Ich gewichtige die langfristige Abwärtstrendlinie auch nicht so sehr, obschon ihr Durchbrechen eine gewisse psychologische Wirkung hat. Entscheidender für die langristige Entwicklung sind markttechnisch m. E. auch die 1370 von letztem Jahr.
Die Frage nach der richtigen Bepreisung stellt sich natürlich auch bei Biotomaten, Trüffel, Rolex-Uhren oder Wohnungen. Ist schwarzer Trüffel wirklich 1000 Euro/Kg wert, und weisser 5000? Je nach Perspektive, Lebens- und Weltlage verändern sich nun mal die Preise.
1. Der Marktradikale würde sagen, Gold ist soviel wert, wie jemand bereit ist dafür zu zahlen.
2. Der Produzent geht von den Produktionskosten aus. Wenn es heute (aufgerundet) 1000 $ kostet eine Unze aus dem Boden zu holen und wir noch 20% Marge draufschlagen, so kommen wir auf 1'200 $ und der Produzent würde sagen, dass stimmt für mich. (Wenn die Staaten die Umweltauflagen für die Minenbetreiber erhöhen, was natürlich richtig ist, verteuert sich auch das Produkt. Arbeit, Treibstoff, Maschinen, Steuern, Kosten für Renaturierung geben den Mindestpreis vor). Beim Silber könnte man eine ähnliche Rechnung machen. Bei AISC von 12 - 13 $, plus 20 % kommt man auf 15 $/Uz.
3. Dann gibt es auch die Bewertung über die Kaufkraft. Das berühmte Beispiel vom Anzug ist bekannt. Seit Jahrhunderten erhält man für eine Unze Gold einen handgefertigten Massanzug. Und der kostet heute in etwa 1'200 $.
4. Oder den Zugang über das Verhältnis von Gold zur Geldmenge (M2). Heute liegt die Geldmengenausweitung inzwischen über der Goldpreisentwicklung (s. Grafik unten). Also könnte man sagen, Gold ist zu günstig.
Die Geldmenge treibt IMO nicht den Goldpreis. Zumindest gibt es mit der Inflation (CPI) im Gold keine Korrelation.
Siehe den Chart an. Im gesamten Gold-Bärenmarkt von 1980 bis 2001 stieg die Geldmenge fast kontinuierlich an.
Hier habe ich versucht herauszufinden wann Gold teuer ist und wann nicht. Der langfristige Vergleich mit der Inflation: http://www.ariva.de/forum/...ng-bzw-short-500228?page=221#jumppos5548
Wenn wir also nur nach der Kaufkraft gehen, könnte man meinen, dass Gold heute "neutral" bewertet ist, nicht stark unterbewertet, aber auch nicht stark überbewertet.
PS: Das mit dem Wert ist eine kniffelige Frage. Der Wert ist der Grenznutzen, der von vielen Dingen abhängt. Auf einer einsamen Insel hätte ein Klumpen Gold wohl kaum einen Nutzen. In einem Geldsystem geht es aber um Kaufkraft. Da macht das Gold schon eher Sinn.
Die Produktionskosten stellen IMO kein Limit nach unten dar. Die Produzenten könnten pleite gehen und nichts würde passieren. Niemand müsste Angst haben vor einer Goldverknappung. Es gibt gigantische Mengen Gold in den Tresoren dieser Erde. Bei vermutlich relativ geringen Preissteigerungen könnte man zumindest einen Teil davon mobilisieren und so sofort wieder ein Gleichgewicht schaffen.
Der Gold-Preis ist in den meisten Zeiten psychologisch bedingt getrieben.
Ohne den Glauben an den Erhalt der Kaufkraft durch das Gold, würde der Preis in das Bodenlose fallen, weil dann der wesentlichste Aspekt wegfallen würde.
|