16.07.2012 Sargnagel für Solarworld?
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Solarworld zählt zu den wenigen Überlebenden der Krise der Solarindustrie. Noch, muss man allerdings unterstreichen. Laut einer Analystin ist es um den TecDax-Konzern äußerst schlecht bestellt. Die Aktie bricht ein.
Ein Konzern in finanzieller Schieflage
Die Solarworld-Aktie rauscht am Montagvormittag zunächst ungebremst in die Tiefe. Erst gegen elf Uhr findet sie bei 1,11 Euro Halt. Zu diesem Zeitpunkt betragen die Verluste bereits 9,2 Prozent. Die Aktie markiert ein Acht-Jahres-Tief. Es ist der vorläufige Höhepunkt eines dramatischen Kursverfalls, welcher den Wert der TecDax-Aktie binnen nur eines Jahres um 75 Prozent reduziert hat. In der Fünf-Jahres-Perspektive steht gar ein Minus von 97 Prozent auf dem Kurszettel.
Bilanzkur dringend nötig!
Am Montagmorgen hatte die Commerzbank Solarworld vor Zahlen zum zweiten Quartal von "Hold" auf "Sell" abgestuft und das Kursziel von 2,50 auf 0,80 Euro gesenkt. Das Solarunternehmen müsse dringend seine Bilanz verbessern, schrieb Analystin Lauren Licuanan. Wegen des harten Wettbewerbs dürfte das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) negativ bleiben. Zudem sei schleierhaft, wie Solarworld die Zinsen für seine hohe Verschuldung zahlen wolle. Sie habe jedenfalls ihre Gewinnprognosen (Ebitda) für die Jahre 2012 und 2013 deutlich reduziert.
Pleitewelle in der Solar-Industrie
Mehrere namhafte deutsche Solarunternehmen sind in den vergangenen Monaten in die Pleite geschlittert, darunter Q-Cells, Solar Millennium, Solon und Solarhybrid. Den Konzernen machten die üblichen Verdächtigen wie Überkapazitäten, fallende Preise, billige Konkurrenz aus China und Kürzungen bei den Fördermitteln in Deutschland zu schaffen. Die einstigen Highflyer-Aktien wurden zu mächtigen Kapitalvernichtern.
Hohe Verschuldung
Bereits in seinem Bericht zum ersten Quartal hatte Solarworld langfristige Schulden von 1,3 Milliarden Euro sowie kurzfristige Schulden in Höhe von 0,2 Milliarden Euro ausgewiesen. Diese hohen Schulden überstiegen die liquiden Mittel bei Weitem: Die Nettoliquidität, also die liquiden Mittel abzüglich der Finanzschulden, betrug zum Stichtag 31. März minus 758 Millionen Euro! Da diese Bilanz mit all ihren düsteren Kennziffern bereits seit dem 10. Mai vorliegt, kommt die Herabstufung durch die Commerzbank doch ein wenig überraschend. Neben Lauren Licuanan empfahlen zuletzt sieben weitere Analysten den Titel zum Verkauf. Die Kursziele rangieren dabei zwischen 0,80 und 2,80 Euro.
Frisches Verkaufssignal
Unter technischen Gesichtspunkten stellt sich die Lage ebenfalls verheerend dar. Mit der heutigen Markierung eines neuen Acht-Jahres-Tiefs sendet der Titel ein frisches Verkaufssignal. Hinzu kommt: Nach unten lassen sich nun kaum noch Haltmarken ausmachen. Lediglich bei 0,76/0,78 Euro verlaufen mit Blick auf die Monatskerzen zwei Hochpunkte, diese könnten als erste Auffangzone dienen. Darunter sieht es düster aus; Anleger müssten in diesem Fall auch einen Sturz auf oder gar unter das von 2003 datierende Allzeittief von 0,25 Euro einkalkulieren.