So kann es nicht weitergehen.......
Die Wahl in Italien hat vor allem eines gezeigt: So kann es nicht weitergehen. Die Menschen sind dermaßen frustriert, dass sie ihre Stimme lieber einem populistischen Politclown geben, der vor kurzem das Parlament in Rom noch durch Al Kaida bombardieren lassen wollte, als an der Urne für stabile Verhältnisse zu sorgen.
Einer von vier Wählern hat für die Wundertüte Beppe Grillo gestimmt, bei der man nicht weiß, was man überhaupt bekommt. Das zeugt nicht nur von Politikverdrossenheit, das zeugt auch von tiefer Unzufriedenheit mit einem System, das bisher dafür gesorgt hat, dass das Land von alten Männern beherrscht wird, von alten Männern, die sich selbst bedienen, die bestechlich oder vorbestraft sind, die Privilegien genießen, Misswirtschaft ignorieren, Sexpartys feiern, abgehoben volksfern regieren und dafür sorgen, dass alles immer teurer wird.
Gleichzeitig ist die Wahl natürlich auch ein Zeichen politischer Unreife. Schon wieder nämlich hat etwa ein Drittel der Wähler für Silvio Berlusconi gestimmt. Sein Rattenfänger-Populismus à la - ich zahl euch die Immobiliensteuer zurück, wenn ich drankomme – ist voll aufgegangen. Diese Italiener schauen, wie es scheint, lieber auf ihren eigenen kurzfristigen Vorteil, langfristig denken sie nicht. Nur so ist es zu erklären, dass sie offenbar Berlusconis sexuelle Eskapaden und sein vollkommen hirn- und verantwortungsloses Taktieren während der Eurokrise vergessen haben.
Die einzig gute Nachricht ist, dass Berlusconi persönlich erstmal nicht in Regierungsverantwortung kommt. Wegen des Patts im Senat ist er über den Einfluss auf sein Bündnis aber trotzdem mit von der Partie. Was jetzt passieren wird ist klar: Italien bekommt die Eurokrise 2.0. Und gegen die könnte der Gegenwind, der vor zwei Jahren wehte, ein müdes Lüftchen gewesen sein. Den Preis dafür werden Italiens Kinder und Enkel zahlen müssen. Europa muss sich Sorgen machen um das EU-Gründungsland Italien, in dem mehr als die Hälfte der Wahlberechtigten für Populisten gestimmt hat. Es soll schließlich ein Land geben, in dem ein gewisser Österreicher auf diese Weise an die Macht kam.
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Von Stefan Troendle