1)
"Wer mehrere Millionen hat [...] kann sein Geld auch ins Ausland schaffen und in Assets aller Art in der dortigen Landeswährung anlegen."
Natürlich kann er das.
Und natürlich kann er auch besser rentierende US-Staatsanleihen kaufen.
Und ja, im Vergleich zum EUR erscheinen Anlagen in US-Dollar und Schweizer Franken gegenwärtig vielen Investoren selbstredend als kleineres (Währungs-) Übel.
Dieser Umstand und damit bereits einhergehende Umschichtungen sind sicherlich auch mit ein Grund für die Stärke genannter Währungen relativ zum EUR.
Da gehe ich mir dir völlig konform.
Und all die von Dir geschilderten EUR-Risiken sind sicherlich auch mit ein Grund dafür, dass die deutschen und europäischen Börsen deutlich hinter ihren US-Pendants zurückbleiben.
Insofern - denke ich - völlig unstrittig.
Vielleicht noch eine ergänzende Anmerkung meinerseits:
Trump hat ja versprochen, heimische Unternehmen zu protegieren und das Schaffen von Arbeitsplätzen im eigenen Land zu belohnen.
Resultat: Russel 2000 explodiert und auch die Main-Indizes eilen von einem Hoch zum nächsten (wenn auch deutlich moderater im Vergleich zum Russel).
Also ist das Zürückbleiben des Dax m.E. nicht nur mit EUR-Risiken zu erklären, sondern auch mit einer von Trump in Aussicht gestellten protektionistischen (Wirtschafts-) Politik.
Aber darum ging es mir auch gar nicht. Dass die Möglichkeit von Auslandsinvestments besteht, war mir schon klar. ;-)
Was mich vielmehr umtrieb war der Umstand, dass z.B. auch im Dax gegenwärtig jede schlechte Nachricht für die Euro-Zone (Brexit, Trump, Italien-Referendum) dennoch hochgekauft wird. Und wenn die Amis die größten Halter deutscher Aktien sind (wovon Du im Einklang mit der Fachpresse ausgehst), dann halte ich diesen Umstand für umso bemerkenswerter, da du den Amis - neben ihrer Marktmacht - ja eine gewisse "Bauernschläue" unterstellst.
Ergo: Das Hochkaufen derart schlechter Nachrichten für die Euro-Zone kann ohne deren Mitwirkung eigentlich nicht funktionieren. Aber warum sollten sie das tun, wenn in den USA alles so toll, lukrativ, besser und risikoloser ist?
Darin sehe ich einen gewissen Widerspruch in Deiner Argumentation.
2)
"Meiner Meinung nach werden die Amis (inkl. ihrer Hedgefonds) Angst haben vor der o.g. potenziellen Viertelung Ihrer DAX-Aktien. Wozu sollten sie BMW und Co. jetzt kaufen und halten, wenn er sie die Aktien - in Dollar gerechnet - in der kommenden Eurokrise womöglich 75 % billiger erhalten können (bzw. vier mal so viele Aktien für den gleichen Dollarbetrag). "Buy low, sell high" - das ist eine Spezialität des Big Smart Money."
Siehe Punkt 1).
Sie kaufen jetzt. Sie kaufen den Dax bei absoluten bad news für den EUR und Europa immer wieder hoch.
Warum? Ganz einfach: Weil sie investiert sein wollen = Anteile halten wollen an Deutschlands Topp-Unternehmen und nicht annähernd wissen, an welchem Tag aus dem EUR eine Muschelwährung wird.
3)
"Dein "buy-and-hold" über den Eurozusammenbruch hinaus ist mMn allenfalls für Europäer interessant, die sich für hartgesottene Value-Investoren halten. Das heißt für Leute, die selbst nach 90 % temporärem Buchverlust nicht das Handtuch werfen. Dennoch dürften sie, wenn ein Buchverlust dieser Größenordnung eingetreten ist, stark verärgert sein darüber, viel zu früh eingestiegen zu sein. Die paar Euro Dividende, die sich für die hohen Buchverluste erhalten, sind kaum mehr als ein Schmerzensgeld (sofern die Dividende in der Eurokrise nicht ohnehin gestrichen wird, was mMn SEHR wahrscheinlich ist). Besonders frustrierend wird das Ganze, wenn man schon so alt ist, dass man die avisierten Kurserholungen nach dem Eurozusammenbruch nicht mehr erleben wird."
Ab einem gewissen Alter, ausgestattet mit einer monetären Verantwortung und einer ausreichenden Zahl an Nachkommen, denkt man nicht mehr an sich selbst, sondern man versucht nur noch, für seine Nachfahren und das eigene Unternehmen in Dekaden zu denken und dadurch für Stabilität zu sorgen.
Deutsche - auch börsennotierte - Unternehmen sind für Investoren aus aller Welt von höchstem Interesse (USA, China etc.pp.).
Warum soll man als Europäer - selbst einen Eurozusammenbruch unterstellt - nicht in diese investieren, sprich Anteile an diesen und damit an einem der größten Absatzmärkte der Welt erwerben?
Dafür gibt es meines Erachtens kein einziges, logisches Argument.
Deutschland ist für sämtliche Großunternehmen ein ganz wichtiger Absatzmarkt, da unsere Bevölkerung im weltweiten Vergleich ein Wohlstandsland ist, in welchem exorbitante Absatzsummen zu erzielen sind.
Nahezu jedes deutsche - börsennotierte - Großunternehmen ist permanent ausländischen Angriffen (= Übernahmeversuchen) ausgesetzt und hat dafür prophylaktisch eine Task Force eingerichtet.
Aber mal ganz abgesehen davon: Das Interesse des Auslands an der Übernahme deutscher Unternehmen spricht Bände.
Das Argument: Wenn Euro und EU-Konstrukt zusammenbrechen, bekomme ich alles (= deutsche Unternehmen) noch billiger, ist völliger Kokolores.
In dem Moment, wo der Euro zusammenbricht (= wer kennt schon den genauen Zeitpunkt?), wird die EUR-Währung ersetzt durch irgendetwas anderes.
Und wer glaubt denn ernsthaft, Anteile an einem deutschen Topp-Unternehmen dann für "lau" bekommen zu könnnen, nur weil die bisherige Anteilswährung (EUR) ausgetauscht wird.
Das Gegenteil wird wahrscheinlich der Fall sein. Die EU fällt und die Investoren sind der Meinung, dass Deutschland und seine Topp-Unternehmen sich endlich vom bürokratischen Sozialismus befreit haben.
Also egal, was für eine Anteils-Währung dann greift, sie wird in Nullkommanichts wieder hochgekauft werden.
Und um derartiges zu erkennen, muss man kein verbohrter und veralterter Buy and Hold Stratege sein.
Mal ganz abgesehen davon, dass ich die Ruhe, Abgeklärtheit, Langfristplanung und das Lebenswerk von Warren Buffet für grandios halte
,-)