Was wurde nicht alles geredet über den September als schwächsten Börsenmonat des Jahres? Fast überall war nachzulesen, dass der DAX im Monat des Herbstanfangs unter die Räder kommt. Immerhin hat der DAX in den vergangenen 15 Jahren durchschnittlich 5,29 Prozent eingebüßt.
Dieses Jahr sah es bis Mitte des Monats noch so aus, als wäre die Fortsetzung der Rallye ausgemachte Sache. Doch wie Sepp Herberger darauf verwies, dass das Spiel 90 Minuten dauert, so hat der September 30 Tage. Kurioserweise bewegt sich der DAX bei Kursen um die 3300 Punkten genau auf dem Niveau, das 5,3 Prozent tiefer liegt als der August-Schluss von 3484 Zählern.
So gesehen ist die Entwicklung noch nicht bedrohlich, sie entspricht einfach dem langjährigen Mittel. Beunruhigend finde ich dagegen die Geschwindigkeit des Abwärtstrends und den Stimmungswandel. Vor kurzem wurde die kleinste positive Meldung euphorisch gefeiert, jetzt nur auf die negativen gestarrt.
Eine Entscheidung über die künftige Entwicklung des DAX ist mit dem jüngsten Rückgang noch nicht gefallen - nur der Weg zu neuen Höhen wird verständlicherweise weiter.
Aus Sicht der Charttechnik gelten die Haltelinien bei 3245 und 3120 Punkten als markante Unterstützungen. Sie sind allerdings schon mittelfristiger Natur, was belegt, dass die Abwärtsdynamik sehr hoch und von kurzfristigen Auffanglinien nicht zu stoppen war. Der Index ist mittlerweile überverkauft, so dass eine Gegenbewegung wahrscheinlich ist.
Die Technische Analyse sieht allerdings noch keine Umkehrformationen und die Vergangenheit hat gelehrt, dass ein überkaufter oder überverkaufter Zustand längere Zeit anhalten kann. Wer glaubt, dass er nach dem Rückgang zu Schnäppchenpreisen wieder einsteigen kann, sollte sich noch in Geduld üben.
Noch ein Wort zu den fundamentalen Daten. Der Dollar neigt zur Schwäche, nachdem die G7-Finanzchefs am vergangenen Wochenende erkannt haben, dass die USA ein Leistungsbilanzdefizit ausweisen.
Der Euro blüht dagegen auf, aber die Freude ist zumindest bei den deutschen Aktiengesellschaften getrübt. Die heimischen Produkte werden im Dollarraum teurer; gerade die Autohersteller leiden unter dieser Entwicklung. Nicht alle Firmen sind so gut wie Porsche gegen einen Dollarverfall abgesichert.
Die anderen Probleme der USA hatte ich in der Vergangenheit schon wiederholt angesprochen. So steigt die Arbeitslosigkeit weiter, obwohl die letzte US-Rezession schon knapp zwei Jahre her ist. Das ist neu und birgt Gefahren.
Auch das Bruttoinlandsprodukt ist durch Militärausgaben gestützt und durch statistische Tricks geschönt. Wir bewegen uns folglich weiter auf dünnem Eis und die oberste Devise heißt, wachsam und konservativ zu agieren.
Die kommende Woche lebt von der allgemeinen Spannung, wie sich die internationalen Indizes entwickeln. Sollten keine unvorhergesehenen Unternehmensmeldungen eintreffen, dann stehen Konjunkturdaten im Blickpunkt.
Lediglich Fußballfans interessieren sich für das Jahresergebnis von Manchester United, das am Dienstag gemeldet wird. US-Milliardär Philip Anschutz soll an einer Übernahme interessiert sein, aber es ist nur ein Gerücht. Mal sehen, wann ein reicher Deutscher Borussia Dortmund übernehmen will? Vielleicht Ex-Tchibo-Miteigentümer Günter Herz? Der weiß noch nicht, wohin mit seinen Milliarden...
Am Montag wird der GfK-Konsumklima-Indikator gemeldet, in den USA das persönliche Einkommen für August. Dienstag folgt das endgültige BIP in Großbritannien, der US-Einkaufsmanagerindex Chicago für September und der Index des Verbrauchervertrauens.
Mitte der Woche - zugleich der 1. Oktober - wird der ISM-Einkaufsmanagerindex veröffentlicht sowie die US-Bauausgaben. Beim ISM wird ein Anstieg auf 55,5 Punkte erwartet, nachdem der August-Wert 54,7 Zähler betragen hatte. Donnerstag folgen dann die Industrieaufträge für August und Freitag die Arbeitslosenquote für September - wieder alles in den USA.
Freitag ist in Deutschland "Tag der deutschen Einheit" - die Börse hat allerdings geöffnet.