www.handelsblatt.com/unternehmen/banken/...herr-blessing/8093214.html
Aktienkurs im Keller, kein Gewinn zum Jahresauftakt und auch noch eine Kapitalerhöhung: Commerzbank-Aktionäre sind gebeutelt. Die Führungsspitze trifft der Zorn der Anteilseigner. Ich wäre so gerne dabei gewesen, besonders am Vorabend
Hier was zum Lachen :.
„Wir wollen die Weichen für den Einstieg in den Ausstieg des Staates aus der Commerzbank stellen“, wirbt Blessing vor den Aktionären um sein Unterfangen. „Das sind wir dem Steuerzahler schuldig.“ Doch die Anteilseigner zeigen sich skeptisch. Kein Wunder, der Zeitpunkt ist denkbar schlecht. Für das Jahr 2012 meldete die Bank einen mageren Gewinn von sechs Millionen Euro. Im Vorjahr waren es noch mehr als 600 Millionen.
Die Ankündigung der Kapitalerhöhung schickte den ohnehin schon darbenden Aktienkurs weiter in den Keller. Die Notierung ist seit 2008 um weit mehr als 90 Prozent eingebrochen. Und eine Besserung ist vorerst nicht in Sicht: Blessing tritt mit leeren Händen vor die Aktionäre. In den ersten drei Monaten des Jahres hat die zweitgrößte deutsche Bank rote Zahlen geschrieben. Grund dafür seien Kosten von einer halben Milliarde Euro für den geplanten Abbau von bis zu 6000 Arbeitsplätzen, führt Blessing als Grund an. Operativ sei die Bank aber „solide“ ins neue Jahr gestartet, hebt Blessing hervor.
Doch den Aktionären reicht das nicht. Und ihrem Unwillen wollen sie Luft verschaffen: bis zur Schließung der Rednerliste am Mittag hatten sich 57 Sprecher angemeldet. Die Versammlung zieht sich in die Länge, bis über die Kapitalerhöhung abgestimmt wird. Kritische, und sogar polemische Angriffe auf Vorstand und Aufsichtsrat ernten ungewöhnlich viel Beifall unter den 4400 Aktionären.
Der Vorstandschef verteidigt die Strategie: „Wir sind nach wie vor der Überzeugung, dass die Übernahme der Dresdner Bank strategisch richtig war.“ Die Commerzbank habe durch den Zusammenschluss mit der Dresdner Bank viele Talente gewonnen. Auch die Mittelstandsbank wäre nicht da, wo sie heute wäre.
Auf der Hauptversammlung zieht Freitag dann noch einmal heftig über die beiden her. „Sie haben sich hier in Ihrer Rede eine halbe Stunde lang selbst befriedigt“, schleudert er Blessing entgegen. „Sie haben versagt und dilettiert wie kein anderer Vorstand einer deutschen Aktiengesellschaft seit Bestehen der Bundesrepublik“, so Freitag. Blessing und Müller hätten nie das Format oder die Kompetenz gehabt, eine Bank zu leiten. Zudem überzögen sie die Aktionäre mit „sprachlichem Schmierkäse“ – mit Marketingsprüchen würden die schlechten Ergebnisse kaschiert.
Die frühe Rückzahlung habe zudem Vorteile für Aktionäre. Dadurch würden etwa die Kupon-Zahlungen von 200 Millionen Euro im Jahr an Bund und die Allianz entfallen, die ebenfalls noch eine stille Einlage an dem Geldhaus hält. Und die Bank könne künftig eher wieder Dividenden ausschütten.
„Brauchen wir eine Bank, die so weitermacht? Nein, nein, nein“, ruft der streitbare Berufsinvestor Freitag in die Messehalle. „Sie sind der schlechteste Vorstand und der schlechteste Aufsichtsrat, den die Bank je hatte“, wettert Freitag – und erntet lange anhaltenden Applaus. „Ich bedanke mich, dass Sie die Redezeit eingehalten haben“, antwortet Müller knapp.