Experten rechnen auch in der kommenden Woche mit starken Schwankungen an den Aktienmärkten. Seit Mitte Juni bewegt sich der DAX unter großen Schwankungen im Bereich von 7.000 bis 7.500 Punkten. "Einen neuen Aufwärtstrend am deutschen Aktienmarkt wird es wohl nur geben, wenn für die Schuldenkrise in der Eurozone eine überzeugende, nachhaltige Lösung gefunden wird", so die Analysten der Commerzbank.
Nicht nur die Schuldenkrise, sondern auch erste enttäuschende Quartalszahlen internationaler Unternehmen, zuletzt z. B. bei L´Oreal belasten zunehmend. Damit bestätigt sich, was Frühindiktaoren schon seit Monaten signalisieren. Ob mit einem deutlichen Kursrutsch trotz aller Probleme zu rechnen ist, bleibt abzuwarten. Dagegen spricht die derzeit weltweit weiter expansiv ausgerichtete Geldpolitik.
Wie sich nach den teilweise panikartigen Marktbewegungen der vergangenen Handelswoche zeigt, ist die Nervosität noch nicht gewichen. Italien werde im Fokus bleiben, auch wenn weiterhin nicht davon auszugehen sei, dass Italien auf fremde Hilfe angewiesen sein werde. Die USA rücken noch stärker in den Fokus, da hier kurzfristig die Anhebung der Schuldenobergrenze notwendig sei. Obama macht ja mächtig Druck. Somit wird die volatile und von hoher Nervosität geprägte Börsenphase auch die nächste Zeit sich noch weiter fortsetzen.
Somit zeichnet sich ab, dass sich die Gefahr negativer Überraschungen sich unter den gegebenen Umständen weiter erhöht. Das Thema Schuldenkrise wird weiter dominieren Eine rasche, nachhaltige Lösung im Wege stehen wird wegen der unterschiedlichen politischen Interessen schwierig bleiben. Die Zeiten eines stetig steigenden Anteils von Unternehmen mit positiven Gewinnüberraschungen geht wohl zu Ende.
Wer da noch an einen ruhigen Sommer glaubt, der könnte schnell auf dem falschen Fuß erwischt werden.
Schau´n mer mal.
Etwas positiver beurteilt die DZ Bank die Lage. 'Wir erwarten, dass es in nächster Zeit zu einer Beruhigung rund um das Thema Italien kommen wird', schrieben die Experten. Es sei unter anderem mit einem beschleunigten Durchwinken des zweiten griechischen Rettungspakets zu rechnen sowie mit einem allgemeinen Bekenntnis der Regierungschefs zum Euro. Die DZ Bank blickt daher 'weiterhin positiv auf die Kursentwicklung deutscher und europäischer Standardwerte'. Zudem dürfte die in Kürze startende Berichtssaison vor allem angesichts der nun wieder ermäßigten Kurse für Impulse sorgen.
Die Hoffnung, dass es nach der Zustimmung zum Sparpaket der griechischen Regierung zu einem ruhigen Sommer kommen könnte, hat sich nach Ansicht der Deutschen Bank mittlerweile zerschlagen. Dazu hätten in der vergangenen Woche unter anderem die Sorgen um Italien beigetragen. In der kommenden Woche könnten nun die Ergebnisse des Banken-Stresstests die Ängste der Anleger weiter verstärken. 'Die Europäer können es sich nicht leisten, bis September zu warten, um auf die Sorgen des Marktes zu reagieren', lautet das Fazit der Experten um Paul Reynolds.
US-BERICHTSSAISON LÄUFT AUF HOCHTOUREN
Und auch die Fachleute von Silvia Quandt Research glauben nicht mehr daran, dass an der Schuldenkrisen-Front Ruhe einkehrt. 'Schlimmer noch, die Krise droht sich auszuweiten und insbesondere Italien mit in seinen Sog zu ziehen', schrieben sie in einer Studie. Es bestehe das Risiko, dass die Schuldenkrise eine neue Dimension annehme, die die Stabilität des ganzen Finanzsystems gefährde. Gänzlich hoffnungslos blickt Silvia Quandt Research indes nicht nach vorne: 'Die Chance ist, dass diese Gefahr die Politiker zu Entscheidungen zwingen wird.'
Auf Unternehmensseite kommt die Berichtssaison derweil in der kommenden Woche so richtig in die Gänge, vor allem in den USA und im europäischen Ausland. Jenseits des Atlantiks legen zahlreiche Schwergewichte ihre Resultate vor, darunter die Bank of America sowie Goldman Sachs , Yahoo und Apple am Dienstag, Intel und American Express zur Wochenmitte und Morgan Stanley am Donnerstag.
ZAHLEN AUS ZWEITER UND DRITTER REIHE IN DEUTSCHLAND
In Europa dürften zum Wochenauftakt die Zahlen von Philips Beachtung finden, am Dienstag folgt unter anderem der schweizerische Pharmariese Novartis , am Mittwoch ziehen Siemens-Konkurrent ABB , Roche sowie der finnische Handyhersteller Nokia nach. In Deutschland wiederum stehen zunächst nur Zahlen aus der zweiten und dritten Reihe auf dem Programm. Dazu zählen am Dienstag Delticom , der SDax-Neuling Zooplus am Mittwoch und Adva Optical Networking aus dem TecDax am Donnerstag.
Auf Konjunkturseite wiederum könnten der ZEW-Index am Dienstag, vor allem aber der Ifo-Geschäftsklimaindex am Freitag für Bewegung sorgen. Bei letzterem rechnen Experten mit einer leichten Eintrübung. Aus den USA kommen indes nur Konjunkturzahlen aus der zweiten Reihe, darunter die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe./chs/gl/he
Die Ausführungen sind nicht als Empfehlungen zu verstehen.
Jeder handelt für sich und auf eigenes Risiko.
An der Börse gehts zu wie im Dschungel - nur die Beute zählt.