Restaurant. Man bestellt einen Tomatensalat ohne Tomaten – bzw. muss man diese dann erst suchen.
Konsequent schließen hätte man die Hypo Real Estate sollen. Sie meldet, dass sie unter „negativ operativen Erträgen“ leidet und setzte im 1. Quartal 400 Mio. Euro gegen die Mauer. Man nennt die Hypo Real Estate deshalb an der Börse auch Hyper! Hyper!
Schweizer schlagen zurück
Und dann noch dies… Um 13:57 Uhr meldet die Credit Suisse, dass sie jetzt mehr als drei Prozent an der Hypo Real Estate besitzt. Moment mal! Wollte der SoFFin nicht die Anteile an der tollen Bank haben, um diese HRE bzw. das was noch übrig ist, „konsequent restrukturieren“? Jedenfalls geht aus der Adhoc - Mitteilung hervor, dass die fünfte verschachtelte Untertochter der Schweizer Großbank (sie war früher mal viel größer) rund 7,1 Mio. Aktien hält. Wollen die Schweizer jetzt Leichen fleddern oder Peer ärgern?